Anfang Januar geriet Nationalrätin Anna Rosenwasser (SP) ins Visier von Inside Paradeplatz. Die Plattform, die sich eigentlich mit Finanznews beschäftigt, attackierte die Politikerin in einem scharf geschriebenen Artikel mit dem Titel «Anna Rosenwasser: Ha ke Ahnig». Konkret warf der Autor Beni Frenkel der LGBTQ-Aktivistin einen «kleinen Bildungsrucksack» und mangelnde politische Qualifikation vor – und verglich sie sogar mit Donald Trump.
Warum der Angriff? Rosenwasser hatte im Dezember in ihrer Kolumne im Onlinemagazin Republik eingeräumt, in Sachen Aussenpolitik, Neutralität und Armeeausgaben keine Expertin zu sein. Im Text schilderte sie, wie sie bei einem Auftritt vor Schülerinnen und Schülern nur zu Themen sprach, die sie wirklich verstand. Frenkel gefällt diese Ehrlichkeit offenbar nicht. Er empfahl Rosenwasser, nachzulesen «Was das ist, die Schweizer Neutralität».
So viel zur politischen Kritik. Was viel mehr irritiert: Frenkel thematisierte in seinem Artikel in mehreren Abschnitten ausführlich Rosenwassers Brüste.
Ein ungewöhnlicher Fokus für ein Medium, das sich selbst als «Finanznews aus Zürich» versteht. Zwar hatte Rosenwasser 2020 in einem Annabelle-Artikel selbst über ihre Oberweite geschrieben – allerdings mit einer sozialkritischen Botschaft. «Grosse Brüste sind keine Einladung», betonte sie damals. Dass der Inside-Paradeplatz-Autor Jahre später genau diesen Text ausgräbt, hat eine gewisse Ironie.
Besonders eine Passage aus Rosenwassers Annabelle-Beitrag scheint Frenkel zu stören. Sie schrieb, in Zürich sei es einfacher, an Koks zu kommen als an einen passenden BH. Darauf entgegnete der Inside-Paradeplatz-Autor: «Die Brüste der Nationalrätin sind gross, keine Frage. Für die passende Bekleidung muss sie aber nicht zum Dealer rennen – es gibt ihre Grösse auch als Sport-BH, mit Spitze, soft oder transparent.»
Anna Rosenwasser reagierte in ihrer Kolumne auf die ungefragte Unterwäsche-Empfehlung. Sie zeigte sich entsetzt darüber, dass ein Journalist so ausführlich über ihren Körper schrieb. «Mein lustvoller Mund würgt fast sein Frühstück wieder raus», kommentierte sie den Bericht.
Die Debatte verlagerte sich in die Kommentarspalte, wo einige Leserinnen und Leser den kritisierten Artikel verlinken wollten. Doch die Links wurden gelöscht. Rosenwasser selbst bat darum: «Diese Aufführung der Links wollte ich bewusst nicht, um den Seiten und Journalisten nicht noch mehr Traffic zu geben.» Die Redaktion unterstützte dieses Vorgehen, was eine hitzige Diskussion auslöste.
Beni Frenkel kennt die Debatte in der Republik-Kommentarspalte. In einem heute veröffentlichten Artikel kritisiert er die Löschung des Links auf seinen Artikel und wirft Rosenwasser ein «spezielles Demokratieverständnis» vor. Und er fühlt sich missverstanden: «Wer nun ihre Kolumne liest, denkt, dass der Artikel nur ihre Brüste behandelt. Was natürlich nicht stimmt. Für einen eigenen Artikel reichen sie nicht.»
Seine Kritik an Rosenwassers politischer Kompetenz verteidigt er ebenfalls: «Tatsächlich ging es darum, dass Rosenwasser selbst banale Begriffe wie politische Neutralität nicht versteht. Darum das harte Urteil.»
«Ich nehme es nicht persönlich», sagt Anna Rosenwasser gegenüber watson. «Vor allem, wenn man sich anschaut, über wen und wie der Autor sonst schreibt. Es ist ein Muster.»
Sie spielt damit auf einen Fall vor drei Jahren an: Inside Paradeplatz und Beni Frenkel mussten sich nach einer sexistischen Berichterstattung über Patrizia Laeri und ihr Medienunternehmen ElleXX entschuldigen. Nicht freiwillig. Das Portal wurde per Urteil des Bezirksgerichts Meilen dazu verpflichtet und musste ausserdem 2500 Franken an Frauenorganisationen zahlen.
Rosenwasser betont, dass sie zwischen persönlichem Angriff und sachlicher Kritik unterscheiden kann: «Als Politikerin muss ich Kritik aushalten – solange diese inhaltlich ist.» Doch als Frau erfahre sie häufig unsachliche, persönliche Anfeindungen. «Unsere Gesellschaft bewertet Frauen viel härter als Männer. In den Kommentaren zum Originalartikel zeigt sich eine genüssliche Abwertung. Bei einem Mann wäre das nie in diesem Ausmass der Fall.»
Auch deshalb hat sie sich bewusst entschieden, den Link zum herablassenden Artikel nicht zu veröffentlichen. Um dem Autor keine zusätzliche Aufmerksamkeit zu verschaffen. «Wenn jemand etwas Herabwürdigendes über mich schreibt, stehe ich vor einem Dilemma: Soll ich es einfach hinnehmen? Oder soll ich öffentlich auf die Ungerechtigkeit hinweisen – und ihr dadurch noch mehr Aufmerksamkeit und Klicks verschaffen?» In diesem Fall hat sich Rosenwasser gegen eine Verbreitung entschieden. Der zweite Artikel auf Inside Paradeplatz hat die Debatte nun dennoch erneut befeuert.
Trotzdem würde sie es wieder genauso handhaben, sagt Rosenwasser. «Ich werde in meiner Kolumne aber nicht noch einmal auf die Provokation eingehen.»
Wie wäre es die Boni Struktur gewisser Banken anzuschauen?
Oder zu hinterfragen warum gewisse Privatbanken plötzlich bis zu 80% ehemalige CS Leute (von der UBS als untauglich klassifiziert er CS Angestellte) in ihrer Geschäftsleitung haben….