Sie haben ein Bild geschossen, das auf die Titelseite des «National Geographic»-Buches «Places of a Lifetime» kommt. Wie ist es, der berühmteste Fotograf der Schweiz zu sein?
Peter Böhi: Das bin ich bestimmt nicht. Da gibt es ganz andere Kaliber. Ich bin und bleibe ein Hobby-Fotograf.
Trotzdem. Es gibt nicht viele Fotografen, die es in das renommierte «National Geographic» schaffen. Kennt man Sie in der Szene?
Nein. Aber bei den Bergwirten in der Ostschweiz geniesse ich eine gewisse Anerkennung. Als ich kürzlich im Berggasthaus Rotsteinpass im Alpstein einkehrte, erkannte mich der Wirt, obwohl ich dort nur selten bin. Das freute mich.
Können Sie sich an den Augenblick erinnern, in dem Sie den Knopf ihrer Kamera drückten und das berühmte Äscher-Bild schossen?
Ehrlich gesagt nicht. Ich weiss nicht einmal genau in welchem Jahr es entstand. Es war aber ziemlich sicher September.
Spürten Sie, dass es ein gutes Bild wird?
Nicht sofort, erst bei der Nachbearbeitung. Da fiel mir auf, dass das Restaurant im Schatten liegt, auf die Terrasse hingegen Sonnenstrahlen fallen. Die Spiegelung in den Fenstern fand ich ebenfalls interessant. Während ich einiges optimierte, wurde mir klar, welches Potenzial in dem Bild steckt.
Was macht für Sie den Äscher aus?
Die Lage, der Standort. Dass die Beiz an einem überhängenden Fels klebt, die hintere Wand des Restaurants der Fels selber ist, das ist einzigartig. Zudem ist die Aussicht schwer zu überbieten, ebenso die Rösti und die Gastfreundschaft. Das Familiäre ist trotz dem Run auf den Äscher geblieben.
Wie wählen Sie Ihre Bilder aus?
Nach Gefühl. Durch Plattformen wie Flickr, wo ich mittlerweile rund 8000 Bilder online gestellt habe, bekomme ich zudem Inputs von Usern. Immer wieder kommt es vor, dass der Menge Bilder gefallen, die ich nicht als meine attraktivsten ausgewählt habe.
Ihr Äscher-Bild haben Sie ebenfalls auf Flickr gestellt. Von dort wurde es mehrere Male «gestohlen» und weiterverbreitet ohne ihre Einwilligung. Nervt das?
Ja und Nein. Natürlich ist das «Klauen» irgendwie nicht in Ordnung. Aber wenn ich meine Bilder auf Flickr stelle, muss ich damit rechnen. Auf der anderen Seite wäre «National Geographic» wohl kaum auf mich aufmerksam geworden, wenn sich mein Bild nicht auf illegale Weise so rasch verbreitet hätte.
Wie ist «National Geographic» auf sie zugekommen?
Vor knapp einem Jahr schrieb mir eine Fotoredaktorin ein Mail. Sie teilte mir mit, dass «National Geographic» mein Bild gegen Honorar gerne für einen Buchband verwenden würde. Offenbar war nicht von Anfang an klar, dass es das Titelbild wird. Dass es die Redaktion nun für die Front ausgewählt hat, es sich gegen all die anderen «schönen Orte» der Welt durchsetzte, macht mich schon ein bisschen stolz. Das ist ein Höhepunkt für den Äscher.
Wie viel hat «National Geographic» an ihrem Bild nachträglich verändert?
Ein attraktives Element meines Bildes finde ich die dramatischen Wolken. Ich fotografiere allgemein lieber bei schlechtem Wetter. Schönes Wetter finde ich eher langweilig. In Amerika, wo «National Geographic» den Hauptsitz hat, sieht man das etwas anders. Sie haben den Himmel blauer gemacht als auf meinem Original, ausserdem haben sie Drahtseile retuschiert.
Warum wechseln sie nun nicht den Beruf und werden Profi-Fotograf?
Die Branche ist brotlos. Ausserdem mag ich meinen Job als Gynäkologe. Fotografieren macht mir zu viel Spass, als dass ich es zu meinem Beruf machen möchte.
Was sind Ihre liebsten Sujets?
Berge, Landschaften allgemein, Strassen und Konzerte.
Wie oft sind sie in den Bergen?
So viel wie möglich. Pro Woche mache ich mindestens 1000 Höhenmeter, ich liebe Hochtouren. Meine Kamera begleitet mich dabei immer.
Trifft man Sie noch oft im Äscher an?
Mindestens einmal im Monat bin ich dort. Wenn es sein muss, auch bei Regen.
Das ist der letzte Teil der Äscher-Trilogie. Hier gibt es Teil 1 und Teil 2 zum nachlesen.