Neue Studie zeigt: Ältere wollen länger arbeiten – doch Firmen schicken sie in Frühpension
23 Prozent der Erwerbstätigen in der Schweiz sind 55 Jahre alt oder älter. Gleichzeitig gehen seit 2020 mehr Menschen in Rente, als neu in den Arbeitsmarkt eintreten. Ohne gezielte Förderung älterer Mitarbeitender könnte es schwierig werden, den Personalbedarf in der Zukunft zu decken, schreibt das Beratungsunternehmen von Rundstedt.
Unternehmen betonen immer wieder ihre Offenheit für ältere Mitarbeitende. Doch die Realität sehe anders aus, sagt Pascal Scheiwiller, CEO von Rundstedt, einem grossen Schweizer Personalvermittler, gegenüber SRF.
Die Outplacement-Firma von Rundstedt hat über 1500 HR-Manager und Führungskräfte zu ihrem Umgang mit älteren Mitarbeitenden befragt – davon 1436 in der Schweiz und 270 im Ausland, um die Schweizer Situation mit anderen Ländern vergleichen zu können. Die repräsentative Schweizer Studie deckt verschiedene Branchen und Unternehmensgrössen ab.
Die Studie zeigt, dass der Arbeitsmarkt für viele Beschäftigte ab 55 weiterhin eine Altersfalle darstellt. 77 Prozent der befragten HR-Managerinnen und Manager gaben an, dass ältere Mitarbeitende in ihren Firmen Diskriminierung erfahren. Zwar befürworten gut zwei Drittel eine gezielte Rekrutierung von über 55-Jährigen – umgesetzt wird dies aber nur bei jedem fünften Unternehmen.
HR-Managerinnen und Manager würden 55+ gerne gleich behandeln wie jüngere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. In der Realität werde dies aber kaum umgesetzt. «Die HR-Führungskräfte sind zwar die Hauptakteure in der Personalpolitik, beklagen aber, dass die eigene Firma zu wenig flexibel ist, sich zu wenig darum bemüht, die 55+ bis zum Pensionsalter – oder darüber hinaus – im Unternehmen zu halten», so der Experte.
Scheiwiller sieht als Hauptgrund, dass viele Arbeitgeber denken, ältere Mitarbeitende ab 55 wollten früh in Rente gehen. «Das stimmt aber nicht. Viele Arbeitskräfte wissen, dass eine Beschäftigung im Alter agil und fit hält.» Das zeigt sich auch in der Befragung: 57 Prozent möchten die Weiterbeschäftigung über das reguläre Pensionierungsalter hinaus fördern, was aber nur von 43 Prozent der Firmen mitgetragen wird. Gut drei Viertel der Befragten beobachten zudem eine allgemeine Altersdiskriminierung – trotz Fachkräftemangel.
Es brauche einen Sinneswandel in der Gesellschaft, damit Arbeit im Alter nicht nur demografisch und wirtschaftlich, sondern auch gesundheitlich und persönlich sinnvoll ist, so Scheiwiller. (sda/cst)
