Am Freitagvormittag beginnen die 47. Solothurner Literaturtage für das lesebegeisterte Publikum. Inhaltlich stehen Themen im Zentrum, die reichlich Stoff zum Nachdenken bieten.
Die Solothurner Literaturtage wollen Festival und Werkschau schweizerischen Literaturschaffens sein. Die Literatur aus der ganzen Schweiz sollen internationale Stimmen ergänzen. Vor diesem Hintergrund werden bis Sonntag (1.6.) rund 80 Schreibende erwartet, die mit ihren aktuellen Werken das Zeitgeschehen reflektieren.
Da dieses Zeitgeschehen geprägt ist von Angriffen auf die Demokratie, dem Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, von Erfahrungen mit Migration oder dem politischen Blick auf den eigenen Körper, sind auch das die Themen, die an der 47. Ausgabe der Literaturtage im Zentrum stehen.
So wird beispielsweise Jonas Lüscher mit der österreichischen Autorin Marlene Streeruwitz und der Philosophin Susanne Smetkamp darüber nachdenken, was auf dem Spiel steht angesichts eines internationalen Rechtsrutsches, der Demokratie nicht mehr als selbstverständlich erscheinen lässt. Und sie fragen, was Literatur in diesem Zusammenhang leisten kann und soll. (Freitag)
Oder die Autorinnen Lizzie Dorn aus Israel und Yevgenia Belorusets aus der Ukraine: Sie wehren sich beide gegen das Verstummen im Krieg. Mit ihren Tagebüchern finden sie indes unterschiedliche Herangehensweisen an literarische Zeugenschaft inmitten von Gewalt. (Samstag)
Oder die Autorinnen Laura Accerboni, Zora del Buono und Gabriella Zalapì: Sie gehören unterschiedlichen Generationen an und sprechen aus ihrer jeweiligen Perspektive darüber, wie Migrationserfahrungen ihr Schreiben beeinflussen. (Samstag)
Die 47. Literaturtage gedenken darüber hinaus eines grossen Abwesenden: Peter Bichsel, der mit seinen kurzen Erzählungen ganze Welten neu erfunden hat, ist diesen Frühling kurz vor seinem 90. Geburtstag gestorben. Ihm erweist die nachfolgende Generation ihre Referenz: Guy Krneta, Kay Matter, Peter Stamm mit der Moderatorin Flurina Badel und dem Musiker Daniel Woodtli. (Sonntag)
Zudem sind die Literaturtage der Rahmen, in dem überdurchschnittliche literarische Leistungen ausgezeichnet werden. Das Bundesamt für Kultur verleiht am Freitag den Grand Prix Literatur und die Schweizer Literaturpreise. Literatur für die jüngste und die junge Generation wird am Samstag mit dem Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Und der Basler Autor Alain Claude Sulzer wird am Sonntag mit dem Solothurner Literaturpreis geehrt.
Dabei ist an den diesjährigen 47. Solothurner Literaturtagen so manches neu. Allem voran die Orte, an denen sich das Publikum drängt. Das Landhaus, bis anhin ein Zentrum für die Veranstaltungen, ist geschlossen, weil es renoviert wird. Stattdessen gibt es neu im Museumspark ein Festivalzentrum. Und die Literaturtage arbeiten erstmals mit dem Kunstmuseum Solothurn zusammen.
Zum ersten Mal dabei sind auch die meisten der Verantwortlichen: die Geschäftsführerin Catherine Schlumberger und die Mehrheit der elfköpfigen Programmkommission. Sie sind dafür verantwortlich, welche Autorin, welcher Autor an die Literaturtage eingeladen werden.
Insgesamt stehen 140 Veranstaltungen auf dem Programm. An Lesungen, oder Podien stellen Autorinnen und Übersetzer ihre aktuellen Werke vor, mal ernst, mal mit Humor reflektieren sie, was ist oder entwickeln Gegenentwürfe. Die unterschiedlichen literarischen Genres von Prosa, über Lyrik, Spoken Word, Übersetzung bis zu Kinder- und Jugendliteratur finden ihren Platz. Zudem werden die verschiedenen Landessprachen zu hören sein.
Im Übrigen haben die 47. Solothurner Literaturtage schon begonnen, bevor das Festival für das Publikum öffnet. Die Tage vom 26. bis 28. Mai waren den Jugend- und Kinderliteraturtagen gewidmet. Und am Donnerstag (29.5.) wurde die 47. Ausgabe offiziell mit geladenen Gästen eröffnet. (nib/sda)