Oskar Freysingers Ära als Walliser Staatsrat endete nach nur einer Amtsperiode mit einer krachenden Niederlage: Am 19. März verpasste der SVP-Mann die Wiederwahl in die Regierung, obwohl er vier Jahre zuvor noch das beste Ergebnis erreicht hatte.
Die Abwahl macht ihm offenbar zu schaffen: Sein Nachfolger Christophe Darbellay, Ex-CVP-Präsident, beklagte sich im Walliser Parlament über die fehlende Amtsübergabe durch Oskar Freysinger: «Ich habe ein völlig leeres Büro vorgefunden.»
Eine Amtsübergabe habe es nicht gegeben, sagte Darbellay gemäss Walliser Bote. Freysingers Frust ging offenbar so weit, dass er nicht ans Telefon ging: «Ich habe Oskar Freysinger mehrmals angerufen, um eine geordnete Übergabe durchführen zu können. Eine solche ist nicht zustande gekommen.»
Darbellay dankte seinen «sehr guten Dienstchefs», die ihn über die Dossiers informiert hätten. Er kündigte an, in der Bildungspolitik einen Schlussstrich unter die Ära Freysinger zu ziehen: «Es geht darum, diese Zeit hinter uns zu lassen und die Missstände aufzuarbeiten, die in dieser Zeit entstanden sind.» In der letzten Legislatur seien im Bildungsbereich Regeln mit Füssen getreten worden.
Darbellays Äusserungen fielen während der Parlamentsdebatte über einen Bericht zur «Affäre Cleusix». Oskar Freysinger hatte Jean-Marie Cleusix nach seiner Wahl zum Chefbeamten für das Unterrichtswesen ernannt. Obwohl kurz danach bekannt wurde, dass Cleusix fast 80'000 Franken Steuerschulden nicht bezahlt hatte, hielt Freysinger an seinem Vertrauten fest. Als Cleusix schliesslich aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, erhielt er dank einer Abmachung mit dem Kanton eine Stelle als Mittelschullehrer. (cbe)