Es war eine Nachricht für Feinschmecker: Vor einigen Tagen verschickte die Swiss ein Communiqué und kündigte das neue Gastro-Menü für ihre Business- und First-Class-Passagiere während den nächsten drei Monaten an. Die Gäste in den vorderen Reihen der Swiss-Flieger kommen in den Genuss von Spezialitäten wie Trüffelmousse im Ei oder einer Tarte mit Sanddorn-Gelee aus der Küche des Schweizer Sternekochs Andreas Caminada.
Was jetzt schon klar ist: Ein Teil dieser Leckereien landen unangetastet im Abfall. Denn Food Waste – also die Verschwendung von Lebensmitteln – geschieht nicht nur am Boden, sondern auch über den Wolken. In den letzten Jahren, in einer Zeit mit stärkerer Öko-Sensibilisierung, hat das Thema in der Gesellschaft und bei Unternehmen an Bedeutung gewonnen. In der Schweiz fallen jährlich 2.6 Millionen Tonnen an Food Waste an.
Auch die Swiss hat das Problem auf dem Radar und plant neue Massnahmen, um ihre Food-Waste-Bilanz zu verbessern, wie ein Artikel im neuen Magazin des Swiss-Pilotenverbands Aeropers zeigt, der die Verschwendung an Bord anprangert.
Am Beispiel eines Fluges nach Chicago schreibt ein Pilot: «Auf Flügen in die USA müssen gemäss den Bestimmungen der amerikanischen Behörden so gut wie alle frischen Lebensmittel entsorgt werden – ganz egal, wie lange sie noch haltbar oder wie sie verpackt sind.»
Ausgenommen seien nur der sündhaft teure Balik-Lachs, einige Backwaren in der First Class, ein paar Salatsaucen und Haltbares wie beispielsweise Trockenobst, schreibt der Pilot. «Für unseren Flug bedeutet das, dass wir in Chicago heute eine erschreckende Menge qualitativ einwandfreier Lebensmittel wegwerfen werden.
Und so stapeln sich nach der Landung in den Galleys (Bordküchen, Anm. d. Red.) Säcke-weise volle Kaffeerahmkapseln, Butter, Käse, Schinken und Früchte und warten auf ihre Entsorgung.» In der Business-Class seien nach dem Flug oft noch etwa zehn bis zwanzig Mahlzeiten übrig und werde vernichtet.
Grund für den Wegwerfwahn sind in der Regel die strengen Seuchenschutzgesetze in den Zielländern. Aus Angst, dass mit dem Essen ein Krankheitserreger oder Seuchen ins Land geschleppt werden könnte, der die Menschen oder die Flora und Fauna im Land bedrohen könnte, fordern die Staaten die Vernichtung vieler tierischer oder pflanzlicher Produkte.
Im Pilotenmagazin heisst es: «Die USA misstrauen den Standards der Europäer, die Europäer misstrauen den Standards der USA, und den Standards aller anderen Staaten misstraut sowieso jeder.»
Bei der Swiss läuft seit einiger Zeit ein konzerninternes Projekt mit dem Namen «Fly Greener», eine Initiative des Kabinenpersonals. Ziel ist es, das Recycling an Bord zu fördern und Abfall zu vermeiden.
Eine Sprecherin sagt, aus Rückzählaktionen wisse man, dass nur 80 Prozent der Gäste auf Europaflügen die Gipfeli und Sandwiches essen. Der Rest wird entsorgt. Aus diesem Grund würden nun weniger Frischprodukte als vorher geladen. Auch die Mahlzeiten für die Crew seien angepasst und zum Teil reduziert worden.
Zahlen zur heutigen Food-Waste-Menge kann die Sprecherin nicht nennen, diese würden erst gegen Ende Jahr vorliegen. Die gesamte Lufthansa-Gruppe, also auch die Swiss, unterstütze zudem die so genannten «Sustainable Development Goals» des Branchenverbands IATA, sagt die Sprecherin. Zu diesen Zielen gehört unter anderem die Halbierung der Lebensmittelverschwendung bis 2030.
Easyjet, die Nummer 1 an den Flughäfen Genf und Basel, hat sich dem Thema ebenfalls angenommen. Die Billigairline setzt seit vergangenem Jahr auf einen selber kreierten Algorithmus für den voraussichtlichen Bedarf an Mahlzeiten, abhängig von einer Vielzahl Faktoren.
Mit dem alten Modell seien pro Flug im Schnitt 4.6 Lebensmittelprodukte entsorgt worden, sagt eine Sprecherin. Mit dem neuen Algorithmus seien es nur noch 1.9. Aktuell kommt er an acht Standorten in Grossbritannien und Europa zum Einsatz.
Bei der Swiss heisst es, für Flüge ab Zürich würde das Essen je nach Destination unterschiedlich eingeplant. Auch Faktoren wie Tag- oder Nachtflüge würden berücksichtigt sowie die Erkenntnisse aus dem «Fly Greener»-Projekt.
Bei Flügen ab Genf, bei denen Gäste für ihr persönliche Essenswahl bezahlen müssen, habe man ebenfalls ein automatisches Prognosesystem entwickelt, das eine präzisere Beladung ermögliche.
Zudem will die Swiss in Genf ein System prüfen, das sich Kunden von Migros, Coop und Co. bereits gewöhnt sind: Den Rabatt kurz vor Ladenschluss. «Wir schauen uns den Verkauf von Lebensmitteln zu speziellen Preisen an», bestätigt die Sprecherin. Auf Zürich-Flügen ist dies nicht möglich, da die Mahlzeiten im Preis inbegriffen sind.
Easyjet hat das Rabatt-System bereits eingeführt. Auf dem letzten Flug zurück zur Basis des Flugzeugs werden Snacks zum halben Preis angeboten. (mim/aargauerzeitung.ch)
Warum kann man vorgängig in der App nicht auswählen was man Essen will? Die einzelnen Gänge anwählen die man will und das Menu auswählen? So muss die Airline nur laden wozu sich der Passagier entschieden hat!
Wie wärs wenn ihr einfach vor der Landung nochmal durch das Flugzeug geht und fragt, ob jemand noch Hunger hat? Ich bin mir sicher, dass so noch einiges an Abfall eingespart werden kann.