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Universität Lausanne: Dozierende mit Gaza-Gegenpetition

Des militants pro-palestiniens manifestent lors d'un appel a la mobilisation alors que des etudiants pro-palestiniens occupent une partie du batiment Geopolis de l'Unil le samedi 4 mai 2024  ...
Das Transpi verlangt ein «freies Palästina, vom Meer bis zum Jordan», und spricht damit Israel das Existenzrecht ab.Bild: keystone

150 Dozierende blasen an der Uni Lausanne zum Gegenangriff

Seit dem 2. Mai wird ein Teil der Universität Lausanne von pro-palästinensischen Studierenden besetzt. Am Montagmorgen übergaben Dozierende eine Petition, die sich gegen die Forderungen der Studierenden richtet.
13.05.2024, 15:4513.05.2024, 15:45
Antoine Menusier / watson.ch/fr
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Am Montagmorgen erreichte eine Gegenpetition das Rektorat der Universität Lausanne. Sie ist eine Antwort auf die von mehr als 300 Professoren, Doktoranden und Assistenten unterzeichnete Petition zur Unterstützung der propalästinensischen Bewegung, die seit dem 2. Mai eines der Gebäude der Uni besetzt hält.

Unter dem Titel «Pour une liberté académique» (für akademische Freiheit) möchten die Unterzeichner «erneut bekräftigen, wie wichtig es ist, akademische Forschung und Lehre klar von jeglichem Aktivismus zu unterscheiden».

«Diese Unterscheidung ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Universität ihren Auftrag im Dienste der Gesellschaft erfüllen kann. Um die grossen Debatten, die sie durchziehen, zu nähren, muss sich eine demokratische und pluralistische Gesellschaft auf ein Wissen stützen können, von dem sie die Gewissheit hat, dass es unter den erforderlichen Bedingungen der Objektivität produziert wurde und keiner Ideologie untergeordnet ist.»
Auszug aus der Gegenpetition

Der Text, der noch weitere Paragraphen enthält, hat bisher die Unterschriften von 147 Professoren, Doktoranden und Assistenten der Universität erhalten. Hinzu kommen die Unterschriften von 122 «Unterstützenden», Personen, die nicht zur Universität Lausanne gehören oder dort studiert haben.

Philippe Gonzalez ist Lehr- und Forschungsbeauftragter für Kommunikations- und Kultursoziologie, der sich auf die Untersuchung von Religionen im öffentlichen Raum spezialisiert hat. Er ist einer der Initiatoren dieser Gegenpetition. Gonzalez gehört der Fakultät für Sozial- und Politikwissenschaften an und ist einer der sechs Fakultätsmitglieder, die sie unterzeichnet haben. Dies steht im Gegensatz zur Petition zur Unterstützung der Besetzungsbewegung, bei der die meisten Unterzeichner aus den Reihen der Fakultät kamen.

Philippe Gonzalez und die Mitunterzeichner der Gegenpetition stören sich an der Feststellung, dass «es in der aktuellen Mobilisierung keinen Platz für jüdische oder israelische Studierende gibt, die an der Existenz Israels festhalten, auch wenn sie der israelischen Regierung kritisch gegenüberstehen», so Gonzalez gegenüber watson.

«Das ist das Ende der wissenschaftlichen Arbeit»

Philippe Gonzalez fährt fort:

«Wir werden angesichts der dramatischen Situation in Gaza mit binären Parolen konfrontiert, die keinen Raum für eine differenzierte Analyse des Konflikts lassen, Parolen, die noch dazu von Dozierenden übernommen werden. Wenn das so weitergeht, ist das das Ende der wissenschaftlichen Arbeit.»

In Bezug auf die Partnerschaften der Universität Lausanne mit israelischen Universitäten, deren Aussetzung die Besatzungsbewegung fordert, meint Philippe Gonzalez, dass dieser Punkt «im Rahmen des Universitätsrats hätte angesprochen werden können», der der Ort der demokratischen Debatte an der Uni ist.

«Diese demokratische Instanz wurde umgangen.»
Philippe Gonzalez

Die 147 Unterzeichnenden der Gegenpetition (ohne Berücksichtigung der Unterstützenden) gehören mehreren Fakultäten an: Biologie, Medizin, Recht, Geowissenschaften, Wirtschaft, Literaturwissenschaft und Kriminologie – wie bereits erwähnt ist die Fakultät für Sozial- und Politikwissenschaften im Verhältnis am wenigsten vertreten.

Die drei Personen, darunter Philippe Gonzalez, die die Gegenpetition an das Rektorat gerichtet haben, sind alle Lehr- und Forschungsbeauftragte der Fakultät für Sozial- und Politikwissenschaften.

Die Gegenpetition sagt weiter:

«Unsere wissenschaftliche Arbeit und unser Unterricht sind von den sozialen und politischen Herausforderungen unserer Zeit geprägt. Dennoch sind wir stets bemüht, unsere Forschung mit einem rigorosen Ansatz durchzuführen, der auf nachprüfbaren Daten und bewährten Methoden beruht und der wissenschaftlichen Debatte unterliegt, um unsere Bias zu neutralisieren, die Objektivität unserer Ergebnisse zu gewährleisten und uns von jeglichem Dogmatismus freizumachen.»
Auszug aus der Gegenpetition

Die Initianten der Gegenpetition haben bislang keine Rückmeldung vom Rektorat erhalten.

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80 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Doppelpass
13.05.2024 18:54registriert Februar 2014
Gut dass die Dozierenden reagieren und eine differenzierte Auseinandersetzung fordern.
Ich verstehe, dass man sich für die Menschen im Gaza einsetzt und sich über die massive Gewalt, welche die Zivilbevölkerung trifft, empört.
Einfach "Pro-Palästina" zu sein ist aber keine Friedensbemühung sondern ein Bekenntnis zur Polarität. Das ist Öl ins Feuer der Falken auf beiden Seiten.
Besser wäre, sich mit den wenigen Friedensaktivist*innen beider Seiten zu solidarisieren (ja, es gibt sie noch) und sich zu einer starken Bewegung zu formen.
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benn
13.05.2024 19:01registriert September 2019
dem gibt es nichts mehr anzufügen, antisemitusmus ob von links oder rechts ist entgegen zu treten!
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Hirngespinst
13.05.2024 19:00registriert August 2019
'De la mer au la jordaine'

Ihr solltet euch echt schämen, ihr VERMEINTLICH intelligenten Menschen.
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