Er war überall in der Schweiz – und sagt uns jetzt, wo es ihm am besten gefiel
So entstand das Projekt des Gemeindewanderers
Als «Gemeindewanderer» ist Stefan Brauchli seit Jahren in der Schweiz unterwegs. Sein Ziel: Alle Gemeinden abwandern. Noch fehlen Saas-Fee und Saas-Almagell, dann hat er alle 2287 Gemeinden (Stand von Anfang 2016) besucht. Am 11. Mai 2019 soll es soweit sein. Wir haben mit ihm über seine Motivation und Wandererfahrungen gesprochen und er hat uns seine elf Lieblingsmomente verraten.
Die Regeln für das Projekt sind übrigens einfach: Eine Wanderung muss mindestens 10 Kilometer lang sein und eine Gemeinde gilt als besucht, wenn innerhalb der Gemeindegrenze ein Weg betreten wird. Auf GPS sind alle Wanderungen seit 2011 aufgezeichnet.
Stefan Brauchli, wie kamen Sie überhaupt zum Wandern?
Stefan Brauchli: Durch die Heirat (lacht). Meine Schwiegereltern hatten in Klosters im Prättigau eine Ferienwohnung. Da waren wir oft und entdeckten das Wandern. Früher war ich total unsportlich, nach Märschen im Militär war ich jeweils völlig platt.
Irgendwann war das Prättigau zu klein?
So ähnlich. Wir wollten auch andere Regionen entdecken und verkauften die Ferienwohnung. 2011 liess ich mich dann frühpensionieren. Und musste mich erst mal fragen: Was machst du jetzt mit so viel Zeit (lacht)? Nein, Spass, ich malte mir schon aus, dass ich gerne viel wandern würde.
Wie fing das mit den Gemeinden an?
Eigentlich war das am Anfang gar nicht das Ziel. Meine Frau – die mich oft auf den Wanderungen begleitet – und ich wanderten 2011 dem Röstigraben entlang. Das ging über rund 25 Etappen und wir absolvierten diese über mehrere Monate verteilt. Ich zeichnete die Wanderungen alle mit dem GPS auf. Dieses systematische Wandern, ein Fernziel haben, machte Appetit. Wir liefen danach die Schweizer Weitwanderwege ab, ich absolvierte die Bierwanderungen und wir liefen diversen grossen Flüssen der Schweiz nach oder umrundeten Seen.
Aber Sie zählten die Gemeinden immer schon?
Nein, das nicht. Aber 2016 fragte ich mich mal, wo ich wohl schon überall war – oder besser: was noch fehlte. Dank den GPS-Daten konnte ich alles nachverfolgen und kam auf rund 1500 Gemeinden. Da dachte ich: Die knapp 800 fehlenden schaffe ich jetzt auch noch und setzte mir dies zum Ziel.
Was gibt Ihnen das Wandern?
Ich bin kein Abenteurer, ich bin einfach sehr gerne in der Natur. Man spürt das Wetter, den Weg, ich rieche die Natur. Dazu kommen die kulturellen Aspekte wie Sprachen, Architektur, Landschaft – das wechselt in der Schweiz alles sehr schnell. Das zu Erleben, gibt mir ein extrem gutes Gefühl.
Wie planen Sie Ihre Wanderungen?
Das mache ich mit dem GPS. Meist reise ich mit dem ÖV an, manchmal gibt es irgendwo eine Art Basiscamp und von dort machen wir an einigen Tagen hintereinander verschiedene Wanderungen. Ich bin gerne in der Natur, aber zum Übernachten gönne ich mir auch einigen Komfort. Im Zelt habe ich beispielsweise noch nie geschlafen. Und die Wanderungen führen höchstens T3-Wegen entlang.
Verraten Sie uns, was ein erfahrener Wanderer im Rucksack haben sollte?
Ich habe nie viel dabei. Wasser, bei unsicherem Wetter einen Schirm, eine kleine Apotheke, Ersatzbatterien für das GPS und vielleicht Kleider zum wechseln. Zu Essen habe ich nie etwas dabei. Ich esse vor der Wanderung und danach, aber irgendwo einkehren gehört bei mir nicht dazu. Da staunen die Leute manchmal, aber das ist reine Gewohnheitssache.
Am 11. Mai absolvieren Sie Ihre letzte Wanderung des Mammutprojekts. Diese startet in Saas-Grund, führt nach Saas-Fee und endet in Saas-Almagell. Warum haben Sie diese Strecke als letzte auserkoren?
Ich zielte nicht von Anfang an auf diese Schlussetappe. Aber als sich das Ende abzeichnete, schaute ich mal, was mir noch fehlte. Das Saas-Tal gefällt mir extrem gut, darum entschied ich, dass das Projekt dort endet.
Und was folgt danach?
Es gibt so viele Orte, wo ich unbedingt nochmals hin will. Es ist bisschen verflixt. Je mehr man von der Schweiz gesehen haben will, umso mehr will man noch(mals) sehen. Ich könnte zum Beispiel auch noch die ehemaligen Gemeinden ergänzen, das habe ich schon mal etwas vorsondiert. Ich könnte mir auch vorstellen, Vorträge über meine Erlebnisse zu halten.
Zum Abschluss möchte ich noch wissen: Was bleibt? Oder anders gesagt:
Der Gemeindewanderer empfiehlt diese 11 Schweizer Orte
Calancatal GR
>>> Hier gibt es den GPS-Track dieser Wanderung.
Evolène VS
>>> Hier gibt es den GPS-Track dieser Wanderung.
Lac de Joux VD
>>> Hier gibt es den GPS-Track dieser Wanderung.
Linner Linde AG
Um die Linde drehen sich diverse Sagen. Zum Beispiel, dass die Welt untergehen müsse, wenn die Linde eines Tages nicht mehr einmal jährlich ihren Schatten auf das Schloss Habsburg, den Stammsitz der gleichnamigen Dynastie, werfe: ‹Leit d linde nüm ihres chöpfli ufs Ruedelis hus, so eschs met allne wälte us (mit ‹Ruedeli› ist Rudolf von Habsburg gemeint).»
>>> Hier gibt es den GPS-Track dieser Wanderung.
Napf BE
>>> Hier gibt es den GPS-Track dieser Wanderung.
Obermutten GR
>>> Hier gibt es den GPS-Track dieser Wanderung.
Piz Chavalatsch GR
>>> Hier gibt es die Strecke dieser Wanderung.
Rue FR
>>> Hier gibt es den GPS-Track dieser Wanderung.
Salvan VS
Vor meiner Wanderung kannte ich weder diese Geschichte, noch wusste ich von diesem Findling. Wir sahen per Zufall den Wegweiser. Der Stein ist wirklich ein Riesending.»
>>> Hier gibt es den GPS-Track dieser Wanderung.
Valangin NE
>>> Hier gibt es den GPS-Track dieser Wanderung.
Werthenstein LU
>>> Hier gibt es die Strecke dieser Wanderung.
