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Deshalb will die SBB keine eigenen Zugverbindungen ins Ausland anbieten

Deshalb will die SBB keine eigenen Zugverbindungen ins Ausland anbieten

Die SBB-Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar hat den Verzicht des Bahnunternehmens auf eigene Züge im Ausland begründet. Die Kooperation mit Nachbarländern sei die bessere Variante als der eigene Betrieb einer Verbindung im Ausland, sagte Ribar.
12.08.2024, 06:21
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Damit könnten die SBB mehr Passagiere befördern und mehr Direktverbindungen in europäische Länder anbieten, sagte Ribar in einem am Montag publizierten Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung».

Verwaltungsratspraesidentin Monika Ribar spricht an der Jahresmedienkonferenz der SBB, am Montag, 11. Maerz 2024 am Hauptsitz der SBB in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
SBB-Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar.Bild: keystone

Der Aufbau der Struktur im Ausland für einige Züge pro Tag sei teuer. «Wenn wir nun eine Strecke mit einem grossen Potenzial selber betreiben, würden unsere Partner wohl sagen, dann machen wir es in anderen Fällen ebenfalls selber», sagte die Verwaltungsratspräsidentin. Das unternehmerische Risiko schätzten die SBB daher als zu hoch ein.

Eigene Verbindungen in Deutschland schloss Ribar mit der heutigen Infrastruktur des nördlichen Nachbarn aus. «Ich würde in Deutschland nie im Fernverkehr unternehmerisch tätig werden», sagte sie. Ein «vernünftiger» Betrieb sei schwierig.

Konkurrenz zum Strassen- und Luftverkehr

Die Infrastruktur sei auch auf der Strecke von Genf ins französische Lyon ein Problem. Lyon habe zwar Potenzial. Der Zug wäre eine gute Alternative zur Strasse, sagte Ribar. Nebst Herausforderungen wie der Stromversorgung gebe es aber bereits subventionierte Züge. Die SBB könne der Strasse daher keine Konkurrenz machen, sagte sie.

Konkurrenz in der Luft gebe es auf der Strecke von der Schweiz nach London. Gerne würden die SBB diese Verbindung anbieten, sagte Ribar. Die Erfolgschancen seien hinsichtlich der Konkurrenz durch Billigfluggesellschaften jedoch fraglich. Die SBB müssten in England und Frankreich Unternehmen gründen und Personal anstellen. Die für den Kanaltunnel zugelassenen Züge könnten zudem nicht anderweitig eingesetzt werden.

Rollmaterial dank Partnerschaften

Und die Verbindungen in den Süden? Einzelne Zugfahrten nach Rom seien ein Thema, sagte Ribar zur Zeitung. Doch fehle es am Rollmaterial für italienische Hochgeschwindigkeitsstrecken. Die Trassen seien zudem stark ausgelastet.

Auf Unterstützung beim Rollmaterial zählten die SBB bei Verbindungen von und nach Österreich. Das Nischenangebot von Nachtzügen sei etwa durch die Zusammenarbeit mit den Österreichischen Bundesbahnen möglich. Beim Betrieb von eigenen Nachtzügen würden die SBB auch wegen dem Schweizer Lohnniveau an finanzielle Hürden stossen.

Die SBB bewegten sich in einem engen Korsett. «Wo wir unternehmerische Handlungsspielräume haben, nutzen wir diese konsequent», sagte die Verwaltungsratspräsidentin. (sda)

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58 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Heinz666
12.08.2024 07:23registriert Dezember 2020
Schade, dass man die Leute für London quasi zum Fliegen nötigt. Ohne Interrail hin und zurück kostet mit dem Zug ein halbes Vermögen plus muss man noch den Bahnhof wechseln in Paris. Für mich nach mehreren Trips kein Problem, als Familie zum ersten Mal aber wohl ein Fiebertraum
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maylander
12.08.2024 09:53registriert September 2018
Die Kooperationen wie TGV Lyria funktionieren ja. Es bräuchte einfach ein Ausbau der Verbindung. Über Basel nach Strassburg und weiter nach Paris oder Brüssel. Über Genf nach Lyon und weiter nach Südfrankreich.

Das man in Milano Centrale umsteigen muss ist nicht mehr so ein Drama. Die Züge in Italien sind ziemlich pünktlich.
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