Das Augenmittel Ala Octa, das im Verdacht steht, bei mehreren Patienten in Spanien und Frankreich zu einer Erblindung geführt zu haben, ist auch in der Schweiz vertrieben worden. In einem Westschweizer Spital wurde ein kritischer Fall entdeckt.
Die Schweizer Arzneimittelbehörde Swissmedic erwäge deshalb, noch am Mittwoch einen Anwendungsstopp auszusprechen, sagte Swissmedic-Sprecher Peter Balzli gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Die Abteilung Marktüberwachung stehe in Kontakt mit dem deutschen Produzenten Alamedics. «Die Möglichkeit, dass ein Qualitätsproblem besteht, ist sehr hoch», sagte Balzli.
Das Augenmittel «Ala Octa» wird vor allem bei Netzhaut-Operationen verwendet. In Nordspanien waren nach dessen Anwendung nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde im Juni insgesamt 13 Menschen auf einem Auge erblindet.
In Frankreich gab es im Juli zwei Fälle, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die nationale Medikamentenbehörde (ANSM) berichtete. Allerdings machte die ANSM nicht direkt «Ala Octa» für die Erblindungen verantwortlich. Auch in Italien gab es einen verdächtigen Fall.
Der deutsche Hersteller teilte Anfang Woche mit, es sei verfrüht, sein Mittel für die tragischen Vorfälle verantwortlich zu machen. Analysen unabhängiger Labore hätten ergeben, dass es keinen Hinweis auf eine Verunreinigung oder sonstige Auffälligkeiten gegeben habe, sagte der Geschäftsführer der Alamedics GmbH mit Sitz in Dornstadt (Baden-Württemberg), Christian Lingenfelder, am Dienstag.
Möglicherweise habe es Fehler bei der Anwendung des Mittels gegeben, hiess es bei Alamedics weiter. Dem Unternehmen sei mindestens ein Fall aus Spanien bekannt, in dem das Produkt eine Woche lang im Auge belassen worden sei und nicht nach der Operation sofort wieder entfernt wurde. «Sollten Reste im Auge verbleiben, kann dies zu Entzündungsreaktionen führen.»
Alamedics hatte nach den Vorfällen im Sommer einen Rückruf des Mittels gestartet und das Produkt vom Markt genommen. Wie viele Einheiten des Medikaments im Umlauf sind und in welchen Ländern sie vertrieben wurden, teilte das Unternehmen nicht mit. (sda/afp)