Schweiz
Konsum - Detailhandel

Die Migros muss ihr neues Italo-Restaurant schon wieder schliessen

Die Migros muss ihr neues Italo-Restaurant schon wieder schliessen

Die Detailhändlerin eröffnete im Frühling 2024 ein neues Gastrokonzept. Doch lange überlebte es nicht.
13.12.2025, 15:0413.12.2025, 15:04
Benjamin Weinmann / ch media

Ob Migros-Chef Mario Irminger diesem Flop etwas Gutes abgewinnen kann? Jedenfalls ist das Beispiel Wasser auf die Mühlen seiner Strategie, wonach sich die Migros nicht verzetteln sollte.

Ist bereits wieder Vergangenheit: Das italienische Migros-Restaurant Frescotto in Genf.
Ist bereits wieder Vergangenheit: Das italienische Migros-Restaurant Frescotto in Genf.Bild: zvg

Produziert hat den Flop die Migros Regionalgenossenschaft Genf, und zwar mit ihrem italienischen Restaurant namens Frescotto. Dieses ist nach nur eineinhalb Jahren Betriebszeit bereits wieder geschlossen worden. Im Frühling 2024 hatte sie das Konzept in der Innenstadt an guter Lage lanciert, dort, wo zuvor die deutsche Italo-Kette Vapiano ein Lokal führte. Im Genfer Migros-Magazin war bei der Eröffnung die die Rede von frischen Menüs, Barista-Kaffee, einer Weinbar und einem Take-away-Fenster.

Doch inzwischen steht auf einem kleinen Schild neben dem Eingang: «Fermeture définitive». Das Ristorante bleibt zu. Migros-Genf-Sprecher Alessandro Sofia bestätigt dies. Und zwar sei das Frescotto bereits Ende September dieses Jahres geschlossen worden.

Erhebliche Verluste

Doch wie kam es zu diesem schnellen Aus? Sofia spricht von mehreren Faktoren, wie einem veränderten Konsumverhalten und einem starken Wettbewerb. Zudem habe man sich von der eigenen Kernkompetenz entfernt. Dies habe zu einer negativen Rentabilität geführt, trotz mehreren Optimiserungsmassnahmen. «Nach einer eingehenden Analyse sind wir zu dem Schluss gekommen, dass eine Schliessung des Restaurants Frescotto unvermeidbar ist.» Die Verluste seien erheblich gewesen. Wie hoch, verrät der Sprecher nicht.

Weltweit fünftbeste Pizza-Kette kommt aus Genf
Eine Expertengruppe aus Italien hat kürzlich die 50 besten Pizzaketten der Welt gekürt, wie der «Stern» berichtet. Auf dem ersten Rang liegt die Kette «L'Antica Pizzeria da Michele», die ihren Ursprung 1870 in Neapel hat. Rang zwei belegt die französische «Big Mamma Group». Und auf Rang 3 folgt die erst 2017 gestartete Kette «Grosso Napoletano» aus Spanien. Doch bereits auf Platz 5 rangiert ein Schweizer Gastronunternehmen: Die 2010 gegründete Kette «Luigia» aus Genf, die es inzwischen auf 9 Filialen in der Schweiz und eine in Dubai bringt. Die Zürcher Kette Napulé liegt auf Rang 37. (bwe)

Doch damit ist das Problem nicht gelöst. Denn wie Sofia bestätigt, bleibt die Migros Genf Mieterin der Fläche. Ein Ersatz muss also her. Und mit der Italo-Kette Molino hätte sie eigentlich ein ähnliches Konzept im Köcher. Denn Molino gehört der Migros-Zürich-Tochterfirma Ospena.

Doch auch hier zeigt sich, dass wohl noch immer in gewissen Bereichen zu viele Migros-Köche am Werk sind. Denn auf die Frage, ob man nicht einfach ein Molino-Restaurant stattdessen eröffnen könnte, sagt Sofia: «Ein Molino-Restaurant befindet sich nur 500 Meter entfernt, diese Option ist daher sehr unwahrscheinlich.» Die Suche nach einem neuen Mieter sei deshalb noch im Gange.

Gastro-Potpourri gang und gäbe

Es sind nicht die einzigen Gastro-Doppelspurigkeiten im orangen Universum. Im Sommer 2014 kaufte die Migros Zürich die Molino-Restaurants, kurz darauf lancierte die Migros Aare 2015 das deutsche Italo-Konzept «L’Osteria». Und auch beim thailändischen Essen fuhr man mehrgleistig. 2008 brachte die Migros Aare das deutsche Thai-Format «Chà Chà» in die Schweiz. 2014 ging die Migros Zürich mit dem deutschen Konzept «Kaimug Box» an den Start. Und etwas später lancierte die Migros Basel das Restaurant «My Thai».

«L'Osteria» und «Chà Chà» wurden wieder begraben. Und auch andere Migros-Gastroabenteuer aus den Regionalgenossenschaften wie «Chickeria», «Coffee & Time» oder «My Way» gibt es heute nicht mehr.

Die Migros Genf betreibt aktuell noch 6 eigene Restaurants und 4 Take-Aways. Es waren allerdings schon mehr Gastro-Standorte. Denn vor knapp zehn Jahren wurde die Regionalgenossenschaft Franchise-Partnerin der französischen Kette Bagelstein. Beim Start kündigte die Migros 20 Restaurants in den folgenden fünf Jahren an. Auch die Deutschschweiz war das Ziel.

Doch soweit kam es nie. Im Zuge einer «strategischen Neuausrichtung», mit der Fokussierung aufs Kerngeschäft, sind die 6 Bagelstein-Filialen im Herbst 2024 geschlossen worden. (aargauerzeitung.ch)

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45 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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nilic
13.12.2025 15:11registriert Oktober 2023
Es geht nicht um die Migros an sich sondern diese neue Generation von Managern! Erst mal HSG und dann meinen sie sie wüssten wie es geht. Ausser Zahlen zu schieben können sie gar nichts. Ich sag nicht das es nicht auch diese Leute braucht, aber als Manager sind sie zu nichts zu gebrauchen. Sie haben keinen Bezug zur Realität. Schaut euch Swisscom mal an. Eine echte Katastrophe was in solchen Firmen abgeht.
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darmflora
13.12.2025 15:22registriert März 2021
Oh schau an, die Migros hat das Kundenverhalten falsch eingeschätzt. Wie kann das bitte sein? BWLer wissen doch so genau, was die Bedürfnisse der Kunden sind.
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Jan Bruden
13.12.2025 15:19registriert Februar 2022
Wenn man McKinsey im Haus hat, dann geht meistens sehr viel schief. Ist mir immer wieder schleierhaft wie man ernsthaft diese Firma als Berater buchen kann. Es gibt kaum positive Beispiele, dass nach McKinsey eine Firma besser aufgestellt war, meistens brach das totale Chaos aus.
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