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Jeans-Werbung von Sydney Sweeney: «Heiss, geil und weiss» ist wieder in

Sydney Sweeney Werbung für American Eagle
Die US-Schauspielerin Sydney Sweeney findet sich nach ihrer Jeans-Werbung mitten in einer Kontroverse wieder.Bild: American Eagle
Analyse

Warum «heiss, geil und weiss» wieder in ist

Die Kontroverse um die Jeans-Werbung von Sydney Sweeney ist mehr als eine Sommerloch-Geschichte.
12.08.2025, 13:5112.08.2025, 14:43
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Im August herrscht meist eine Newsflaute, welche die Journalisten zwingt, nach jedem Strohhalm zu greifen. Man spricht deshalb von einer «Saure-Gurken-Zeit» und bezichtigt die Medien des Clickbaits.

Auf den ersten Blick scheint der Wirbel um eine Jeans-Werbung in den USA ein Musterexemplar für diesen Vorwurf zu sein. Er ist doppelt falsch: Zum einen sorgt Donald Trump dafür, dass das Sommerloch in diesem Jahr ausbleibt. Es gibt mehr Stoff – Alaska, Epstein, Zollstreit –, als uns Journalisten lieb sein kann. Zum anderen ist diese Kontroverse ein deutliches Anzeichen für eine Wende im Kulturstreit.

Doch zunächst: Worum geht es überhaupt?

epaselect epa12168642 US actor Sydney Sweeney during the European film premier of Echo Valley at the BFI Southbank in London, Britain, 10 June 2025. Echo Valley is released on Apple TV and select cine ...
Hollywood-Star Sydney Sweeney.Bild: keystone

Der Jeans-Hersteller American Eagle befindet sich in Nöten. Deshalb verpflichtet er Sydney Sweeney, eine 27-jährige, aufstrebende Schauspielerin, für eine Werbekampagne. Sweeney ist keine zufällige Wahl. Die «Financial Times»-Kolumnistin Jo Ellison beschreibt sie wie folgt: «Sie ist zierlich, hat blaue Augen und Schlafzimmerblick und wird gemeinhin als Frau betrachtet, die, wie ihre Grossmutter einst sagte, ‹die besten Titten in Hollywood› hat.»

Der TV-Spot hat es ebenfalls in sich. Sweeney räkelt sich in einem Jeans-Anzug und säuselt dabei verführerisch die Worte: «Gene werden von den Eltern ihren Kindern weitergegeben. Sie bestimmen oft die Haarfarbe, die Persönlichkeit und die Farbe der Augen. Meine Gene sind blau.» Zum besseren Verständnis muss man wissen, dass im Englischen «Genes» und «Jeans» gleich ausgesprochen werden.

Die Rechnung ist voll aufgegangen. Kaum wurde der TV-Spot ausgestrahlt, sprang der Kurs von American Eagle um 24 Prozent in die Höhe. (Inzwischen ist er wieder gesunken, aber das ist eine andere Geschichte.) Vor allem jedoch hat dieser Spot eine weitere Schlacht im amerikanischen Kulturkrieg ausgelöst.

Nicht die Demokraten sind dabei die Schuldigen, sondern die Republikaner. Sie triumphieren, nicht nur, weil Sweeney ein eingeschriebenes Mitglied der Grand Old Party ist – sie hält sich allerdings mit politischen Kommentaren zurück –, sondern weil sie eine weitere Gelegenheit gekommen sahen, die Demokraten zu trollen, will heissen, sie lächerlich zu machen.

Trump heizt den Kulturkampf an

Der Präsident hat höchstpersönlich den Startschuss zu dieser Kulturschlacht abgefeuert. Auf seiner Plattform Truth Social postete er: «Das ist der derzeit heisseste Werbespot überhaupt. Zeig’s ihnen, Sydney.» Gleichzeitig erklärte er: «Ich liebe den Spot, und ihr würdet überrascht sein, wie viele Republikaner dies ebenfalls tun.»

Andere prominente Republikaner folgten auf der Stelle. Senator Ted Cruz postete: «Jetzt werden die Linken eine Hatz auf eine wunderschöne Frau veranstalten.» Rechtsradikale Blogger wie Charlie Kirk und Clay Davis widmeten dem Thema Stunden, in denen sie über die «hirnverbrannte Kultur der Linken» polemisierten.

Natürlich durfte auch Vize J.D. Vance nicht fehlen. In einem Podcast-Interview stellte er die rhetorische Frage: «Haben die Demokraten nichts aus den Wahlen gelernt? Die Lektion, die ihnen geblieben ist, lautet offenbar: ‹Wir werden Menschen, die Sydney Sweeney attraktiv finden, als Nazis verunglimpfen.›»

Dumm bloss, dass die Demokraten ihre Lektion tatsächlich gelernt haben und diesmal nicht in die Troll-Falle der Republikaner tappten. Natürlich gab es ein paar Unverbesserliche, die in den sozialen Medien Sweeney attackierten. Doch die Demokraten hielten sich insgesamt vornehm und weise zurück. Eric Swalwell, ein einflussreicher Abgeordneter aus Kalifornien, postete auf X unmissverständlich: «Den Spot von Sydney Sweeney anzugreifen, ist dumm.»

Das Trolling der Republikaner ist für einmal nach hinten losgegangen. Der Werbespot jedoch ist ein weiterer Meilenstein für eine Trendwende im Kulturkrieg. In Hollywood ist «heiss, geil und weiss» wieder angesagt, wie Sharon Waxman in einer Kolumne in der «New York Times» feststellt. «Die Unterhaltungsindustrie hat ein sehr ausgeprägtes Sensorium für kulturelle Signale. Nach dem Mord an George Floyd hat das Pendel nach links ausgeschlagen, seit 2023 jedoch hat es begonnen, sich wieder in die andere Richtung zu bewegen.»

Jeff Bezos and Lauren S
Frisch verheiratet: Lauren Sánchez und Jeff Bezos. Bild: keystone

Der weibliche Busen spielt dabei eine zentrale Rolle. An der Hochzeit von Jeff Bezos und Lauren Sánchez bestimmten aus engen Korsetts quellende Brüste der Frauen die Bilder. «Wer sich nun wundert, was ein so frivoles Thema mit Politik zu tun hat, unterschätzt das Talent der Brust zur Früherkennung gesellschaftlicher Beben», stellt Nicole Althaus in der «NZZ am Sonntag» fest.

Der wogende Busen ist eine Absage an die Transgender-Kultur. Er stehe «in einer Ära, in der Geschlecht fluide, Identität verhandelbar und Rollen austauschbar sind, für das, was einige offenbar schmerzlich vermissen: Eindeutigkeit».

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001506.b818b2f8@apple
12.08.2025 14:11registriert Juli 2021
Es gibt ein paar Grundwahrheiten. Ich würde Sweeney weder als heiss noch geil bezeichnen und die Hautfarbe spielt eh keine Rolle. Aber es gibt halt nur zwei biologische Geschlechter (unabhängig davon, was man fühlt oder ob man beides oder gar keins hat, es bleibt im Tierreich bei zwei). Manche finden Vaginas gut, manche Penisse, aber es gibt nur die beiden Alternativen, ausser, man ist ein Pilz. Aber das ist ein anderes biologisches Reich.
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Neph
12.08.2025 14:22registriert Mai 2021
Für seine biologische Bevorzugung in punkto Schönheit (Proportionen, Symmertie, Goldener Schnitt etc.) kann man nunmal recht wenig. Das hat aber mit Hautfarbe wenig zu tun, wenn ich mir so die jährlichen „sexiest man/ Woman alive“ ansehe. Man hätte genauso gut Anok Yai hinstellen können mit dem gleichen Slogan. Das wäre dann aber sicher gefeiert worden… diese gekünstelte Doppelmoral ist das, was unsere Gesellschaft wirklich zerfrisst.
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Rivka
12.08.2025 14:25registriert April 2021
Wenn die Republikaner das Gefühl haben sie müssen ihre fragwürdigen Ansichten vehement loben und huldigen, dann sind daran die Linken schuld. Ich selbst betrachte mich eher als links (zumindest wähle ich immer so) doch wie sich das linke Spektrum in den letzten Jahren verhielt, war sogar mir zuviel. Einfach alles und jeder was nicht ihrer Weltansicht entsprach, wurde verpöhnt, gedisst und gnadenlos attackiert. Mit Entsetzen beobachtete ich dieses Verhalten aus meiner Ecke und wusste, dass das sehr böse Folgen haben wird. Was sich leider beim Stärken von Populisten gezeigt hat...
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