Schweiz
Wirtschaft

Avenir Suisse: «Vielen Bauern läuft es blendend»

Avenir Suisse: «Frage mich schon, weshalb genau die Bauern nun protestieren»

16.03.2024, 11:0816.03.2024, 12:04
Mehr «Schweiz»

Die Lage der Landwirte in der Schweiz ist nach Ansicht der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse besser als im Zuge der Bauernproteste vorgegeben. «Vielen Bauern läuft es blendend», sagte Avenir-Suisse-Ökonom Patrick Dümmler den Tamedia-Zeitungen vom Samstag.

Patrick Dümmler Avenir Suisse
Patrick Dümmler versteht die Bauern nicht.avnir suisse

«Die Protestführer zeichnen das Bild der armen Bauernfamilien. Doch das ist nur ein Teil der Realität», sagte Dümmler. Das Gesamteinkommen habe 2021 pro Hof über 111'000 Franken erreicht – einen bisherigen Höchstwert.

«Den Bauern ist es in den letzten zehn, fünfzehn Jahren sehr gut ergangen. Ich frage mich schon, weshalb genau sie nun protestieren.»

Die Bauernlobby verschweige, dass es mit dem «Bauernhofsterben» immer weniger Subventions-Empfänger gebe. Pro Hof bleibe damit mehr übrig. Die Einkommen seien seit 2015 im Durchschnitt um ein Drittel gestiegen – und damit fünfmal stärker, als es bei den Haushalten ausserhalb der Landwirtschaft der Fall gewesen sei, sagte Dümmler.

Der Agrarexperte sah Parallelen zum Abstimmungskampf zur 13. AHV-Rente. Da habe die linke Seite jene Rentner ins Scheinwerferlicht gestellt, denen es tatsächlich nicht gut gehe, und verschwiegen, dass es der Mehrheit der Rentner noch nie so gut gegangen sei wie heute.

Die Bauern seien allerdings verunsichert, weil sie nicht wüssten, wie es mit der Agrarpolitik weitergehe, erklärte Dümmler. Sie wollten finanzielle Kürzungen abwehren und Strukturerhaltung betrieben. Von der Politik erwartete Dümmler eine Reform der «bürokratischen und protektionistischen» Agrarpolitik, die mehr Marktwirtschaft und Innovationen zulasse müsse. Die Sparpläne des Bundesrats begrüsste er, Potenzial ortete er etwa bei umweltschädlichen Subventionen.

In der Schweiz sind in den vergangenen Wochen hunderte Landwirte in zahlreichen Orten mit Traktoren aufgefahren und haben für bessere Arbeitsbedingungen protestiert. Den Kundgebungen vorausgegangen waren Demonstrationen von Bauern in anderen europäischen Ländern. (saw/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
63 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Pafeld
16.03.2024 12:05registriert August 2014
Dass die Bauern nach der vorletzten Session, in der sie mit ihren Forderungen mehrheitlich durchs Parlament durchgelaufen sind, heute von unhaltbaren Zuständen quatschen, ist an Zynismus kaum mehr zu überbieten. Zumal Parmelin ja bereits jetzt Zugeständnisse gemacht hat, wie die extrem dringend benötigten Biodiversitätskorridore nicht nur weiter zu verzögern, sondern gleich ganz zu streichen.
12812
Melden
Zum Kommentar
avatar
el cóndor terminado
16.03.2024 11:33registriert Juni 2021
Da liegt er nicht so ganz daneben mit dieser Aussage. Wenn als Landwirt Skiferien, Sommerferien, Hausumbau usw. ohne weiteres drinliegen gibt es keinen Grund sich zu beschweren.
10916
Melden
Zum Kommentar
avatar
Tante Karla
16.03.2024 11:29registriert März 2024
Die Schweizer Steuerzahlerin bezahlt schliesslich um ein Mehrfaches höhere Subventionen als die EU-Steuerzahlerin. Die Schweizer Steuerzahlerin bezahlt daneben viel höhere Preise für die Produkte als die EU-Steuerzahlerin.
7311
Melden
Zum Kommentar
63
Flugzeugcrash auf dem Gauligletscher: Geburts­stun­de der Bergret­tung aus der Luft
Als im November 1946 eine Dakota C-53 auf über 3000 Metern auf dem Gauligletscher notlandete, war das nicht nur eine Meisterleistung des Piloten. Die Rettung aller zwölf Überlebenden war auch der Startschuss zur modernen Bergrettung aus der Luft.

Der damals 25-jährige Pilot Ralph Tate Jr. erinnert sich: «Ich sehe dunkle Linien unter uns, sehr schnell, und dann – ich verstehe es erst später, es waren Gletscherspalten und sie wurden automatisch zu einem Gletscher...». Er sollte acht Passagiere und vier Mannschaftsmitglieder von Wien über Marseille nach Pisa fliegen. Nach dem Start machte der schnell vereisende rechte Motor aber massive Probleme, sodass die Maschine in München zwischenlanden musste.

Zur Story