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In der Schweiz konvertieren meist junge Menschen

In der Schweiz konvertieren meist junge Menschen zum Islam

20.04.2024, 09:2820.04.2024, 09:38
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Menschen, die in der Schweiz zum Islam konvertieren, sind oft jung und manchmal auch minderjährig. Dies sagt Federico Biasca, Forscher am Schweizer Zentrum für Islam und Gesellschaft der Universität Freiburg.

Er schätzt den Anteil der Konvertiten auf zwei bis drei Prozent. Die Zahl sei anhand der Anzahl der Personen vorgenommen worden, die sich zum Islam bekennen und keinen Migrationshintergrund haben, sagt Biasca in einem Interview mit der Samstagsausgabe der Westschweizer Tageszeitung «La Liberté».

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Menschen, die in der Schweiz zum Islam konvertieren, sind oft jung und manchmal auch minderjährig.Bild: keystone

Er hatte für seine Studie Gespräche mit fünfzehn muslimischen Vereinigungen in der Westschweiz und im Tessin geführt. Man verfüge jedoch nicht über genaue statistische Zahlen. Laut Zahlen des Bundes bekennen sich in der Schweiz 400'000 Personen zum Islam. Einige Konvertiten hätten bereits Kontakt zu Muslimen in ihrem Umfeld, andere konvertierten aus persönlichen Gründen, nach einer Reise in ein mehrheitlich muslimisches Land oder nach dem Lesen von Texten, sagte der Forscher.

Radikalisierungen vorbeugen

Biasca hatte nicht mit einem so hohen Anteil minderjähriger Konvertiten gerechnet. Die Verantwortlichen der muslimischen Verbände seien selbst überrascht von den Konversionen Minderjähriger, sagt Biasca. «Sie wissen nicht immer, wie sie mit diesem Phänomen umgehen sollen.»

Die Konvertierungen von Jugendlichen seien eher spontane Zugänge als auf Proselytismus zurückzuführen. «Im Allgemeinen haben die Jugendlichen, die an die Tür einer Moschee klopfen, bereits die Idee, zu konvertieren», sagt der Experte. «Sie wollen ihren Glauben durch den Besuch eines Vereins legitimieren».

Biasca ist der Ansicht, dass muslimische Vereine eine Rolle bei der Verhinderung von Radikalisierungen spielen sollten. Es sei bekannt, dass neu Konvertierte in radikalen Gruppen besonders präsent seien, zum Beispiel in sozialen Netzwerken. Doch dabei handle es sich um eine sehr kleine Minderheit. (sda)

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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schlaf
20.04.2024 12:30registriert Oktober 2019
Spannend wäre zu wissen, was die Jungen sich von der Religion erhoffen, wenn sie zu dieser konvertieren.
Oder was für Gründe es gibt, einem anderen Gugus zu folgen, als dem Heimischen, der unter dem Strich aber dasselbe bedeutet?
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Slbstdkr
20.04.2024 17:34registriert April 2023
Freilandhühner die freiwillig in den Käfig gehen. Verstehe wer wolle. Rational jedenfalls nicht zu begreiffen.
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Truth Hurts
20.04.2024 10:41registriert Mai 2016
Was für eine grossartige Entwicklung!
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