Heute Donnerstag hätten eigentlich Interviews mit dem US-Botschafter in Bern, Edward McMullen, erscheinen sollen. Und zwar in den Zeitungen von CH Media sowie im «Blick». Auch das Schweizer Fernsehen hatte bereits eine Interviewzusage.
McMullen hätte Auskunft geben sollen über das Verhältnis Schweiz-USA – und über den bevorstehenden Besuch von Donald Trump am WEF in Davos. Doch die US-Botschaft sagte die Interviews kurzfristig ab. «Etwas Unvorhergesehenes ist dazwischen gekommen», schrieb die Botschaft der unserer Redaktion, ohne weitere Angaben zu machen.
Das lässt vermuten: Trumps Besuch steht auf Messers Schneide. Aufhorchen lässt eine Aussage aus Trumps Medienteam. Hogan Gidley, der stellvertretende Pressesprecher des Weissen Hauses, sagte gestern Abend:
Mit dem «Aber»-Zusatz lässt sich das Weisse Haus ein Hintertürchen offen für eine kurzfristige Absage. Die «Washington Post» zitiert das Weisse Haus mit den Worten, die Reise könnte «abhängig von einer Vielzahl von Faktoren noch abgesagt werden». Wiederholt sich die Geschichte vom letzten Jahr, als der US-Präsident sich wieder abmeldete?
Es wäre für das WEF nicht aussergewöhnlich. Innenpolitische Krisen haben das Programm wiederholt über den Haufen geworfen. Letztes Jahr musste beispielsweise Frankreichs Präsident Macron passen. Und diese Woche machte der iranische Aussenminister Mohammed Zarif einen Rückzieher, der die Teilnahme bereits bestätigt hatte.
Beim US-Präsidenten wäre das jedoch schmerzhaft. Ein ausführlicher Dok-Film des Schweizer Fernsehens zeigte gestern Abend, wie wichtig und prestigeträchtig Trumps erster Besuch vor zwei Jahren für das Weltwirtschaftsforum war.
Im Dok-Film zu dessen 50-Jahr-Jubiläum war Trump, neben WEF-Gründer Schwab, die dominierende Figur. Das SRF durfte exklusiv am Nachtessen von Trump mit Wirtschaftsführern dabei sein, die sich äussert devot verhielten. Trump selber sagte, dank seiner Teilnahme seien «noch nie» so viele Leute ans WEF gekommen.
Auch für die Schweiz wäre eine Absage ein Verlust. Denn: Klaus Schwab lässt Donald Trump unmittelbar nach Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga auftreten. Seine Rede folgt direkt nach Sommaruga, am Dienstag von 11.30 bis 12.00 Uhr. Sommaruga und Trump würden sich auf der Hauptbühne ablösen – vor der versammelten Davoser Elite, vor den Kameras der Weltmedien. Gut möglich, dass es danach zu einem offiziellen Treffen kommt. Trump würde gemäss aktuell gültiger Planung den ganzen Dienstag sowie auch den Mittwoch in Davos verbringen.
Dieses Timing ist darum pikant, weil gleichzeitig in den USA der Impeachment-Prozess gegen Trump läuft. Pressesprecher Gidley sagte am Mittwochabend dazu, Trump sei es «absolut wohl», ausser Landes zu reisen, während zuhause der Prozess gegen ihn stattfinde. Und weiter: «Der Präsident ist darauf fokussiert, seinen Job zu tun und das Leben aller Amerikaner besser zu machen.» Einmal mehr betonte er, das Impeachment sei einzig und allein politisch motiviert.
Sollte Trumps Besuch platzen, wäre das zumindest für das Tourismusgewerbe in Davos verkraftbar. Denn bereits hat die US-Regierung 1.5 Millionen Franken ausgegeben, insbesondere für Hotelzimmer für Trump und seine Entourage sowie für Limousinen, wie die Tamedia-Zeitungen berichteten.
Nicht gefährdet ist offenbar die Teilnahme der übrigen Mitglieder der US-Delegation, unter anderem von Finanzminister Steven Mnuchin, Präsidententochter Ivanka Trump und ihrem Ehemann, dem Nahostbeauftragten Jared Kushner. Die Kassen in Davos würden also auch ohne den Mr. President klingeln. (bzbasel.ch)
na dann kommt das sicher gut im Nahen Osten... *Ironie off*