Es gab Zeiten, da war Media Markt hierzulande die unangefochtene Nummer 1, wenn es um CDs, Computer oder DVDs geht. Doch diese Zeiten sind etwa so lange her wie der Boom der silbernen Filmscheibe. In den letzten Jahren schrumpfte der deutsche Händler stetig. Erzielte Media Markt 2010 über eine Milliarde Franken Umsatz mit 19 Filialen, so waren es im vergangenen Jahr laut dem Marktforschungsunternehmen Gfk noch 694 Millionen Franken – und das mit 25 Filialen. Stärker ist in dieser Zeit kein vergleichbarer Händler geschrumpft. Die Zahl der Filialen wuchs in dieser Phase, weil Media Markt die Standorte der zur gleichen Holding Ceconomy gehörenden Saturn-Märkte übernahm, die sich 2013 aus der Schweiz verabschiedeten.
Diesen Negativtrend will Christoph Geiselmayr stoppen, wie er im Gespräch mit CH Media sagt. Der Österreicher ist seit rund einem Jahr neuer Länderchef. «Der Start mitten in der Pandemie war sicherlich kein einfacher», sagt der 47-Jährige am Hauptsitz in Dietikon ZH. Immerhin: Im Corona-Jahr 2020 stieg der Umsatz laut dem Marktforschungsunternehmen Gfk zumindest wieder einmal, um 1.6 Prozent. Das ist mehr als bei der Coop-Tochter Fust, doch deutlich weniger als bei Melectronics (Migros) und Interdiscount (Coop).
Media Markt, der in der Schweiz zeitweise auch Saturn-Filialen betrieb und 1000 Angestellte zählt, hat den Online-Trend wie viele andere Detailhändler in der Vergangenheit verschlafen. In den USA gilt für viele verschwundene Firmen die Todesursache «Death by Amazon». Wie viel der Online-Umsatzanteil heute beträgt, will Geiselmayr nicht verraten. Er sagt bloss: «Wir legen im zweistelligen Prozentbereich zu.» Am aktuellen Filialnetz mit 25 Standorten wolle man aber festhalten - und es sogar ausbauen.
Geiselmayr sieht mittelfristig ein Potenzial von 30 bis 35 Standorten, sofern die Mietpreise akzeptabel seien. Und diese seien in der Schweiz nun mal nach wie vor sehr hoch. Wie der Mutterkonzern in Ingolstadt setzt Geiselmayr auch hier auf vier Formate unterschiedlicher Grösse: Einerseits das Kernformat zwischen 1000 und 4000 Quadratmetern Verkaufsfläche, wie in Dietikon oder Basel, kleinere «Express»-Filialen bis 1000 Quadratmeter wie im Einkaufszentrum Gais im Aargau und das Mini-Format «Smart». «Mit diesem möchten wir vor allem in die grossen Innenstädte, damit die Kundschaft ihre online bestellten Produkte vor Ort abholen können.»
Das vierte Format ist das grösste. Es nennt sich «Lighthouse» und wurde 2020 erstmals in Mailand unter der Marke «Media World Tech Village» lanciert - es ist ein Media Markt im XXL-Format auf über 5000 Quadratmetern. Entschieden sei noch nichts, aber: «Wir prüfen dieses Konzept auch für die Schweiz», sagt Geiselmayr. Hier wird die Elektronikwelt grossflächig zelebriert, die Kundschaft soll alle möglichen Geräte ausprobieren können. Ende Jahr folgt ein weiterer in Rotterdam, nächstes Jahr einer in Deutschland.
Aktuell steige der Umsatz nach wie vor an in der Schweiz, sagt Geiselmayr, «obwohl die meisten Leute inzwischen ihr Home Office mit Mäusen, Computer und Bildschirmen ausgerüstet haben.» Neue Handys, insbesondere das iPhone 13, und alles was mit Gaming zu tun hat, seien nach wie vor sehr gefragt.
Geiselmayr räumt jedoch ein, dass der globale Chip-Mangel seine Spuren im Markt hinterlässt. «Bei manchen Produkten gibt es nach wie vor Lieferverzögerungen, wie zum Beispiel bei Laptops.» Auch die Liefermengen der neuen «Playstation 5» seien knapp. «Wir bekommen immer wieder mal eine neue Ladung, aber die sind dann auch sehr rasch wieder weg.»
Mit einer Entspannung der Situation bei der gefragten Spielkonsole rechnet Geiselmayr vorerst nicht. Heisst: Auch am bevorstehenden Rabattschlacht-Tag Black Friday Ende November und in der wichtigen Vorweihnachtszeit können möglicherweise nicht alle eine Playstation ergattern. Preiserhöhungen erwartet er aufgrund der Knappheit allerdings nicht.
Geiselmayr will zudem die Media-Markt-Webseite um einen Online-Marktplatz erweitern - im Stile von Amazon, Digitec-Galaxus oder Manor. Damit soll das Sortiment mit weiteren Elektronik-Marken auf dem Portal erweitert werden, während diese die gesamte Logistik und den Versand im Hintergrund übernehmen. In Deutschland existiert dieses Angebot bereits. «Ziel ist es, dass wir im Laufe des nächsten Jahres in der Schweiz damit starten können.» (saw/ch media)