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Wirtschaft

Covid-Kredite kommen die Steuerzahlenden teuer zu stehen

Die Covid-Kredite kommen die Steuerzahlenden teuer zu stehen

Tausende Covid-Kredite können von den Empfängern nicht zurückgezahlt werden. Dafür geradestehen müssen am Ende die Steuerzahler – die damals als unkompliziert gepriesenen Kredite enthüllen in der Gegenwart Schattenseiten.
30.04.2023, 06:0430.04.2023, 14:56
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Während der Coronapandemie griff der Bund tief ins Portemonnaie, um den wegen der Massnahmen strauchelnden Unternehmen unter die Arme zu greifen. 137'000 zinsfreie Covid-Kredite mit einem Gesamtwert von 17 Milliarden Franken wurden während der Pandemie vergeben, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Aufgrund der Dringlichkeit wurde die Kreditwürdigkeit der Empfänger dabei nicht überprüft. Dieses als «unkompliziert» gepriesene Vorgehen erweist sich nun zumindest teilweise als Bumerang und offenbart seine Nachteile.

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Der Bund muss tief in die Tasche greifen und den Banken die Ausfälle der Covid-Kredite bezahlen. (Symbolbild)Bild: sda

Denn nun zeigt sich: Das Vorgehen kommt den Bund, und damit letzten Endes die Steuerzahlenden, teuer zu stehen. Denn die Banken sind fein raus, der Bundesrat hat ihnen im Zuge der Krise zugesichert, Kreditausfälle vollumfänglich aus der Staatskasse zu berappen.

Insgesamt dürfte es sich um über 10'000 Fälle handeln, in denen der Covid-Kredit nicht vom Empfänger zurückgezahlt werden kann. Zusammengerechnet ist die Rede von einem Betrag von 1,1 Milliarden Franken, wie aus der jüngsten Prognose des Staatssekretariates für Wirtschaft (SECO) hervorgeht. Die Unternehmen haben zwar grundsätzlich acht Jahre Zeit für die Rückzahlung des Kredites, doch bereits heute zeichnet sich demnach ab, dass mehr als eine Milliarde verloren geht.

Bereits jetzt klar ist zudem der definitive Kreditausfall in 1322 Fällen, wie die «SonntagsZeitung» schreibt, der finanzielle Umfang beträgt 60 Millionen Franken. In weiteren 10'600 Fällen zeichnet sich der Ausfall ab – bei so vielen Fällen haben die Banken bereits sogenannte Bürgschaftsgenossenschaften übergeben. Dies passiert, wenn die Kreditempfänger in Konkurs gehen, der Kredit missbräuchlich verwendet wurde oder die Verpflichtungen anderweitig nicht eingehalten wurden.

Bis jetzt hat gut ein Viertel der Unternehmen, die einen Covid-Kredit erhielten, das Geld zurückbezahlt. Experten gehen davon aus, dass die Zahl an Fällen, in denen das Geld vom Staat eingeschossen werden muss, noch ansteigen wird – es kann in Zukunft beispielsweise noch zu weit mehr Konkursen kommen.

Das Vorgehen des Bundes bei der damals gepriesenen einfachen, unkomplizierten Vergabe der Kredite stösst retrospektiv auf Kritik. So wird bemängelt, dass den Banken vollständige Garantien zugesprochen wurden und sich diese nicht am Risiko beteiligen mussten. Ironisch an der Geschichte ist zudem, dass die Idee der unkomplizierten Covid-Kredite damals von der Credit Suisse kam, wie die «SonntagsZeitung» schreibt – was mit dieser geschah, ist bestens bekannt. (con)

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111 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Globemaster
30.04.2023 06:49registriert Juni 2020
Es wurden demfall 137‘000 Kredite an ebensoviele Unternehmen ausbezahlt. Man rechnet heute mit 10‘000 Ausfällen. Also haben 127‘000 Unternehmen dank der Kredite überlebt, welche ansonsten vielleicht Konkurs gegangen wären. Ich denke es hat sich trotzdem gelohnt so zu handeln. Es musste von Anfang an mit einer höheren Ausfallquote gerechnet werden…
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Tröötä
30.04.2023 06:40registriert März 2023
Die Frage wäre dann noch: Wie hoch wäre der Schaden gewesen, wenn keine Kredite gewährt worden wären?

Viel mehr Konkurse, höhere Arbeitslosigkeit etc.

Ich bin kein Ökonom, aber da kommt schnell eine beträchtliche Summe zusammen.
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Händlmair
30.04.2023 06:43registriert Oktober 2017
Das wäre doch einmal eine sinnvolle Arbeit, für die Sozialdedektive, die Kreditnehmern zu überprüfen, ob die wirklich nicht imstande sind, die Kredite zurück zu bezahlen. Bei 1.7 Milliarden ist garantiert der eine oder andere Franken zu finden.
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