Calida-Aktionäre hatten zuletzt kaum Freude an ihrem Investment. Der Wert des Papiers hat sich in den letzten zwei Jahren mehr als halbiert. «Wir haben zwei sehr intensive Jahre hinter uns» sagte kürzlich Verwaltungsratspräsident Felix Sulzberger bei der Präsentation des durchzogenen Jahresergebnisses.
Immerhin konnten sich die Anteilseigner bislang jedes Jahr auf ein Gratis-Pyjama im Wert von rund 100 Franken freuen. Dieses Aktionärsgeschenk erhielt, wer mindestens 20 Calida-Aktien besass. Doch damit ist nun Schluss.
Calida hat dieser Tage die Aktionärinnen und Aktionäre darüber informiert, dass es dieses Geschenk in der bisherigen Form nicht mehr geben wird. Stattdessen erhalten sie 30 Prozent Rabatt auf einen einmaligen Einkauf bis zu einem maximalen Einkaufswert von 500 Franken. Wer also 500 Franken ausgibt, kommt in den Genuss eines Rabatts von 150 Franken.
Im Brief erklärt Calida den Grund für die Praxisänderung: «Diese Anpassung wurde notwendig, da sich die Anzahl der bezugsberechtigten Aktionärinnen und Aktionäre verzehnfacht hat. Mit dieser Systemänderung möchten wir weiterhin eine attraktive und faire Lösung für alle Beteiligten gewährleisten.» Die Begründung stösst einigen sauer auf. «Diese Erklärung klingt nach einer Ausrede», sagt ein Aktionär. Für ihn sei Calida eine Liebhaberaktie – auch wegen des sympathischen «Bhaltis». Mit der 30-Prozent-Rabatt-Aktion verliere Calida ein Alleinstellungsmerkmal, glaubt der Aktionär.
Ein Calida-Sprecher erklärt, dass wegen der Verzehnfachung des Aktionariats mittlerweile rund 25'000 Personen in den Genuss des Geschenks kommen. «Die traditionelle Auswahl und Zustellung eines Pyjamas ist aus logistischen und administrativen Gründen nicht mehr effizient machbar», sagt er. Zudem gelte es verstärkt auch steuerliche Aspekte von Aktionärsgeschenken zu berücksichtigen.
Das Gratis-Pyjama von Calida erhielten die Aktionärinnen und Aktionäre bislang auch dann, wenn sie nicht die Generalversammlung besuchten. Andere börsenkotierte Firmen verteilen ihr Aktionärsgeschenk nur jenen Anteilseignern, die auch vor Ort erscheinen.
Solche Geschenke sind bei Kleinaktionären derart beliebt, dass manche Anleger gewisse Titel nur deswegen – und wegen des Nachtessens – halten. Bei der Coop-Tochter Bell zum Beispiel gibt es eine Salami, bei der Zuger Kantonalbank eine Flasche Zuger Kirsch. Die Swatch Group beglückte ihre Anteilseigner in den letzten Jahren beim Besuch der GV jeweils mit einer Swatch-Uhr.
Besonders grosszügig sind Nahrungsmittelkonzerne wie der Schoggihersteller Lindt & Sprüngli, der an der GV jeweils Schokoladenpakete verteilt. Aktionärinnen und Aktionäre des Luzerner Milchverarbeiters Emmi wiederum erhalten an der GV eine prall gefüllte Kühltasche mit Emmi-Produkten. Als «Dankeschön für ihre Stimmabgabe», wie eine Sprecherin sagt.
Und dann gibt es noch die Aktionärs-Geschenke, die man gleich vor Ort konsumieren muss. So werden bei der Generalversammlung der Basler Brauerei Unser Bier jeweils 5000 bis 6000 Liter Bier als «liquide Dividenden» ausgeschüttet. Die Generalversammlung mutiert zum «Volksfest», bei dem jeweils zwischen 2500 und 3000 der mittlerweile 11'416 Aktionäre gerne mitfeiern. Sie trinken die besagten Biermengen und «heissen dann alle Anträge des Verwaltungsrates gut», wie die Brauerei mit Augenzwinkern selbst festhält.
geht die Aktien runter egal, aber ein Pyjama muss sein, sonst werde ich böse.