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Nach dem 1:1: Was die Nati aus dem Spiel gegen Spanien mitnehmen kann

Spain's midfielder Lucas Vazquez, left, fights for the ball with Switzerland's midfielder Steven Zuber, center, during an international friendly soccer match in preparation for the upcoming  ...
Steven Zuber (rechts) zieht an Spaniens Lucas Vazquez vorbei. Bild: KEYSTONE
Analyse

Nach dem 1:1: Was die Nati aus dem Spiel gegen Spanien mitnehmen kann

Im zweitletzten WM-Test gegen Spanien sicherte sich die Schweiz ein 1:1-Unentschieden. Dabei wussten die Schweizer vor allem defensiv zu überzeugen. Am Freitag, 8. Juni, folgt der letzte Test gegen Japan bevor die Schweizer Nati an die WM reist.
04.06.2018, 05:3304.06.2018, 07:26
Etienne Wuillemin / az aargauer zeitung
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Sollte es tatsächlich bei dieser Ehrenmeldung bleiben? Zehn Minuten sind in Villarreal noch zu spielen. Noch immer hält die Schweiz das 1:1 gegen Spanien ohne grössere Probleme. Die Zeit zerrann. Weiter und weiter. Nicht, dass die Spanier mit dem Engagement auftraten, das sie in einem WM-Final zeigen würden. Aber etwas frustriert wirkte die «Furia Roja» zunehmend schon.

Yann Sommer ist in WM-Form

Es kam der Moment, als Yann Sommer noch einmal beweisen durfte, dass er in WM-Form ist. Seine Parade gegen Rodrigo war grosse Klasse. In der 90. Minute strich der Schuss von Nacho knapp am Gehäuse vorbei. Wenig später durfte sich dieser noch per Kopfball versuchen. Wieder vorbei. Dann war Schluss.

Und damit wurde das bemerkenswerte Schweizer Zeichen 14 Tage vor dem ersten WM-Auftritt Tatsache. Ein 1:1 gegen einen der grössten Favoriten auf den WM-Titel nach einem beherzten Auftritt? Das darf durchaus als schöner, kleiner Erfolg gelten.

Das 1:0 im Video.Video: streamable

Das Tor als Produkt von etwas Mut

Es wurde also ein Abend ganz nach dem Geschmack von Nationaltrainer Vladimir Petkovic. Er durfte erfreut notieren, dass sein Team vor dem grossen Favoriten keineswegs einknickte. Denn ein bisschen Respekt vor dieser Aufgabe war rund um das Schweizer Lager im Vorfeld schon zu spüren. Was, wenn der Abend mit einer Abreibung enden würde, wie sie Argentinien im März beim 1:6 gegen Spanien erlebte?

Nein, diese Angst war völlig vermessen. Auch als die Schweizer einmal in Rückstand lagen, blieben sie mehrheitlich kompakt. Sie wehrten sich einfach immer weiter. Auch, als der Druck der Spanier zu Beginn der zweiten Hälfte immer grösser wurde. Es war so, wie es Petkovic vor dem Spiel ahnte. «Wir werden in Schwierigkeiten kommen, aber dann müssen wir eben kompakt bleiben. Und wenn wir das tun, können wir auch gegen gute Gegner dagegenhalten.»

Mutige Aktionen der beiden Aussenverteidiger

Es folgte die 62. Minute. Die Minute, in der die Schweiz ihren Lohn für dieses Spiel abholen durfte. Denn plötzlich lag der Ball im Tor von David De Gea. Dieser wehrte Lichtsteiners Schuss nur ungenügend ab. Rodriguez drückte den Ball aus zwei Metern über die Linie. 1:1 stand es plötzlich. Und die Spanier hatten die Gewissheit, dass es Fehler auch bei ihnen nicht verträgt.

Das 1:1 im Video.Video: streamable

Das Tor kam auch zustande, weil sich Zuber, Zakaria und Embolo schön durchspielten. Dass zuletzt die beiden Aussenverteidiger für den Treffer besorgt waren, zeigte auch, dass die Schweizer durchaus mutig waren. Und gewillt, etwas zu zeigen, wenn sich die Gelegenheit ergab.

Natürlich, allzu oft war das nicht der Fall. Dafür war der Gegner zu ballsicher, zu stark. Das Spiel gehörte den Spaniern. Ohne Zweifel. Von Anfang bis Ende. Gerade so, wie es die roten Tenöre eben wollten. Aber genauso wurde offensichtlich, dass sie oft mit angezogener Handbremse agierten, manchmal gar an der Grenze zur Nonchalance. Ab und zu eine tolle Bewegung aus dem Nichts, um plötzlich Zug in die Angriffe zu bringen. Das schon. Aber es war nicht so, dass die Schweizer Mal für Mal ins Schwimmen gerieten. So wie das an der WM 2010, bei diesem schönen 1:0-Sieg, noch der Fall war.

Die Erkenntnisse für den Trainer

Welche Lehren nehmen Petkovic und sein Team aus dem Abend mit? Eine ist gewiss, dass es gegen ein Topteam wie Spanien (oder dann an der WM Brasilien) keine Fehler leiden mag. So wie nach einer halben Stunde, als im Anschluss an einen Vorstoss plötzlich Odriozola frei zum Abschluss kam. Und zeigte, dass auch ein Aussenverteidiger zweiter Wahl ein schönes Tor per Direktabnahme erzielen kann.

In der Innenverteidigung gefiel wieder einmal Manuel Akanji. Er liegt gegenüber Konkurrent Djourou mittlerweile im Vorteil, wenn es um den Startplatz neben Fabian Schär geht. In der Offensive waren Dzemaili und Seferovic in der ersten Hälfte blass. Petkovic ersetzte sie durch Embolo und Drmic. Auch von ihnen war nicht allzu viel zu sehen. Doch Embolo war eben auch am Tor beteiligt. Shaqiri durfte in Hälfte zwei in der Mitte spielen, später gar Captain sein. Von ihm kann noch deutlich mehr kommen an der WM.

Granit Xhaka: der wichtigste Einzelspieler fehlte noch

Fazit: Über 90 Minuten gesehen war es ein guter Schweizer Auftritt. Einer, der Mut macht für die WM. Und das, obwohl mit Granit Xhaka der wichtigste Einzelspieler wegen seiner Verletzung noch fehlte. Der Abend von Villarreal erlaubt der Schweiz, ein bisschen zu träumen. Zumindest ist der WM-Achtelfinal ein realistisches Ziel.

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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Eifach_öpis
04.06.2018 07:17registriert Februar 2016
Auch wenn beide Teams mit angezogener Handbremse unterwegs waren, sich ja niemand verletzten wollte (sieht man auch bei der Kartenverteilung ganz deutlich), kann die Schweiz mit dem Resultat sehr Zufrieden sein.

Einzige Kritik: Ich hätte viel Lieber Gavranovic im Sturm gesehen. Er hat eine klasse Saison gespielt und hätte sich das eigentlich verdient gehabt.
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Shiba
04.06.2018 06:46registriert Dezember 2015
Die Startelf fand ich nicht schlecht so. Anstelle von Schär würde ich jedoch gerne Elvedi sehen. Auch gefiel mir Dzemaili‘s Körpersprache auf dem Feld nicht.
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zellweger_fussballgott
04.06.2018 08:39registriert November 2017
Shaqiri arbeitet gegen Topteams einfach zu wenig nach hinten. Wenn ich sehe, wie Embolo nach hinten gearbeitet hat im Gegensatz zu Shaqiri auf der rechten Seiten, dann weiss ich bei aller offensiven Qualität und Genialität, wen ich auf die Bank setzen würde gegen Brasilien.
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