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Hochwasserlage in der Schweiz: Heftiger Regen lässt Pegel steigen

Eine ölige Flüssigkeit ist am Samstagnachmittag vom Hörlistegkanal in St. Margrethen in den Alten Rhein geflossen. Feuerwehren und der kantonale Gewässerstützpunkt errichteten Ölsperren. Das hat Auswi ...
Eine ölige Flüssigkeit ist am Samstagnachmittag vom Hörlistegkanal in St. Margrethen in den Alten Rhein geflossen. Es wurden Ölsperren errichtet.Bild: Kantonspolizei St.Gallen

Angespannte Hochwasser-Situation in der Schweiz – Altenrhein mit Öl verschmutzt

Die starken Niederschläge haben am Samstag in der Schweiz zu zahlreichen Überschwemmungen, Erdrutschen und überfluteten Kellern geführt. Und die Hochwasserlage bleibt angespannt.
01.06.2024, 10:5701.06.2024, 23:03
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Die Hochwasser-Situation in Teilen der Schweiz bleibt angespannt. Immerhin: Die Wasserstände vieler Flüsse werden am Samstag laut Bund aufgrund der Wetterberuhigung stagnieren oder sogar zurückgehen.

Die für Sonntag erwarteten neuen Niederschläge, die steigende Schneefallgrenze und die bereits gesättigten Böden werden jedoch zu einem erneuten Anstieg der Abflüsse führen, wie es im Gefahrenbulletin des Bundes vom Samstagmittag heisst.

Die ergiebigen Niederschläge entlang des Alpennordhangs östlich der Reuss seien zu Ende gegangen.

Die für Seen und die meisten grossen Flüsse veröffentlichte Gefahrenwarnung bleibe bestehen, da die Pegel der Seen weiter stiegen.

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Hochwasser und Überschwemmungen in der Schweiz
Ein Fussgängersteg bei der Thurbrücke in Frauenfeld Ittingen am Samstag, 1. Juni 2024.
quelle: keystone / christian merz
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Wie steht es um die grossen Gewässer?

Die Niederschläge in Kombination mit sehr feuchten Böden haben dazu geführt, dass die Pegelstände der Seen und vieler Flüsse zwischen Freitagabend und Samstagmorgen deutlich angestiegen sind. Betroffen seien alle Regionen nördlich der Alpen, hiess es.

Für Rhein und Thur gab das Naturgefahrenportal des Bundes bis am Sonntagmittag eine Hochwassergefahr der Stufe 3 von 5 heraus. Bei dieser Gefahrenstufe rät der Bund, sich von den Gewässern fernzuhalten.

Eine mässige Hochwassergefahr der Stufe 2 gibt es laut Bund bei der Aare, der Limmat, der Reuss, der Linth, der Sihl sowie beim Zürich-, Vierwaldstätter-, Boden- und Walensee.

Ölige Flüssigkeit in St.Galler Gewässern

Eine ölige Flüssigkeit ist am Samstagnachmittag vom Hörlistegkanal in St. Margrethen in den Alten Rhein geflossen. Feuerwehren und der kantonale Gewässerstützpunkt errichteten Ölsperren. Das hat Auswirkungen auf die Schifffahrt im Alten Rhein.

Wegen der hohen Pegel in den Flüssen und der grossen Wassermassen in der Kanalisationen war die Suche nach dem Ursprung der öligen Flüssigkeit schwierig, wie die Kantonspolizei mitteilte. Die Frage war bis am Abend ungeklärt.

Durch die intensiven Regenfälle der letzten Tage gab es einen Rückstau in der Kanalisation. Wie die Polizei vermutete, könnte dadurch an einem vorerst unbekannten Ort ein Ölabscheider überspült worden sein. Um welche Flüssigkeit es sich handelt und wie viel davon in die Gewässer gelangte, war ab Abend ebenfalls nicht abschliessend geklärt.

Die Feuerwehren errichteten am Einlauf des Hörlistegkanals und im Alten Rhein vor dem Einlauf in den Bodensee Ölsperren. Dadurch ist die Schifffahrt auf dem Alten Rhein beeinträchtigt. Der Hafen Rheinspitz und die Marina Rheinhof sind bis Sonntagmorgen um 9 Uhr geschlossen. Die Durchfahrt von Alrenrhein bis Rheineck bleibt für die Schifffahrt nach Polizeiangaben voraussichtlich bis Montagmorgen gesperrt.

Kanton Aargau

In Bad Zurzach ist der Rhein am Samstag an mehreren Orten über die Ufer getreten. Betroffen ist der Fuss- und Veloweg zwischen dem Rhein und dem Regibad sowie Campingplatz, berichtet die «Aargauer Zeitung».

So aussergewöhnlich das Hochwasser in Zurzach ist. Deutlich höher stand der Rhein in den letzten Jahrzehnten mehrmals. Das Siedlungsgebiet von Bad Zurzach und der weiteren Ortschaften der Gemeinde Zurzach liegen deutlich höher. Hochwassergefahr besteht hier keine.

Welche Auswirkungen auf den Verkehr gibt es?

Mehrere Verkehrswege waren am frühen Samstag wegen Erdrutschen oder Hochwasser vorübergehend unpassierbar. Betroffen waren einzelne Kantonsstrassen in den Kantonen Zürich, St. Gallen und Thurgau, wie der Touring Club Schweiz (TCS) mitteilte.

Auch im Bahnverkehr kam es zu Problemen. Die Strecke zwischen St. Margrethen SG und dem Hauptbahnhof München (D) war im Allgäu am Morgen unterbrochen. Der Grund dafür war der witterungsbedingte Schienenzustand, wie die SBB mitteilten.

Erdrutsche und Hochwasser in der Ostschweiz

In den Kantonen Thurgau und St. Gallen hat es wegen der starken Niederschläge bislang viele Schadenmeldungen und Feuerwehreinsätzen gegeben. Allein im Kanton Thurgau registrierte die Polizei bis am Samstagmorgen mehr als 100 Schadenmeldungen.

Im Thurgau herrschte zwischen Lommis und Affeltrangen Hochwasser. Autos konnten auf der dortigen Verbindungsstrasse nicht mehr verkehren. Der Verkehr wurde umgeleitet. Auch zwischen Rotbühl und Au gab es einen Erdrutsch auf der dortigen Hörnlistrasse.

Die Hochwasser-Situation der Thur im Kanton Thurgau war auch Samstagmorgen angespannt. Es galt nach Angaben des Bundes erhebliche Hochwassergefahr. Der Anstieg des Abflusses flachte jedoch ab.

In St. Gallen war die Martinsbruggstrasse in beide Richtungen gesperrt, ebenfalls wegen eines Erdrutschs.

Im Kanton St. Gallen koordinierte die Notrufzentrale rund 90 Feuerwehreinsätze, wie es bei der Kantonspolizei auf Anfrage hiess. Betroffen gewesen sei vor allem der nördliche Teil des Kantons gewesen.

Graubünden

Die heftigen Niederschläge haben oberhalb von Brienz GR zu vermehrten Block- und Steinschlägen aus der Rutschung geführt, wie SRF berichtet. Für das Dorf bestehe laut Behördenangaben vom Freitagnachmittag keine Gefahr. Die Gemeindeverwaltung Brienz/Brinzauls habe die Bevölkerung auf der Social-Media-Plattform X angewiesen, sich an die Sicherheitszone zu halten.

Mitte März waren einige tausend Kubikmeter Felsmaterial oberhalb der Gemeinde abgestürzt. Das Bündner Bergdorf wurde dabei verschont.

Kanton Zürich

Die Zürcher Feuerwehren rückten bis am Samstagmorgen 200 Mal wegen Wasser in Gebäuden oder überfluteten Strassen aus. Besonders betroffen seien das Zürcher Oberland sowie Zell und Turbenthal, schrieb Schutz und Rettung Zürich bei X (Twitter).

Die Kantonsstrasse zwischen Flaach und Ellikon am Rhein (Bezirk Andelfingen) musste ebenfalls wegen Hochwasser gesperrt werden.

Auch in Andelfingen wurden vorsorglich Brücken gesperrt, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Dies für den Fall, dass die Thur über die Ufer trete. Die Lage könnte sich laut der Kantonspolizei Zürich im Verlaufe des Tages noch verschärfen, heisst es weiter.

Bei der Einsatzleitzentrale seien bis am Samstagmorgen über 700 Notrufe eingegangen, 300 davon hätten die Feuerwehr betroffen. Auch auf dem Gebiet der Stadt Zürich sei die Berufsfeuerwehr einige Male wegen Wasserschäden ausgerückt.

In Turbenthal kam zu einem Erdrutsch zwischen Freckmünd und Schmidrüti. Die Kantonsstrasse wurde dort in beiden Richtungen gesperrt.

Zentralschweiz

Als Folge der starken Regenfälle sind im Kanton Zug mehrere Hauseingänge, Keller und Waschküchen unter Wasser gestanden. Die Polizei registrierte 15 Meldungen. In der Stadt Zug wurde die Velounterführung «im Rank» geflutet.

Viel Wasser sammelte sich wiederholt auf der Autobahn A14 zwischen Baar und Zug, wie die Zuger Polizei am Samstag weiter mitteilte. Deshalb habe die Geschwindigkeit mehrmals reduziert werden müssen. Der Zugersee und Ägerisee seien an einigen Stellen über die Ufer getreten.

Die Feuerwehren in den Gemeinden Baar, Steinhausen, Cham, Hünenberg und Unterägeri waren laut Angaben der Polizei teilweise während einer längeren Zeit im Einsatz. Es gab keine Verletzten.

Quellen

(dsc/hah/sda)

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raembe
01.06.2024 13:44registriert April 2014
Ich und meine älteren Schwestern haben ebenfalls eine Nachtschicht hinter uns. Wir kämpften gegen das herein strömende Wasser im Haus unserer Eltern (beide Ü60).

An alle die momentan ähnliche Situationen erleben oder erlebt hatten: Haltet die Ohren steif, better times ahead!
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RTFM
01.06.2024 16:07registriert Mai 2021
Allen Helfern genug Energie in den intensiven Tagen. Tragt Sorge zu euch und beim Arbeiten nicht vergessen: Material kann ersetzt werden ein Leben nicht. 🙏
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    Mehrheit will Nazisymbole im öffentlichen Raum verbieten

    Eine Mehrheit von Parteien, Kantonen und Verbänden will das Verwenden und Verbreiten von Nazisymbolen in der Öffentlichkeit verbieten. Die entsprechende Vernehmlassung zu diesem Spezialgesetz des Bundesrates endete am Montag. Wer gegen diese Regelung verstösst, soll künftig mit einer Ordnungsbusse von 200 Franken bestraft werden.

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