Die Schweiz gehört zu den europäischen Schlusslichtern, wenn es um einen bezahlten Vaterschaftsurlaub geht. Deswegen lancierten 160 Schweizer Organisationen eine Vaterschaftsurlaubs-Initiative, die einen bezahlten Urlaub von vier Wochen fordert. Das würde 420 Millionen Franken jährlich kosten, sagt das Initiativkomitee. Weil die Initiative so viel Zuspruch erhielt, konterte die ständerätliche Sozialkommission mit einem indirekten Gegenvorschlag von zwei Wochen Urlaub. Das würde noch 224 Millionen Franken jährlich kosten, schätzt das Bundesamt für Sozialversicherungen.
Den 224 Millionen Franken widerspricht nun das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Die wahren Kosten würden bei 1,1 Milliarden Franken liegen – für zwei Wochen Vaterschaftsurlaub.
Das Seco begründet die hohe Zahl mit den indirekten Kosten, die entstehen, wenn Väter am Arbeitsplatz fehlen. Zu den indirekten Kosten gehören zum Beispiel der Organisationsaufwand, die Kosten für eine Ersatzlösung und für Überstunden anderer Mitarbeiter, sagt Pascal Muller, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Seco zum «Tagesanzeiger». Er ist Sekretär des KMU-Forums, das den Bundesrat berät. Ziel ist eine gewerbefreundliche Politik.
Die 1,1 Milliarden Franken stammen von einer Studie zu den Abwesenheiten von Eltern pflegebedürftiger Kinder. Das Beratungsbüro B.S.S. hat die Kosten für einen vom Bundesrat geplanten Betreuungsurlaub geschätzt. Letztes Jahr wurde diese Studie veröffentlicht – und kam zum Schluss, dass die indirekten Kosten von Abwesenheiten das Doppelte bis Vierfache der direkten Kosten betrage. Das heisst also: Bei direkten Kosten von 224 Mio. Franken entspricht das 672 bis 1120 Millionen Franken.
Er sagt ausserdem zum «Tagesanzeiger», dass die Wirtschaft schon entlastet werde, weil Armeeangehörige immer weniger Diensttage leisten müssen. Anderer Meinung ist da Josef Dittli:
Wüthrich sagt gegenüber dem «Tagesanzeiger», dass er davon ausgehe, dass der Gegenvorschlag mit zwei Wochen Urlaub trotzdem eine Mehrheit findet. Dieser kommt nämlich nur zum Zug, falls die Initiative zurückgezogen würde oder an der Urne scheitert. Die Initiative kommt wohl nächstes Jahr vors Volk. (jaw)
Ein bis zwei Mal Vaterschaftsurlaub für je zwei Wochen ist aber für die Unternehmen eine zu grosse Belastung.
Diese fadenscheinige Begründung finde ich schrecklich und im Grundsatz nur eine Farce.