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Wallis: Vier jugendliche Straftäter nach Ausbruch noch auf der Flucht

Flucht aus Gefaengnis Gefängnis Symbolbild
Symbolbild.Bild: Shutterstock

10 Jugendliche flüchten aus Erziehungsanstalt – Behörden hüllen sich in Schweigen

In Granges VS flohen am Wochenende 10 Jugendliche aus einer geschlossenen Erziehungsanstalt. Sechs konnte die Polizei mittlerweile wieder schnappen, gleichzeitig hüllt sich die Walliser Staatsanwaltschaft in Schweigen.
07.02.2024, 12:5407.02.2024, 15:10
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In der Nacht auf Sonntag entkamen zehn Jugendliche und junge Erwachsene aus dem geschlossenen Erziehungszentrum Pramont in Granges VS, das zur Gemeinde Sierre/Siders gehört.

Eine spektakuläre Flucht

Die 10 Jugendlichen überwältigten in der Nacht von Samstag auf Sonntag einen Wärter in der Erziehungsanstalt Pramont in Granges VS. Sie verletzten ihn leicht und sperrten ihn ein. Dann ergriffen sie mit einem in der Nähe gestohlenen Fahrzeug die Flucht.

Die Erziehungsanstalt Pramont in Granges VS ist das einzige Institut für den Massnahmenvollzug Jugendlicher und junger Erwachsener in der Westschweiz. Es hat den Auftrag, die Gesellschaft vor den jugendlichen Straftätern zu schützen – gleichzeitig aber auch, auf die Resozialisierung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen hinzuarbeiten. Letzteres beinhaltet auch erzieherische und therapeutische Aspekte.

Bereits am Sonntag äusserte sich Frédéric Favre, Vorsteher des Departements für Sicherheit des Kantons Wallis, zum Ausbruch:

«Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich um menschliches Versagen.»

Dröhnende Stille seitens der Behörden

Worin dieses menschliche Versagen bestand, darüber kann nur spekuliert werden, denn die Walliser Behörden geben sich bedeckt. Auch zu den entflohenen Jugendlichen ist nichts bekannt, ausser ihr Alter: Die Entflohenen sind zwischen 17 und 24 Jahren alt.

Ein Sprecher der Kantonspolizei sagte gegenüber Le Matin, die Ermittlungen seien noch im Gange. Er verwies auf die Staatsanwaltschaft. Deren neue Chefin Béatrice Pilloud machte klar, dass beim aktuellen Stand der Ermittlungen keine zusätzlichen Informationen bekannt gegeben würden.

Sicherheitsmassnahmen verstärkt

Nach dem jüngsten Ausbruch werden die Sicherheitsmassnahmen verstärkt. So wird ab sofort ein privater Sicherheitsbeamter bei der Überwachung in der Nacht eingesetzt.

Mit der Umsetzung weiterer Massnahmen soll bereits Ende Februar begonnen werden, wie der Kanton Wallis am Mittwoch mitteilte. Der Vorsteher des Departements für Sicherheit, Institutionen und Sport (DSIS) und der Chef der Dienststelle für Straf- und Massnahmenvollzug (DSMV) hätten angesichts der Situation diese Sofortmassnahmen beschlossen.

Vier Jugendliche weiter auf der Flucht

Nach neustem Stand sind am Mittwoch sechs der zehn Flüchtigen gefasst worden. Die Festnahmen seien das Ergebnis der von der Staatsanwaltschaft, dem Jugendgericht sowie der Kantonspolizei gemeinsam durchgeführten Ermittlungen und Untersuchungen, hiess es in einer Mitteilung des Sicherheitsdepartements des Kantons Wallis vom Dienstagabend.

Die Suche nach den übrigen vier wird «mit grossem Aufwand» fortgesetzt.

Frühere Ausbrüche

Es ist nicht der erste Ausbruch aus der Erziehungsanstalt Pramont in Granges VS. Anders als im aktuellen Fall gelang es bei früheren Fluchtversuchen jedoch, die Jugendlichen schnell wieder zu verhaften. So etwa am 25. Februar 2023, als ein 16- und ein 17-Jähriger bereits nach einer Stunde wieder gefasst wurden.

Am 31. August desselben Jahres versuchten es vier Jugendliche: Drei wurden bald danach mit einem gestohlenen Auto gefasst. Der vierte konnte am Tag danach im Kanton Waadt festgenommen werden.

Le batiment du Centre educatif ferme de Pramont (CEP) photographie ce lundi 23 decembre 2019 a Granges. L'eveque de Sion Jean-Marie Lovey a celebre la messe de Noel dans l'etablissement peni ...
Das Erziehungszentrum Pramont.Bild: KEYSTONE

Es könnte durchaus sein, dass sich im aktuellen Fall die noch flüchtigen Jugendlichen bereits ausserhalb des Kantons Wallis befinden.

(rbu/sda)

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34 Kommentare
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wideglide
07.02.2024 14:01registriert Oktober 2021
Wenn's Wölfe wären hätten sie alle beteits erwischt ...
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Randalf
07.02.2024 13:58registriert Dezember 2018
Na, das war's dann mit der Resozialisierung.
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Bits_and_More
07.02.2024 13:59registriert Oktober 2016
Interessanterweise ist die Flucht aus einem Gefängnis an sich straflos. Strafbar ist natürlich der Angriff auf den Beamten.

Ebenfalls Strafbar ist die Beihilfe zum Ausbruch, und da hier ein Täter dem anderen geholfen hat, kann das hier zutreffen.
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