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Sawiris versenkt Pläne für eine Marina in Flüelen

Reusstal, Urnersee, Bild: Shutterstock
Blick auf das Reussdelta, den Urnersee und Flüelen.bild: shutterstock

Sawiris wollte in Flüelen eine Marina bauen – jetzt hat er die Idee versenkt

Nach Druck der Bevölkerung will Samih Sawiris auf eine Marina in Flüelen verzichten. Bei Isleten plant er aber weiterhin mit einem Hafenprojekt. Die Gegner wollen kritisch bleiben.
09.02.2022, 18:0310.02.2022, 12:28
Corsin Manser
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Die Gemeinde Flüelen liegt spektakulär eingebettet zwischen Berggipfeln am Urnersee. Besonders beliebt ist das Gebiet für Kite- und Windsurfer, die am südlichsten Zipfels des Vierwaldstättersees optimale Bedingungen vorfinden – dem Föhn sei Dank.

Hier wollte Samih Sawiris eine Marina bauen. Dabei handelt es sich um künstliche Buchten, an denen Boote anlegen können – flankiert von Hotels, Wohnungen und Gastrobetrieben. Sawiris, dem in Andermatt bereits das Luxus-Hotel «The Chedi» gehört, hatte nicht nur für Flüelen Pläne für eine Marina, sondern auch für Isleten, einige Kilometer seeaufwärts.

Widerstand gegen das Projekt

Doch gegen das Projekt des ägyptisch-montenegrinischen Unternehmers regte sich Widerstand. Gleich zwei Petitionen wurden lanciert, um die Marinas zu verhindern. Die Petition «Der Urnersee gehört uns» sammelte in den vergangenen Tagen über 5000 Unterschriften.

Die Initianten fürchten ein komplett überrissenes «Marina-Projekt». Dabei sei das Gebiet besonders schützenswert, das Reussdelta stehe sogar unter Naturschutz. Sie fordern einen freien Seezugang. In der Petition heisst es: «Es gibt praktisch keinen anderen See in der Schweiz, dessen Uferabschnitte noch immer so frei für alle zugänglich sind – für Spaziergänger, Surfer, Badende, Familien mit ihren Kindern und vor allem für alle Urnerinnen und Urner.»

Sawiris beerdigt die Marina in Flüelen ..

Nun hat Sawiris kalte Füsse bekommen. Zumindest teilweise. Denn in Flüelen will er jetzt doch nicht die Bagger vorfahren lassen. Er habe lediglich wissen wollen, ob die Bevölkerung interessiert gewesen wäre an einem solchen Angebot, berichtet die Luzerner Zeitung. Dies sei nicht der Fall gewesen. «Für mich hat sich dieser Standort somit erledigt», so Sawiris. Er habe sich überrascht ob dem grossen Widerstand in der Bevölkerung gezeigt, schreibt die Berner Zeitung. Er wolle nichts gegen den Willen der Bevölkerung machen.

Samih Sawiris, aegyptischer Investor, erhaelt die Ehrenbuergerurkunde des Kanton Uri waehrend seiner Ehrenbuergerfeier im Theater Uri in Altdorf, am Freitag, 4. Juni 2021. (KEYSTONE/Urs Flueeler)
Samih Sawiris will in Flüelen nun doch nicht bauen.Bild: keystone

... nicht aber am Standort Isleten

Anders sieht es in Isleten aus. Dort hat Sawiris bereits Land von der Sprengstoff-Firma «Cheddite» gekauft. An diesen Plänen will der Unternehmer festhalten. Bei der Marina würde es sich aber nicht um einen umzäunten Bereich handeln, der nicht für die öffentliche Bevölkerung zugänglich sei, erklärte Sawiris am Mittwoch. Durch die Wohnungen, die Gastronomie und Ladenlokale würde die Marina zu einem belebten Ort werden und Arbeitsplätze schaffen. Auch um die Natur müsse man sich keine Sorgen machen.

Noch sind die genauen Pläne von Sawiris nicht bekannt. Er möchte im März weiter informieren. Allerdings, so schreibt die Luzerner Zeitung, werde es nicht ein Mega-Projekt wie in Andermatt. Die Marina an der Isleten werde nicht einmal zehn Prozent der Ausmasse von Andermatt haben.

Gegner bleiben kritisch

Für Eveline Lüönd ist der Rückzug ein «Teilerfolg», wie sie gegenüber watson sagt. Lüönd, Ladrätin von den Grünen, kämpfte an vorderster Front gegen das Marina-Projekt am Urnersee. Der Kampf ist für sie jedoch noch nicht vorbei. «Wir bleiben dran», kündigt sie an. Man werde jetzt ganz genau hinschauen, was Sawiris an der Isleten plane. «Wir wollen nichts Überdimensioniertes.» Es sei wichtig, dass der Ort für alle kostenlos zugänglich sei und naturbelassen bleibe.

Dies steht eigentlich nicht im Widerspruch, zu dem, was Sawiris heute angekündigt hat. Ob sich der Grossinvestor und die Gegnerschaft finden werden, wird sich zeigen. Das letzte Wort in der Angelegenheit scheint noch nicht gesprochen.

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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LittleWor(l)dUri
09.02.2022 20:19registriert August 2021
Ich als Urner bin stolz auf unseren Ürnersee. Der erwähnte freie Zugang macht den See für jede und jeden zu einem Erlebnis. Besonders im Sommer ist „am See“ so einiges los. Sawiris war für das Urserental eine Bereicherung. Aber auch in Andermatt ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Er macht viel, doch alles kann er sich trotzdem nicht erlauben…
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sheshe
09.02.2022 21:16registriert November 2015
Die Frage ist halt, wer profitiert? Mit der momentanen Situation sind dies die lokale Bevölkerung (Naherholungsgebiet im Bachdelta), Wanderer auf dem Weg der Schweiz und Surfer. Isleten ist notabene ein Weltklass-Surfspot, der europaweit grosse Beachtung findet. Wer wird es denn mit der Marina sein? Hauptsächlich Touris, die von Luzern nach Andermatt schippern können. Die lokalen Fischer, die schon lange neue Plätze bräuchten sind es bei beiden Optionen nicht. Das lokale Gewerbe wohl auch nicht, da sie nicht kompetitiv sind.

Da für mich die Interessen sehr einseitig sind, bin ich dagegen.
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[CH-Bürger]
09.02.2022 18:35registriert August 2018
"Auch um die Natur müsse man sich keine Sorgen machen"

Na, dann ist ja alles gut! 👻
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Prämienentlastung etc. – bei 3 Abstimmungsvorlagen zeichnet sich ein Ja ab
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