Schweiz
Wirtschaft

Nick Hayek fordert im Zoll-Streit mit den USA mehr Stärke

epa11233541 Nick Hayek, CEO of Swatch Group AG, speaks at a press conference to present the 2023 annual results, Biel/Bienne, Switzerland, 21 March 2024. EPA/ADRIEN PERRITAZ
Nick Hayek, Chef der Swatch Group, plädiert für eine selbstbewusste Haltung der Schweiz.Bild: keystone

«Die Schweiz wurde weltweit blossgestellt»: Nick Hayek fordert im Zoll-Streit mehr Stärke

Der Chef der Swatch Group reagiert mit einer «positiven Provokation» auf den US-Strafzoll von 39 Prozent. Dem Bundesrat und den Parteien wirft er vor, ein «katastrophales Signal» auszusenden.
13.09.2025, 22:5813.09.2025, 22:58
Patrik Müller / ch media
Mehr «Schweiz»

Rolex-Chef Jean-Frédéric Dufour sucht die Nähe zu Trump, er hat den amerikanischen Präsidenten ans US-Open-Finale eingeladen. Einen anderen Weg wählt Swatch-Group-Unternehmer Nick Hayek. Im Zollstreit setzt er nicht auf Schmeichelei, sondern auf Ironie. Die «Schweiz am Wochenende» weiss: Die Spezialuhr, mit der Swatch gegen die Trump-Zölle stichelt, war Nick Hayeks persönliches Projekt.

Das neuste Swatch-Modell trägt den Namen «What if…Tariffs?». Tariff, der englische Begriff für Zoll, ist Trumps Lieblingswort. Auffällig ist das vertauschte Ziffernpaar 3 und 9, eine Anspielung auf die Höhe der US-Zölle von 39 Prozent.

Die Swatch-Werbung für die «Zoll-Uhr».
Die Swatch-Werbung für die «Zoll-Uhr».Bild: PD

Auf der Rückseite der Uhr prangt ein Prozentzeichen. Ihr Preis liegt – welch ein Zufall – bei 139 Franken. Verkauft wird das Modell ausschliesslich in der Schweiz, in elf Filialen und online. In den Werbeanzeigen steht: «Hoffentlich ist es nur eine limitierte Edition.» Damit ist gemeint, dass die US-Zölle schon bald wieder aufgehoben werden könnten.

«Die Schweiz ist schwach und sie gibt sofort nach»

Gegenüber der «Schweiz am Wochenende» äussert sich Nick Hayek jetzt dazu. «Es liegt in der Tradition von Swatch, Kollektionen mit einer gewissen Botschaft oder einer positiven Provokation zu lancieren.» Hier gehe es ihm auch darum, dass «unsere Leute nicht einschlafen», sagt er.

Damit spricht Hayek die politische Führung an, «den Bundesrat und auch die Parteien», die zugelassen hätten, dass die Schweiz weltweit blossgestellt worden sei. «Wir senden die Message: Die Schweiz ist schwach, und sie gibt sofort nach. Wir sind leicht in Panik zu versetzen.» Hayek hält das für ein «katastrophales Signal». Swatch wolle hier mit Augenzwinkern etwas anderes ausstrahlen.

Hayek sagt im Gespräch, er habe Reaktionen von Personen aus dem Ausland. Sie seien irritiert, dass ein so starkes, unabhängiges Land wie die Schweiz den Amerikanern nicht die Stirn biete. «Kämpft doch!», solche Aufforderungen habe er gehört. Im Inland aber gehe es nur darum, Investitionen zusammenzuzählen und Trump eine möglichst grosse Zahl bieten zu können.

Bund sucht mehr US-Investitionen

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) fragt bei grossen Schweizer Unternehmen nach, wie viel sie in den nächsten Jahren in den USA investieren können. Dies in der Hoffnung, dass die Unternehmen ihre Investitionen in Amerika hochfahren.

In Trumps Telefonat mit Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter hatte der US-Präsident geprahlt, die EU bezahle ihm viel Geld: «They pay me 600 billion, what do you pay me?» Also: «Die zahlen mir 600 Milliarden, was zahlen Sie mir?» Gemäss einem Gesprächsprotokoll, aus dem CH Media zitierte, antwortete Keller-Sutter, die Schweiz sei viel kleiner. Aber: «Unsere Unternehmen werden mindestens 150, eventuell sogar 200 Milliarden investieren.» Nun sucht das Wirtschaftsministerium von Bundesrat Guy Parmelin zusätzliche Investitionszusagen. Offenbar auch bei der Swatch Group.

Eine gute Idee? Hayek mag sich nicht dazu äussern, aber man spürt, er würde einen anderen Weg gehen: Zwar den USA nicht drohen, aber ihnen klarmachen, dass die Schweiz statt mehr auch weniger investieren könnte. Sie gehört aktuell zu den grössten Investoren in Amerika.

20 Prozent mehr Verkäufe in den USA

In einer Position der Stärke befindet sich die Schweizer Uhrenindustrie. Ihr scheinen die Zölle bislang weniger zu schaden als angenommen. Swatch hat nach den ersten Zöllen im April die Preise in den USA um 5 Prozent erhöht, trotzdem nahmen die Verkäufe weiterhin zu – um 20 Prozent. Jetzt plant der Uhrenkonzern die nächsten Preiserhöhungen, in der Erwartung, dass die Verkäufe trotzdem gut weiterlaufen. Rolex gibt keine Details bekannt, aber offenbar haben auch dort die Strafzölle keinen Schaden angerichtet.

Während Schweizer Uhren höhere Preise in den USA durchsetzen können, leidet die Maschinen- und Metallindustrie. Eine Umfrage des Verbands Swissmem zeigt: Jedes dritte Industrieunternehmen erwägt, Teile der Produktion ins Ausland zu verlagern.

Im Inland könnten gemäss Swissmem Tausende Stellen abgebaut werden. Einzelne Firmen mit hohem USA-Exportanteil sind besonders stark betroffen, so etwa der Sackmesser-Hersteller Victorinox und der Kaffeemaschinen-Produzent Thermoplan.

(aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die ganze Liste: Diese Zölle verteilt Trump
1 / 6
Die ganze Liste: Diese Zölle verteilt Trump
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das sagt Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter am 1. August zu Trumps Strafzöllen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
0 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Das sind die neuen Köpfe bei Armee und Nachrichtendienst
Nach dem Rücktritt von Armeechef Süssli und NDB-Chef Christian Dussey gibt Verteidigungsminister Martin Pfister die Nachfolge bekannt.
Verteidigungsminister Martin Pfister hat zwei Schlüsselämter in seinem Departement neu besetzt: Divisionär Benedikt Roos übernimmt ab Anfang 2026 von Thomas Süssli die Führung der Schweizer Armee. Botschafter Serge Bavaud wird ab November den Nachrichtendienst leiten.
Zur Story