Ukraine entscheidet sich gegen US-Kampfjets – und für den schwedischen Gripen
In der vergangenen Woche haben der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und der schwedische Premierminister Ulf Kristersson eine Absichtserklärung unterzeichnet, die die mögliche Lieferung von bis zu 150 schwedischen Kampfflugzeugen des Typs JAS 39 Gripen E an die Ukraine vorsieht. Militäranalysten sprechen von einer «strategischen Entscheidung». Bis die ersten Maschinen tatsächlich in der Ukraine einsatzbereit sind, dürfte jedoch noch einige Zeit vergehen.
Bislang fliegen ukrainische Piloten US-amerikanische F-16-Kampfjets, die die Ukraine von europäischen Verbündeten erhalten hatte. Diese Staaten ersetzten ihre eigenen F-16 durch modernere F-35-Jets. Die USA selbst haben der Ukraine jedoch nie direkt Kampfjets geliefert, betonte Militärexperte Alexander Kovalenko gegenüber «Radio Liberty».
In die Entscheidung sei wohl auch das Bedürfnis nach Planungssicherheit eingeflossen. Kovalenko erklärte: «Die USA haben zuletzt gezeigt, dass sie kein stabiler Partner sind – und das gilt nicht nur für die Regierung von Donald Trump, sondern auch für Joe Biden, der keine F-16 direkt aus den USA geliefert hat.»
Auch der Militäranalyst Oleg Schdanow sieht darin einen strategischen Kurswechsel:
Langfristiges Abkommen beschlossen
Das neue Abkommen zwischen Schweden und der Ukraine ist auf zehn bis fünfzehn Jahre angelegt und soll rund zehn Milliarden US-Dollar kosten.
Es umfasst nicht nur die Lieferung der Flugzeuge, sondern auch die Ausbildung ukrainischer Piloten sowie den Aufbau einer gemeinsamen technischen Basis für Wartung und Instandhaltung. Bereits im August 2023 hatten ukrainische Piloten ihre erste Ausbildung an Gripen-Kampfflugzeugen begonnen.
Selenskyj zeigte sich bei seinem Besuch in Schweden optimistisch, «mindestens 100 dieser Flugzeuge zu erhalten». Kristersson erklärte, sein Land werde zum Aufbau einer neuen und schlagkräftigen ukrainischen Luftwaffe beitragen.
In der schwedischen Presse wird jedoch beim «Aftonbladet» darauf hingewiesen, dass es noch ein langer Prozess sei, bis die neuesten Gripen-Jets tatsächlich den ukrainischen Luftraum schützen. Demnach könnte es noch bis zu drei Jahre dauern, bis die neue Generation der Gripen an die Ukraine geliefert wird.
Hinzu kommt die Finanzierungsfrage, da ein Auftrag über mehr als 100 Kampfjets erhebliche Mittel erfordert – hierbei müssten auch die westlichen Verbündeten der Ukraine eine wichtige Rolle spielen. Erste Lieferungen älterer Gripen-Modelle könnten jedoch bereits 2026 erfolgen, um die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine kurzfristig zu stärken.
Hightech-Flieger mit 500-Kilometer-Reichweite
Der JAS 39 Gripen E gilt als eines der modernsten Mehrzweckkampfflugzeuge der Welt. Die von Saab entwickelte Maschine kombiniert Wendigkeit, Reichweite und modernste Avionik. Das Modell verfügt über ein leistungsstärkeres Triebwerk von Volvo, eine grössere Reichweite und ein hochentwickeltes Radar- sowie Elektroniksystem, das es dem Piloten erlaubt, mehrere Ziele gleichzeitig zu erfassen und zu bekämpfen.
Der Gripen kann gelenkte Bomben mit einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern einsetzen – weit genug, um ausserhalb der Reichweite feindlicher Luftabwehrsysteme zu operieren. Darüber hinaus ist er in der Lage, lasergelenkte Präzisionsbomben, Luft-Boden-Raketen sowie Schiffsabwehrraketen zu tragen.
Ein weiterer Vorteil: Im Gegensatz zu den F-16-Kampfjets kann der Gripen auch die deutschen Taurus-Marschflugkörper einsetzen – sofern Berlin deren Lieferung an die Ukraine freigibt. Damit könnte die Ukraine erstmals über ein Flugzeug verfügen, das in puncto Reichweite, Flexibilität und Präzision auf westlichem Spitzenniveau operiert.
Quellen
- svoboda.org: "Стратегическое решение: почему Украина выбрала Gripen, а не F-16" (Russisch)
(t-online/dsc)

