In der Schweiz sind am Mittwochabend vielerorts starke Niederschläge und Gewitter niedergegangen. In Basel standen die Einsatzkräfte zeitweise im Dauereinsatz. Und im Kanton Bern kam es zu Zugausfällen.
Besonders stark betroffen waren das Mittelland, die Jura-Region und das Tessin. In Vevey VD am Genfersee fielen innerhalb einer Stunde 50,1 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. In Basel war es zu Spitzenzeiten nicht mal die Hälfte, dafür regnete es mehrere Stunden lang.
Vergleichsweise trocken blieb hingegen die Alpenregion. Dort fiel fast kein oder besonders wenig Niederschlag. Für die Flüsse und ihre Wasserstände bedeutet das wenig Gutes: Sie konnten sich nicht erholen. Für eine Kehrtwende bräuchte es mehrere Tage lang verbreiteten Niederschlag. Die seltenen, aber dafür besonders heftigen Regenfälle helfen höchstens, dass die Trockenheit sich nicht noch mehr verstärkt.
Die hydrologischen Daten des Bundesamtes für Umwelt zeigen eindrücklich auf, wie gering der Effekt der heftigen Niederschläge gestern war.
Ein Blick auf die Aare soll das beispielhaft aufzeigen: Der Fluss im Mittelland befand sich gestern in dem Bereich, wo höhere Niederschlagsmengen gemessen wurden. Der Effekt auf die Wassermenge war aber sehr gering: Der Pegel stieg gegen Mitternacht um knapp 20 Zentimeter an und sank darauf wieder ab. Dieselben Auswirkungen präsentierten sich einige Kilometer flussabwärts bei Brugg AG: Ein leichter Anstieg um rund 40 Zentimeter, gefolgt von einem schnellen Rückgang.
Die Prognosen für die kommenden Stunden bis am Wochenende sehen auch nicht vielversprechend aus: Es wird zwar ab Donnerstagabend längere Regenfälle geben, was die Abflussmenge kurzzeitig ansteigen lassen wird. Aber auch hier gehen Computermodelle des Bundesamtes für Umwelt von einem darauffolgenden Rückgang der Pegel aus.
Dieselben düsteren Aussichten gelten für den Rhein. Hier werfen wir einen Blick auf den Rhein, der das Wasser mehrerer Flüsse der Deutschschweiz vereint: Die Messungen der letzten 40 Tage zeigen auf, wie wenig die heftigen Regenfälle in der Schweiz – so wie gestern – ausmachten: Sie führten zwar zu kleinen Ausreissern. Aber der Rhein führt weiterhin wenig Wasser.
Im Juli und August 2022 bewegte sich die Abflussmenge im Bereich zwischen 400 und 600 Kubikmetern Wasser pro Sekunde. Für diese Jahreszeit ist das sehr, sehr wenig. Selbst in den Hitze- und Dürre-Jahren 2003 und 2018 führte der Rhein im Juli/August deutlich mehr Wasser bei der Messstation in Basel.
Damals erreichte die Abflussmenge in den Sommermonaten auch mal Werte über 900 Kubikmetern pro Sekunde. Heuer schaffte es diese Linie (in der Grafik oben: blau) stattdessen, den Wert von 400 mehrfach zu unterschreiten.
Das hat nicht nur Konsequenzen für die Natur: Die Schifffahrt, welche touristisch und wirtschaftlich eine grosse Bedeutung für Basel hat, wird durch tiefe Pegelstände und schwachen Abfluss beeinträchtigt. Einige Reedereien haben ihren Betrieb bereits eingestellt oder gewaltig reduziert.
Das regnerische Wochenende dürfte auch beim Rhein kaum zu einer spürbaren Beruhigung der Situation führen: Die weiträumigen und längeren Regenfälle am Freitag und Samstag werden laut Computermodellen sehr wahrscheinlich die Abflussmenge höchstens auf 800 Kubikmeter pro Sekunde kurzzeitig ansteigen lassen.
Sehr «optimistische» Prognosen gehen von noch höheren Wassermengen aus – sie sind aber sehr unwahrscheinlich und werden die Trockenheit höchstens verlangsamen: Eine deutlichere Verbesserung der Situation ist in den nächsten Tagen nicht in Sicht.
(pit)
Zuerst saugen sich die Böden voll, später steigen auch wieder die Flusspegel. Aber eins nach dem anderen.
Typischer Fall von "Wie verwandle ich eine gute Nachricht (es regnet endlich) in eine schlechte (es ist noch nicht genug Regen gefallen). Und ein Grund, warum sich viele Leute vom Newsjournalismus abwenden. Es ist alles so schlimm und wird jeden Tag viel schlimmer... Nicht.