Schweiz
Wirtschaft

Bundesrat tauscht seinen Swisscom-Verwaltungsrat aus

Unheilvolle Briefaffäre: Bundesrat tauscht seinen Swisscom-Verwaltungsrat aus

Der Verwaltungsrat Renzo Simoni hat mit seiner Brief-Aktion den Rückhalt in der gesamten Regierung verloren.
22.12.2022, 05:58
Florence Vuichard / ch media
Mehr «Schweiz»

Nun also doch: Renzo Simoni muss gehen. Der Bundesrat stellt ihn nicht mehr auf zur Wiederwahl als Bundesvertreter im Verwaltungsrat des staatlich kontrollierten Swisscom-Konzerns. Das hat die Regierung an ihrer Sitzung vom Mittwoch entschieden. Die beiden zuständigen Departemente, dasjenige für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) sowie das Finanzdepartement, sollen bis Ende Februar dem Gesamtbundesrat einen Vorschlag für die Nachfolge unterbreiten.

ARCHIVBILD ZUM UMSATZ DER SWISSCOM IM DRITTEN QUARTAL, AM DONNERSTAG, 28. OKTOBER 2021 - Der Hauptsitz von Swisscom in Bern, aufgenommen am 13. November 2012.(KEYSTONE/Gaetan Bally)
Das Seilziehen um den Swisscom-Verwaltungsratsposten hat ein Ende: Der Bundesrat hat ein Machtwort gesprochen.Bild: keystone

Dieser soll dann an der Generalversammlung vom 28. März 2023 gewählt werden. Damit wolle der Bundesrat «die Wahrnehmung der Bundesinteressen im Verwaltungsrat der Swisscom stärken», ergänzt Uvek-Sprecherin Annetta Bundi auf Nachfrage.

Briefwechsel mit Folgen

Und ebendiese Staatsinteressen hat Simoni offensichtlich nicht wahrgenommen. Das jedenfalls lässt sich aus dem vertraulichen Brief herauslesen von Swisscom-Präsident Michael Rechsteiner an die Bundesräte, den die «Schweiz am Wochenende» am vergangenen Samstag publik gemacht hatte. Darin heisst es wortwörtlich: Eine direkte Interessenvertretung des Bundes durch Renzo Simoni sei kaum wahrgenommen worden. Und weiter: «Aus Sicht Swisscom ist es wichtig, dass der Staatsvertreter vom Bundesrat breit getragen wird, damit er die Interessen des Mehrheitsaktionärs angemessen einbringen kann.»

Rechsteiners Brief wiederum war eine Reaktion eines Briefes von Simoni an die Regierungsmitglieder, in dem er seinen Anspruch auf den Posten bis zur Pensionierung geltend machte. Im besagten Schreiben beklagte über die von Uvek-Chefin Simonetta Sommaruga überbrachte Ankündigung, dass er nicht mehr aufgestellt werden sollte. Diese kam wie «der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Himmel». Mit diesem Brief wollte Simoni seinen Posten retten – erreichte aber damit das Gegenteil: Dieser Brief hat ihn jetzt rausbefördert, damit hat er den Goodwill im Gesamtbundesrat verspielt.

Geschäftsleitung wird aufgestockt

Weiter hat der Bundesrat an seiner letzten Sitzung vor den Weihnachtsferien zwei Anträgen der Swisscom zugestimmt: So soll im März die frühere Unilever-Schweiz-Chefin und amtierende Präsidentin des Markenartikelverbands Promarca, Monique Bourquin, neu in den Verwaltungsrat der Swisscom gewählt werden und die zurücktretende Barbara Frei ersetzen. Zudem darf der Staatskonzern per 1. April die Konzernleitung von heute sechs auf neun Mitglieder erweitern.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die turbulente Geschichte des Schweizer Mobilfunks
1 / 40
Die turbulente Geschichte des Schweizer Mobilfunks
«Wo biiisch!?» watson präsentiert Meilensteine der Schweizer Mobilfunk-Geschichte.
quelle: keystone / martin ruetschi
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Hier wird ein Swisscom-Sendeturm gesprengt
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
23 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Pummelfee
22.12.2022 09:19registriert Mai 2020
Der letzte Satz: die Konzernleitung von sechs auf neun erweitern: noch drei mehr, die sich bereichern können. Schön schön.🤮
225
Melden
Zum Kommentar
23
So will sie den neuen Kollaps einer Grossbank abwenden: Karin Keller-Sutter im Interview
Bundesrätin Keller-Sutter wird vorgehalten, dass sie bei der Regulierung grosser Banken allzu zahm ans Werk gehe. Nun kontert die Finanzministerin: Die UBS müsse künftig viel mehr Geld für ihre Auslandstöchter zurücklegen. Keller-Sutter erklärt ausserdem, wie sie die Defizite aus dem Bundeshaushalt wegzubringen plant.

Beschäftigen Sie sich nach wie vor täglich mit den grossen Banken?
KARIN KELLER-SUTTER:
Nein, der Ausnahmezustand ist zum Glück vorbei. Der Finanzplatz hatte mich von März 2023 bis August 2023, als die UBS die Garantien des Bundes zurückgab, fast Tag und Nacht in Beschlag genommen.

Zur Story