Schweiz
Session

Eine eigene Strafnorm für Sexting ist vom Tisch

Eine eigene Strafnorm für Sexting ist vom Tisch

14.12.2016, 17:1414.12.2016, 17:29

Der Ständerat will keine Strafnorm gegen Sexting, das Weiterverbreiten intimer Fotos oder Videos durch andere. Er hat am Mittwoch eine Motion von Nationalrätin Viola Amherd (CVP/VS) mit 25 zu 14 Stimmen abgelehnt. Der Vorstoss ist damit erledigt.

Die Mehrheit vertrat die Auffassung, die geltenden Bestimmungen böten genügend Schutz. Auch der Bundesrat hatte auf existierende Strafnormen verwiesen, die im Zusammenhang mit Sexting schon heute zur Anwendung gelangen können.

Neben den strafrechtlichen Bestimmungen zu Pornografie sind das jene zu Drohung oder Nötigung. Hinzu kommen zivilrechtliche Bestimmungen zum Schutz der Persönlichkeit.

Sensibilisierung sinnvoller

Justizministerin Simonetta Sommaruga betonte, dass Sexting für das Opfer «absolut dramatische Folgen» haben könne. Mit einer neuen Strafnorm sei das Problem aber nicht gelöst. Es gelte vielmehr, den Umgang mit den neuen medialen Möglichkeiten zu lernen und Jugendliche für die Gefahren zu sensibilisieren.

Andrea Caroni (FDP/AR) gab zu bedenken, dass es nicht um pornografische Aufnahmen gehe, da dafür schon Strafbestimmungen existierten. Damit stelle sich die Frage, welche Aufnahmen genau unter die neue Strafnorm fielen.

Nationalrat war Kandidat bei «MusicStar»

Auch nicht intime Aufnahmen könnten ein Problem darstellen, stellte Caroni fest. Er sei in jungen Jahren Kandidat bei «MusicStar» gewesen. Es wäre ihm peinlich, wenn die Aufnahme seines Vorsingens öffentlich würde. Das Strafrecht sei aber nicht dazu da, all das zu erfassen.

Claude Janiak (SP/BL) stellte sich ebenfalls gegen eine neue Strafnorm. Gerne werde auf die mögliche präventive Wirkung hingewiesen, sagte er. Eine solche dürfe aber nicht der einzige Grund für eine neue Strafnorm sein.

Bis hin zum Suizid

Für die Strafnorm sprach sich Beat Rieder (CVP/VS) aus. Er wies darauf hin, wie belastend Sexting für die Opfer sei. Das könne bis hin zum Suizid gehen. Der Nationalrat hatte die Motion mit 124 zu 43 Stimmen bei 18 Enthaltungen angenommen.

Im Nationalrat hatten die Befürworter argumentiert, die Verbreitung und der Austausch selbst produzierter intimer Fotos und Videos über Internet und Mobiltelefon nähmen zu. (whr/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
E. Regiert
14.12.2016 17:40registriert November 2016
Es braucht wirklich nicht für jedes neue Schlagwort aus den USA einen eigenen Gesetzesartikel. Schon gar nicht, wenn es wie in dieser Sache schon einen ganzen Strauss an Gesetzen gibt, die Opfer vor unauthorisierter Publikation von Lichtbildern ihrer Person schützen.
Politiker, die ein Gesetz in dieser Sache fordern, sind verachtenswerte Profilierungsneurotiker.
00
Melden
Zum Kommentar
4
UBS macht Gewinn von 2,5 Milliarden US-Dollar – deutlich mehr als erwartet
Die UBS hat den Gewinn im dritten Quartal stark gesteigert und dabei auch deutlich mehr verdient als von Analysten erwartet.
Zwei grosse Rechtsfälle, welche die Grossbank bereinigen konnte, wirkten sich ebenfalls positiv auf das Ergebnis aus. Der Gewinn in den Monaten Juli bis September 2025 erreichte 2,48 Milliarden US-Dollar, wie die UBS am Mittwoch mitteilte. Das waren 74 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Zur Story