Die Hypozinsen steigen und steigen. Wie der Vergleichsdienst Moneyland errechnete, haben sich die Zinsen seit Januar «mehr als verdoppelt», wie es in einer Mitteilung vom Dienstag heisst. Konkret liegen die durchschnittlichen Zinsen für fünfjährige Hypotheken nun bei 2.57 Prozent und von zehnjährigen bei 2.99 Prozent.
Zum Vergleich: Am 1. Januar 2022 waren Festhypotheken im Schnitt noch für 1.01 Prozent für fünfjährige und für 1.26 Prozent für zehnjährige Laufzeiten zu haben.
Mit dem markanten Zinsanstieg wurde ein Mehrjahreshoch erreicht: «Seit Juli 2011 notierten die Festhypotheken nicht mehr so hoch», so Moneyland.
Auch kurzfristige Hypotheken sind von der Erhöhung betroffen. Zweijährige Festhypotheken legten seit Jahresanfang gut eine Verdoppelung hin: von 0,93 auf 2,12 Prozent.
Die variablen Hypotheken des Libor-Nachfolgers Saron bleiben von den Steigerungen noch verschont. «Dies wird sich jedoch ändern, sobald sich der Leitzins im positiven Bereich befindet», sagt Felix Oeschger von Moneyland. Derzeit liegt der SNB-Leitzins trotz Anhebung um 0.5 Prozentpunkte noch knapp im negativen Bereich.
Neuster Zinstreiber ist der Zinsentscheid der Schweizerischen Nationalbank. Dieser sei zwar mittelfristig erwartet worden, habe aber in «der Entschlossenheit» überrascht. «Wahrscheinlich wird die nötige Inflationsbekämpfung auch in der Schweiz zu noch deutlich höheren Hypothekenzinsen führen», lässt sich Moneyland-Analyst Oeschger in der Mitteilung zitieren.
Die Inflationsrate war im Mai 2022 gegenüber Mai 2021 mit 2.9 Prozent hoch und über dem SNB-Inflationsziel, wenn auch im Vergleich mit anderen westlichen Ländern immer noch bescheiden. «Wahrscheinlich wird die nötige Inflationsbekämpfung auch in der Schweiz zu noch deutlich höheren Hypothekenzinsen führen», prognostiziert Oeschger.
Am Traum vom Eigenheim rüttelt dies aber offensichtlich nicht. Wie die «Wohntraumstudie», die am Dienstag veröffentlicht wurde, zeigt, träumt weiterhin rund «knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent) von einer (weiteren) eigenen Wohnimmobilie», so die Studie, die von MoneyPark, alaCasa und Helvetia in Auftrag gegeben wurde. Besonders stark sei der Wunsch nach eigenen vier Wänden «bei der heutigen Mieterschaft», heisst es in der Mitteilung. Platzen tun die Träume dabei am knappen Angebot (bei 58 Prozent der Befragten) und an den hohen Preisen (49 Prozent).
Trotz drohender Immobilienblase wünscht sich die Hälfte der Befragten weniger strenge Finanzierungskriterien. «50 Prozent der Befragten beurteilen die geltenden Kriterien als nicht mehr der heutigen Realität entsprechend und sagen, dass der Kauf auch mit weniger Einkommen möglich sein sollte», so der Bericht. Dabei geht es um die Tragbarkeit und den notwendigen Einsatz von Eigenmittel beim Kauf. Die Studie wurde im Februar durchgeführt - damals waren die Zinsen zwar auch schon hoch, allerdings nicht im heutigen Ausmass.
Übrigens hat die Studie auch herausgefunden: Wer eine Immobilie besitzt, der sei danach im Schnitt deutlich zufriedener als eine Mieterin oder ein Mieter. Zwei Drittel aller Wohneigentümerinnen und Wohneigentümer geben an, sehr zufrieden zu sein, während es bei den Mietenden «nur ein Drittel» ist. Im Schnitt ebenfalls zufrieden sind Bewohnerinnen und Bewohner ländlicher Regionen (58 Prozent sind sehr zufrieden). In der Stadt und der Agglo liegt die Zufriedenheitsquote jeweils unter 50 Prozent.
(mg/oli/aargauerzeitung.ch)