Am nächsten Montag beginnt an den Schweizer Hochschulen und Universitäten ein neues Semester. Die Vorlesungssäle, Bibliotheken und Mensen werden wieder belebt und gefüllt sein mit Studierenden. Wie sie in die Veranstaltungen reinkommen, ist allerdings unklar: Die Schweizer Hochschulen beschliessen nach und nach die Covid-Zertifikatspflicht für das neue Semester – offen bleibt aber, wie die Regel genau umgesetzt werden soll.
Neben den Universitäten Basel, Bern, Luzern und Zürich werden auch die Pädagogischen Hochschulen (PH) in Bern und Zürich ein Zertifikat von ihren Studierenden verlangen. In St.Gallen, Genf und Neuenburg führt man die Pflicht ebenfalls ein. Der Dachverband Swissuniversities begrüsst diesen Schritt: «Nach unserer Einschätzung kann der Präsenzunterricht wohl nur mit einer Zertifikatspflicht aufrechterhalten werden», sagt die Vizepräsidentin von Swissuniversities, Astrid Epiney, gegenüber SRF News.
Die Handhabung der Zertifikatspflicht überlässt der Bund den Kantonen, Hochschulen und Universitäten selbst. Dort ist vielerorts noch nicht klar, wie der Zutritt genau geregelt wird. Die Modalitäten würden noch ausgearbeitet, heisst es etwa bei den Universitäten Luzern und Basel sowie an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Auch die Frage, was genau passiert, wenn sich jemand nicht an die Zertifikatspflicht hält, ist noch unbeantwortet.
Einzig bei der Kontrolle der Zertifikate gibt es teils schon mehr Klarheit. Neben der PH Bern wollen auch die Universitäten Freiburg und Luzern Stichproben durchführen. Die Universität Zürich setzt ebenfalls auf Stichproben und auf Eigenverantwortung der Studierenden, heisst es in einer Mitteilung.
Nur die PH Zürich will konsequenter sein. «Wir überprüfen die Zertifikate vor Unterrichtsräumen, bei Anlässen sowie an den Eingängen vor den Bibliotheken und der Mensa», sagt Rektor Heinz Rhyn. Wer kein gültiges Zertifikat vorweisen könne, werde nicht eingelassen. Dabei sei ihm der «sachliche Dialog» mit den Studierenden wichtig.
Einen Dialog fordert auch Elischa Link, Co-Präsident des Verbandes der Schweizer Studierendenschaften (VSS). «Wir Studierenden sind in dieser Diskussion zu wenig angehört worden.» Das bereitet ihm Sorge, denn: «Durch die Zertifikatspflicht entsteht eine Hürde. Niemand soll von der Bildung ausgeschlossen werden.» Link fordert digitale Alternativen für ungeimpfte Studentinnen und Studenten. Ausserdem will er, dass die Coronatests für den Zugang zur Schule ab dem 1. Oktober übernommen werden.
Der Bund finanziert die Tests für das Covid-Zertifikat nur noch bis Ende September. Eine Ausnahme gilt für Personen, die sich aus nachweislichen, medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Will man als ungeimpfte Studentin jeden Tag zur Universität, kann das teuer werden. Ein Antigen-Schnelltest kostet 54 Franken und ist 48 Stunden gültig. Hochgerechnet auf einen Monat muss man da mit rund 550 Franken Mehrkosten rechnen.
Dass die Hochschulen diese Kosten übernehmen, dürfte aussichtslos sein. Die meisten angefragten Universitäten verweisen darauf, dass jeder und jede den Test in Zukunft selber berappen muss. Einzig die Pädagogischen Hochschulen Bern und Zürich wollen zu Beginn des Semesters die Schnelltests noch finanzieren. Auch die Universität Fribourg will Studierende, die in prekären Verhältnissen leben, bei den Coronatests finanziell unterstützen.
Das könnte sich allerdings alles nochmals ändern, denn auch die Politlandschaft beschäftigen die Testkosten. Die Grünen fordern, dass der Bund die Tests finanziert, solange die Zertifikatspflicht gilt. Andere Parteien wie die SVP, die SP und die Mitte haben sich dieser Forderung angeschlossen.