Die Aktien der Credit Suisse zählen am Montag in einem insgesamt leicht freundlichen Gesamtmarkt zu den wenigen Verlierern. Auslöser sind Medienberichte vom Wochenende, wonach die Grossbank über Jahre Autokraten, Drogendealer sowie mutmassliche Kriegsverbrecher und Menschenhändler als Kunden akzeptiert haben soll.
Was sind die #suissesecrets? Hier gibt’s alle Fakten zum Datenleak aus der Großbank Credit Suisse und unserem Rechercheprojekt, das wir ab sofort mit @OCCRP und 46 weiteren Partnermedien veröffentlichen. Thread 1/n pic.twitter.com/O63tfzDwM8
— SZ Investigativ (@SZ_Investigativ) February 20, 2022
Gegen 9.20 Uhr wurden die Papiere an der Schweizer Börse mit einem Minus von 0,2 Prozent bei 8,27 Franken gehandelt. Der Leitindex SMI gewinnt zeitgleich 0,51 Prozent hinzu. Letztlich fallen die Kursverluste damit weniger dramatisch aus, als zunächst befürchtet. Dabei hatten die Titel im frühen Handel gar kurzzeitig ins Plus gedreht.
Auf dem aktuellen Niveau nähert sich der Aktienkurs allerdings auch wieder dem bisherigen Jahrestief von 8 Franken an. Dieses hatten die Papiere gegen Ende Januar markiert. Seit dem Erholungshoch im ersten Quartal 2021 und dem jähen Kurssturz haben sich die Papiere nicht mehr wirklich erholt, wie die überwiegend einstelligen Kurse zeigen.
Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma befasst sich ebenfalls mit «Suisse Secrets» und der Credit Suisse. Die neuesten Enthüllungen eines internationalen Recherche-Netzwerkes werfen der zweitgrössten Schweizer Bank vor, über Jahre Autokraten, Drogendealer sowie mutmassliche Kriegsverbrecher und Menschenhändler als Kunden akzeptiert zu haben.
Die Finma habe Kenntnis von den Artikeln, äussere sich aber nicht zu einzelnen Medienberichten, sagte Sprecher Tobias Lux gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. «Wir können aber bestätigen, dass wir in diesem Kontext mit der Bank in Kontakt stehen», so Lux weiter.
Recherchen der «Süddeutschen Zeitung» (SZ) und weiterer Medien hatten Daten aus dem Geldinstitut enthüllt, die den Zeitungen nach eigenen Angaben von einer anonymen Quelle zugespielt wurden. In einer Stellungnahme, die der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vorliegt, wies die Credit Suisse die Vorwürfe und Unterstellungen über «angebliche Geschäftspraktiken der Bank entschieden zurück», über die das Recherche-Netzwerk unter dem Titel «Suisse Secrets» berichtete.
Die Unterlagen geben dem Bericht zufolge Aufschluss über die Konten von mehr als 30'000 Kunden aus aller Welt. «Suisse Secrets» stützt sich laut eigenen Angaben auf Akten von 18'000 Konten im Umfang von 100 Milliarden Dollar. Den Daten zufolge hätten Kriminelle Konten eröffnen beziehungsweise Konten auch dann behalten können, «wenn die Bank längst hätte wissen können, dass sie es mit Straftätern zu tun hat».
Laut Analysten werfen diese Artikel kein gutes Licht auf das Schweizer Private-Banking-Geschäft insgesamt. «Selbst wenn die Anschuldigungen unbegründet sind, wirft dies für die CS Fragen zu ihren Geschäftspraktiken in der Vermögensverwaltung auf und dürfte das Management zwingen, Zeit mit der Brandbekämpfung zu verbringen, anstatt voranzukommen», schrieb eine Marktkennerin.
Den #SuisseSecrets-Daten zufolge konnten Kriminelle bei der Credit Suisse Konten eröffnen bzw. ihre Konten behalten, als die Bank längst hätte wissen können, dass sie es mit Straftäter:innen zu tun hat. Dabei müssen Banken Kund:innen sorgfältig überprüfen. 1/8
— NDR Recherche (@NDRrecherche) February 20, 2022
Die CS-Leaks sind ein weiterer Baustein in der Serie nicht enden wollender Negativ-Schlagzeilen über die Grossbank. Seit Jahren hangelt sich die CS von Skandal zu Skandal, wie etwa die Beschattung mehrerer Topmanager unter Ex-CEO Tidjane Thiam, die Probleme mit Greensill Capital oder auch der Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos. (aeg/awp/sda)
Richtig neu sind die Informationen der Swiss Secrets aber nicht, oder? Kann jemand helfen?
Klar ist: ALLE regulierten Institute führen nach wie vor viele problematische Transaktionen durch. Keiner sagt nein.
Solange die GWG Regulierungen als zusätzlicher Aufwand und nicht als Erleichterung verstanden wird, ändert sich an der defensiven Einstellung in der Schweiz nichts.
Geldwäsche ist keine Superkraft sondern vergiftet die Gesellschaft. Im Ausland oder auch in der Schweiz.