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«Es wird weitere Konkurse geben»: Philippe Gaydoul sieht schwarz für Schweizer Detailhandel

«Es wird weitere Konkurse geben»: Philippe Gaydoul sieht schwarz für Schweizer Detailhandel

18.04.2016, 02:5518.04.2016, 02:55
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Nach Einschätzung von Denner-Erbe und Unternehmer Philippe Gaydoul hat der Detailhandel in der Schweiz den Frankenschock noch nicht überwunden. Gaydoul zeigt sich pessimistisch: Er ortet Panikstimmung im Markt und rechnet mit weiteren Konkursen.

«Der Frankenschock ist noch lange nicht ausgestanden. Sonst wären die Zahlen nicht so schlecht, wie sie sind», sagte Gaydoul in einem Interview, das am Montag im «Blick» erschien. Aussagen von Ökonomen, die das Gegenteil behaupteten, seien «nichts als Schönfärberei».

Philippe Gaydoul.
Philippe Gaydoul.
Bild: freshfocus

Der Schweizer Detailhandel habe das schlechteste Jahr seit 35 Jahren hinter sich. «Knapp zwei Milliarden Umsatz gingen verloren. Das ist happig.» Die Umsätze würden auch dieses Jahr «noch keinen Boden finden», sagte Gaydoul weiter. «Es wird weitere Konkurse geben.»

Er erhalte immer wieder Dossiers von Unternehmen, die einen Käufer suchten. «Viele haben geglaubt, wir hätten es nur mit einem vorübergehenden Unwetter zu tun, und nicht gemerkt, dass die Veränderungen tiefer gehen.» Bei vielen sei es aber bereits zu spät zum Handeln.

Der Eigentümer der Marken Navyboot und Jet Set sieht die Schweiz zudem mitten in einer Abwärtsspirale: «Am Detailhandel hängen Hunderttausende von Arbeitsplätzen.» Wenn es dem Handel schlecht gehe, bekämen dies andere Branchen auch zu spüren: zum Beispiel die Landwirtschaft, das Transportgewerbe oder die Medien. Dennoch wäre es aus Gaydouls Sicht «falsch, auf Hilfe der Politik zu hoffen». (sda)

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Herbert Anneler
18.04.2016 04:44registriert August 2015
Der Niedergang des Detailhandels hat nur indirekt etwas mit der Frankenstärke zu tun: Im Kampf um Wachstum liefern sich die Grossen der Branche seit Jahzehnten einen völlig absurden Preiskrieg - immer noch billiger und noch billiger, obwohl wir z.B. schon die Hälfte aller Nahrungsmittel wegwerfen. So angefixt auf billig, ist es klar, dass man noch schnell über die Grenze reist, wo es noch billiger ist. Gaydoul, Bolliger, Jost etc. d.h. Coop, Migros usw. sind letzlich auch Opfer eines zum Selbstzweck gewordenen Wachstumsfetischismus, den sie selber nach Kräften fördern. Jetzt kommt die Rechnung
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dracului
18.04.2016 06:57registriert November 2014
Der Detailhandel hat sich ungesund entwickelt in der Schweiz: In den letzten Jahren sind die teuren Geschäfte (Jet Set, Navyboot, Lacoste, Boss, Diesel etc.) wie Pilze aus dem Boden gespriest und haben ganze Quartiere und Einkaufszentren in eine Zürcher Bahnhofsstrasse verwandelt. Das hat wenig mit dem Franken zu tun oder der "Geiz ist geil"-Mentalität zu tun, sondern mit einer Fehleinschätzung des vorhandenen Marktpotentials. Oder mal Hand aufs Herz: Wer kann es sich leisten regelmässig in diesen teuren Geschäften einzukaufen?
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kliby
18.04.2016 08:27registriert September 2015
wenn unsere detailhändler von erben ohne echten leistungsausweis geführt werden, und nicht von fähigen leuten, geht es naturgemäss abwärts.
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