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Wirtschaft

Besitzer von Stahl Gerlafingen von Bundesräten Rösti/Parmelin enttäuscht

Besitzer von Stahl Gerlafingen von Bundesräten Rösti und Parmelin enttäuscht

Der Besitzer von Stahl Gerlafingen, Antonio Beltrame, hat sich vom Bundesrat enttäuscht gezeigt.
13.10.2024, 06:51
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Das Stahlwerk will er nicht aufgeben. Doch würden der Schweizer Staat und die Energiepolitik ihn schliesslich dazu zwingen, wie Beltrame in einem Interview sagte.

ARCHIV -- Frisch gewalzter Stahl in der Produktionshalle der Stahl Gerlafingen AG in Gerlafingen im Kanton Solothurn, Schweiz, aufgenommen am 14. November 2008. Die Stahl Gerlafingen fuehrt laut einem ...
Frisch produzierter Stahl im Beltrame-Werk in Gerlafingen SO. (Archiv)Bild: keystone

Das Stahlwerk habe die Bundesräte Albert Rösti und Guy Parmelin frühzeitig über problematische Rahmenbedingungen, sagte Beltrame in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Stahl Gerlafingen ist die Tochtergesellschaft der italienischen Beltrame Gruppe, von der er Verwaltungsratspräsident ist.

Beltrame bestätigte im Interview, dass in Gerlafingen SO erneut über hundert Personen entlassen werden. 120 Mitarbeitende sind nach Angaben des kaufmännischen Verbands und der Gewerkschaften Syna und Unia vom Freitag betroffen. Bereits im Frühling kam es zum Abbau von 60 Arbeitsplätzen.

Risiko einer Schliessung

Sollten sich die Rahmenbedingungen nicht ändern, bestehe das Risiko einer Schliessung, sagte Beltrame. «Ich bin ein Unternehmer. Ich kann nicht jeden Tag Geld verlieren», sagte der Firmeninhaber. Den Bundesräten Rösti und Parmelin sei das bekannt. Als Drohung will er seine Aussage nicht verstanden wissen. Er informiere einfach über die schwierige Situation.

«Wir wollen übrigens auch keine Subventionen», sagte er und forderte die gleichen Bedingungen wie die Konkurrenz. Das Stahlwerk habe 2023 wegen der gestiegenen Energiekosten viel Geld verloren. Frankreich und Italien habe in dieser Zeit den Strom für die Industrie verbilligt, sagte Beltrame.

Der Nationalrat hatte Ende September sofortige Hilfe für das bedrohte Stahlwerk in Gerlafingen gefordert. Der Bundesrat wurde beauftragt, zusammen mit dem Standortkanton Solothurn und dem Unternehmen Sofortmassnahmen zu ergreifen, um das Werk zu retten. Notrecht wollte der Nationalrat dabei nicht ausschliessen.

Bundesrat lehnt staatliche Förderung ab

Der Bundesrat hatte zuvor eine staatliche Förderung einzelner Unternehmen oder Branchen abgelehnt. Stattdessen setzt er auf bessere Rahmenbedingungen und – was Branchen mit hohem Stromverbrauch angeht – auf energie- und klimapolitische Massnahmen.

Für systemrelevant hält Parmelin die Stahlindustrie nicht, wie der Wirtschaftsminister im März zum Schweizer Radio SRF sagte. Dagegen wehrte sich nun Beltrame: Die Schweiz brauche Baustahl. «Wir sind für die Kreislaufwirtschaft der Schweiz durchaus zentral und systemrelevant», sagte er der Zeitung. (sda)

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57 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chuchichäschtli
13.10.2024 07:47registriert März 2022
"Der Bundesrat hatte zuvor eine staatliche Förderung einzelner Unternehmen oder Branchen abgelehnt."

Und wie steht es dann eigentlich mit der ganzen Agrarindustrie?
Wenn man die Widersprüche die man rauslässt nicht mehr realisiert wäre es an der Zeit zurückzutreten!
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Aldous Huxley
13.10.2024 07:52registriert Oktober 2022
Zum Glück braucht die absolut unabhängige und neutrale Schweiz keinen Baustahl, geschweige denn ein Stahlwerk. Es reicht wenn wir unabhängig Geld zählen und Steuern senken können. Das bisschen Demokratie kriegen wir auch noch hin solange sich das Volk bei Abstimmungen blenden lässt
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roger_dodger
13.10.2024 08:19registriert Februar 2016
Tja, Industrie ist nicht systemrelevant, verlassen wir uns auf Importe aus China. Hat ja schon während Covid super funktioniert 😡 Zur Not können wir ja Infrastruktur mit 100er Nötli der Banken bauen wo man micht genug Gelder rein stecken kann.
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