Die Migros muss ihr neues Italo-Restaurant schon wieder schliessen
Ob Migros-Chef Mario Irminger diesem Flop etwas Gutes abgewinnen kann? Jedenfalls ist das Beispiel Wasser auf die Mühlen seiner Strategie, wonach sich die Migros nicht verzetteln sollte.
Produziert hat den Flop die Migros Regionalgenossenschaft Genf, und zwar mit ihrem italienischen Restaurant namens Frescotto. Dieses ist nach nur eineinhalb Jahren Betriebszeit bereits wieder geschlossen worden. Im Frühling 2024 hatte sie das Konzept in der Innenstadt an guter Lage lanciert, dort, wo zuvor die deutsche Italo-Kette Vapiano ein Lokal führte. Im Genfer Migros-Magazin war bei der Eröffnung die die Rede von frischen Menüs, Barista-Kaffee, einer Weinbar und einem Take-away-Fenster.
Doch inzwischen steht auf einem kleinen Schild neben dem Eingang: «Fermeture définitive». Das Ristorante bleibt zu. Migros-Genf-Sprecher Alessandro Sofia bestätigt dies. Und zwar sei das Frescotto bereits Ende September dieses Jahres geschlossen worden.
Erhebliche Verluste
Doch wie kam es zu diesem schnellen Aus? Sofia spricht von mehreren Faktoren, wie einem veränderten Konsumverhalten und einem starken Wettbewerb. Zudem habe man sich von der eigenen Kernkompetenz entfernt. Dies habe zu einer negativen Rentabilität geführt, trotz mehreren Optimiserungsmassnahmen. «Nach einer eingehenden Analyse sind wir zu dem Schluss gekommen, dass eine Schliessung des Restaurants Frescotto unvermeidbar ist.» Die Verluste seien erheblich gewesen. Wie hoch, verrät der Sprecher nicht.
Doch damit ist das Problem nicht gelöst. Denn wie Sofia bestätigt, bleibt die Migros Genf Mieterin der Fläche. Ein Ersatz muss also her. Und mit der Italo-Kette Molino hätte sie eigentlich ein ähnliches Konzept im Köcher. Denn Molino gehört der Migros-Zürich-Tochterfirma Ospena.
Doch auch hier zeigt sich, dass wohl noch immer in gewissen Bereichen zu viele Migros-Köche am Werk sind. Denn auf die Frage, ob man nicht einfach ein Molino-Restaurant stattdessen eröffnen könnte, sagt Sofia: «Ein Molino-Restaurant befindet sich nur 500 Meter entfernt, diese Option ist daher sehr unwahrscheinlich.» Die Suche nach einem neuen Mieter sei deshalb noch im Gange.
Gastro-Potpourri gang und gäbe
Es sind nicht die einzigen Gastro-Doppelspurigkeiten im orangen Universum. Im Sommer 2014 kaufte die Migros Zürich die Molino-Restaurants, kurz darauf lancierte die Migros Aare 2015 das deutsche Italo-Konzept «L’Osteria». Und auch beim thailändischen Essen fuhr man mehrgleistig. 2008 brachte die Migros Aare das deutsche Thai-Format «Chà Chà» in die Schweiz. 2014 ging die Migros Zürich mit dem deutschen Konzept «Kaimug Box» an den Start. Und etwas später lancierte die Migros Basel das Restaurant «My Thai».
«L'Osteria» und «Chà Chà» wurden wieder begraben. Und auch andere Migros-Gastroabenteuer aus den Regionalgenossenschaften wie «Chickeria», «Coffee & Time» oder «My Way» gibt es heute nicht mehr.
Die Migros Genf betreibt aktuell noch 6 eigene Restaurants und 4 Take-Aways. Es waren allerdings schon mehr Gastro-Standorte. Denn vor knapp zehn Jahren wurde die Regionalgenossenschaft Franchise-Partnerin der französischen Kette Bagelstein. Beim Start kündigte die Migros 20 Restaurants in den folgenden fünf Jahren an. Auch die Deutschschweiz war das Ziel.
Doch soweit kam es nie. Im Zuge einer «strategischen Neuausrichtung», mit der Fokussierung aufs Kerngeschäft, sind die 6 Bagelstein-Filialen im Herbst 2024 geschlossen worden. (aargauerzeitung.ch)
