Die SRG-Ombudsstelle rügt eine «Arena»-Fernsehsendung. Ein Experte sei zu einseitig gewesen, und das Sachgerechtigkeitsgebot sei verletzt worden. Victor W. Willi vom Middle East Institute in Genf war vorgeworfen worden, die palästinensische Hamas verharmlost zu haben.
An Willi bemängelten die Beanstander, sein Institut habe lediglich 13 Mitglieder, von denen fünf aus dem arabischen Raum kämen. Willi habe Lügen verbreitet, wie es im SRG-Newsletter vom Mittwoch zur «Arena»-Sendung vom 27. Oktober vergangenen Jahres hiess. Der Titel der Sendung war: «Krieg im Nahen Osten: Was muss die Schweiz tun?».
Die Hamas sei als legitim gewählte, staatstragende Organisation dargestellt worden, die Charta von 2017 sei relativiert und die Terrorgefahr ausserhalb der Region als nicht vorhanden dargestellt worden, so die Beanstander. Der Moderator habe bei diesen unqualifizierten, einseitigen Aussagen nicht interveniert.
Die SRG-Ombudsstelle sah dies ähnlich und hielt in ihrer Stellungnahme fest: Die Aussage von Willi, die Hamas habe sich gemässigt und sie akzeptiere die Grenzen von 1967 eigentlich, lasse sich nirgends nachweisen. Ebenso wenig lasse sich nachweisen, dass der sogenannte Anschlag auf Israel vom 7. Oktober mit rund 1200 Toten – der weit mehr als ein Anschlag gewesen sei – ausschliesslich auf den militärischen Arm der Hamas zurückzuführen sei.
«Diese sowohl inhaltlich als auch verbal durch den Experten Willi gemachte Verharmlosung hätte zwingend thematisiert werden müssen - wenn nicht durch den Moderator, dann zumindest durch einen zweiten Experten», argumentiert die Ombudsstelle.
Der SRF-Korrespondent könne zudem trotz seines Wissens nicht als Pendant des als Wissenschaftler angekündigten Experten durchgehen.
Die «Arena»-Redaktion hielt fest, die Aussagen von Willi seien durch die anwesenden Politikerinnen und Politiker und durch den SRF-Nahost-Korrespondenten Jonas Bischoff relativiert worden.
Die Hamas ist eine palästinensische sunnitisch-islamistische Terrororganisation, die den Staat Israel gemäss ihrer Charta vernichten und an seiner Stelle einen islamistischen Gottesstaat in Palästina errichten will. Sie wurde Ende 1987, nach Beginn der ersten Intifada, als Zweig der islamistischen Muslimbruderschaft in Gaza-Stadt gegründet und hat den Holocaust wiederholt als Lüge bezeichnet.
In der EU und in den USA gilt die Hamas als Terrororganisation, in der Schweiz nicht. Unterdessen haben aber beide Parlamentskammern deren Verbot in der Schweiz gefordert. (sda)
Als würde jemand behaupten, Hitler, Trump, Putin, Erdogan, Orban seien bei ihrer ersten Wahl nicht gewählt worden weil man sie nicht gern hat.
Wichtig ist, dass beide Seiten (expansionisten Israels und Anhänger der Hamas und Hisbolla) nicht verharmlost werden. Extremismus und Antisemitismus beidseitig hat keinen Platz!
Abgesehen davon, was der Experte gesagt hat: Ist es nicht ein wenig seltsam, wenn der Moderator die Aussagen des Experten darauf hin beurteilen soll, ob sie qualifiziert sind?