«Träffed die rechtig Wahl!»: Selten zuvor dürfte ein Politiker sein Votum im Waadtländer Kantonsparlament auf Schweizerdeutsch beendet haben. Schliesslich bereitet den Romands schon das Hochdeutsch viel Kopfzerbrechen – von Mundart ganz zu schweigen. Diese Problematik stand am Dienstag im Zentrum der Debatte. Der Rat beugte sich über ein Postulat des Grünen David Raedler, der die Kantonsregierung auffordert, in den Schulen Schweizerdeutsch unterrichten zu lassen.
«Man kann den Sprachaustausch und den nationalen Zusammenhalt noch so sehr betonen», sagte der Grünen-Politiker. Wenn ein Schüler aus der Waadt in die Deutschschweiz komme, verstehe er die Umgangssprache nicht – trotz jahrelangem Deutschunterricht.
Raedler kennt diese Situation: Er machte während des Gymnasiums einen Sprachaufenthalt in St.Gallen und zog im dritten Jahr seines Jus-Studiums nach Bern. Den Vorlesungen auf Hochdeutsch habe er gut folgen können, sagt der heute 36-jährige Anwalt. Doch sobald es um die Teilnahme am sozialen Leben gegangen sei, habe er sich ausgeschlossen gefühlt.
Dank eines Sprachkurses an der Uni sei es ihm gelungen, Mundart zumindest zu verstehen, so Raedler. Genau dies will er mit seinem Postulat allen Waadtländer Schülerinnen und Schülern ermöglichen. Auch wenn der Vorstoss offen formuliert ist, schwebt dem Lausanner vor, dass alle Lernenden auf Sek-Stufe im Rahmen des Deutschunterrichts ins Schweizerdeutsch eingeführt werden. Zudem sollen auf den höheren Stufen freiwillige Kurse zur Auswahl stehen. In einigen anderen Westschweizer Kantonen wie Genf gibt es bereits solche Angebote.
In der Waadt sorgte das Ansinnen für eine heftige Kontroverse. Während Linke «kulturellen Respekt» gegenüber der Deutschschweiz forderten, wehrte sich Bildungsdirektor Frédéric Borloz (FDP) im Parlament gegen das Postulat. Er verwies auf den dichten Lehrplan: «Eine zusätzliche Sprache hinzufügen, ist nicht möglich.» Es gelte, die Kräfte dem Erlernen der offiziellen Landessprachen zu widmen. Derzeit erkläre man den Lernenden zwar, dass auf der anderen Seite des Röstigrabens Schweizerdeutsch gesprochen werde. Am besten lerne man Mundart bei einem Sprachaufenthalt vor Ort kennen, glaubt der Regierungsrat. Sein Departement baut die Kooperation mit Deutschschweizer Kantonen stetig aus.
Support erhielt Borloz von bürgerlichen Politikern. «Wenn eine Person einen Dialekt verstehen will, liegt dies in ihrer persönlichen Verantwortung», sagte Nicolas Bolay (SVP). François Cardinaux relativierte das Problem mit Verweis auf seine eigenen Erfahrungen. Er habe lange Zeit für Deutschschweizer Firmen gearbeitet. «Nach zwei, drei Jahren kann man sich problemlos Schnitzelbänke anhören», witzelte der FDP-Vertreter.
Gegenwind erfuhr der Vorstoss bereits, als er im März eingereicht worden war. Der langjährige Journalist und Westschweiz-Kenner Peter Rothenbühler schrieb in der «Weltwoche», dass das Postulat den Fehler fälschlicherweise bei den Romands orte. «Die verbockten Kommunikatoren sind (mit einigen Ausnahmen) eher die Deutschschweizer, die nicht bereit sind, Französisch zu sprechen, obschon sie es in der Schule gelernt haben», so Rothenbühler. Zudem sei es in Zukunft vielleicht einfacher, sich via Englisch zu verständigen.
Für Raedler kommt dies nicht infrage. Man müsse verhindern, dass Englisch die Schweizer Mehrsprachigkeit ersetze, warnte der Grüne im Parlament. Zudem müsse die Romandie selbst Verantwortung übernehmen und dürfe diese nicht an die Deutschschweiz abschieben.
Die linke Ratshälfte sowie vier bürgerliche Abweichler stellten sich hinter diese Argumentation: Das Postulat wurde mit 71:67 Stimmen angenommen.
Die Regierung hat nun ein Jahr Zeit, eine Schweizerdeutsch-Strategie zu erarbeiten, die sie dem Parlament vorlegen muss. Bildungsdirektor Borloz sagte, dass wegen des dichten Lehrplans eine ähnliche Antwort zu erwarten sei, wie er sie heute gegeben habe. Bleibt abzuwarten, ob sich das schweizerdeutschaffine Parlament damit zufriedengeben wird. (bzbasel.ch)
Französisch habe ich schliesslich via meine francophone Freundin, die mir Serge Gainsbourg, Coluche, les Inconnus und den französischen Rap näher brachte. Von da an konnte ich französisch sprechen. Das Schulfranzösisch war für den Müll und der Lehrer ein psychisch kranker Mann.