Bald ein Jahr ist der Hagelflieger auf dem Flugplatz Birrfeld stationiert. Ziel ist es, Hagelniederschläge und -schäden zu minimieren. Das mit einer Sprühvorrichtung ausgerüstete Spezialflugzeug des Typs Cessna setzt unter der Hagelwolke Silberjodid frei, um zu verhindern, dass sich grosse und schwere Hagelkörner bilden können, die massiven Schaden anrichten. Stattdessen entstehen viele kleine Hagelkörner, die auf dem Weg zum Boden zu Schneematsch oder – im besten Fall – zu Regen werden. Lanciert worden ist das Pilotprojekt von der Baloise-Versicherung.
Auch kurzfristig steht ein Pilot zur VerfügungNach der brütenden Hitze sind in den letzten Tagen gleich mehrere Unwetter über die Schweiz gezogen. Wie häufig war der Hagelflieger in der Luft? In diesem Jahr seien – ab Ende Juni in regelmässigen Abständen – bisher 11 Einsätze gezählt worden, sagt Roberto Brunazzi, Mediensprecher bei der Baloise Group. Im letzten Jahr waren es vor allem im August und September rund ein Dutzend Flüge. Das Einsatzgebiet erstreckt sich über die Nordwestschweiz und das Mittelland bis in die Zentral- und Ostschweiz. Flüge sind laut Brunazzi möglich, solange genügend Tageslicht vorhanden ist. Auch kurzfristig stehe immer ein Pilot zur Verfügung. Mit dem Wetterdienst würden die Wetterentwicklungen täglich geprüft und über Einsätze entschieden.
Das Video zeigt, wie der Hagelflieger funktioniert
Das Pilotprojekt sei grundsätzlich sehr positiv aufgenommen worden – vor allem auch in den Bevölkerungsteilen, die regelmässig von Hagelschäden betroffen seien, stellt der Mediensprecher fest. Kurz: Das Projekt verlaufe nach Plan und werde noch wie vorgesehen zwei weitere Jahre dauern.
Eine Aussage darüber, wie erfolgreich die Einsätze sind, lässt sich allerdings noch nicht machen. «Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und diese Zeit werden wir auch benötigen, um eine detaillierte Wirkungsanalyse durchführen zu können», betont Brunazzi. Um die wissenschaftlich einwandfreie Begleitung sicherzustellen, arbeitet die Baloise während der ganzen Zeit mit der ETH Zürich zusammen. «Am Ende des Projekts werden wir ein Fazit ziehen.» Dann werde auch eine wissenschaftlich bestätigte Zahl vorgelegt werden können.
Hagel beziehungsweise Unwetter gehören gemäss Brunazzi zu den Fokusthemen im Schadenmanagement der Baloise. Da Hagel – trotz Hagelflieger – nicht komplett verhindert werden kann, soll sichergestellt werden, dass die Behebung der Schäden so einfach wie möglich vonstattengehe. Das beginne damit, dass sich die Baloise aktiv bei den Kunden einer betroffenen Region melde nach einem starken Unwetter mit möglichen Schäden. Mit der Baloise-Hagelstudie sowie der Studie der ETH zum Hagelflieger werde nun ein wissenschaftlicher Beitrag zum Thema geleistet, führt Brunazzi aus.
Die Baloise alleine, fügt er an, zahle jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag aufgrund von Hagelschäden. Der Versicherer geht davon aus, dass mit dem Hagelflieger bis zu 50 Prozent der Schäden verhindert werden können. «Aber auch wenn es nur 10 Prozent sind, wäre das ein grosser Erfolg», so Brunazzi. (aargauerzeitung.ch)