Schweiz
Zürich

Zürcher Schüler müssen das Zehnfingersystem nicht beherrschen

Child computer boy
Es reicht, wenn er die Diktierfunktion und ChatGPT beherrscht (und Deutsch).Bild: Shutterstock

Zürcher Schüler müssen das Zehnfingersystem nicht beherrschen

26.02.2024, 12:30
Mehr «Schweiz»

Das perfekte Beherrschen einer Computertastatur wird an der Zürcher Volksschule nicht Teil des Lehrplans: Der Kantonsrat hat am Montag eine entsprechende SVP-Motion mit 121 Nein- zu 50 Ja-Stimmen abgelehnt.

Schnelles und fehlerfreies Schreiben gehöre zu den Basics der Berufswelt, begründete SVP-Kantonsrätin Sandra Bossert die Motion:

«Es ist unwahrscheinlich, dass die Tastatur als Eingabeform in Kürze verschwinden wird. Trotz KI müssen immer noch Texte getippt werden.»

Die anderen Parteien hielten jedoch nichts vom Zehnfinger-Vorstoss. «Das Anliegen kommt einige Jahre zu spät», sagte Raffaela Fehr (FDP, Volketswil). Ihr aktuelles Votum beispielsweise habe sie dem Computer diktiert, der den Text dann selber geschrieben habe. «Und für die Interpunktion gibt es ChatGPT.» Die FDP würde lieber mehr in den Deutschunterricht investieren als ins Zehnfingersystem.

Auch für die EVP ist die Tastatur heute eine Eingabemethode unter vielen. Diskussionen über Zehnfingersystem, Nationalhymnen und Geschichtsunterricht, die von der SVP gerne angestossen würden, hätten im Kantonsrat aber ohnehin nichts verloren. Dafür sei der Bildungsrat zuständig, sagte Hanspeter Hugentobler (Pfäffikon).

«Bedeutung hat abgenommen»

Auch Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Mitte) ist der Ansicht, dass die Bedeutung des Zehnfingersystems in den vergangenen Jahren «deutlich abgenommen» hat. «Die blinde, perfekte Beherrschung der Tastatur muss deshalb auch nicht Ziel der Volksschule werden.»

Aktuell ist das möglichst effiziente Bedienen der Tastatur in mehreren Fächern der Volksschule ein Thema, dabei wird den Schülerinnen und Schülern auch eine ergonomische Haltung gezeigt. Das Zehnfingersystem ist aber kein eigenes Schulfach. (yam/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
115 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
BG1984
26.02.2024 13:55registriert August 2021
Es kommt halt aif den Beruf an, den die Schüler später lernen möchten. Informatiker, KV uvm. werden noch lange mit tastaturen arbeiten und wenn man den 1. Lehrjahrs-Stiften erst das 10-Fingersystem lernen muss, weil sie in der Schule praktisch nur am Tablet gearbeitet haben, dann ist das für den Lehrbetrieb, wie wenn der Schreiner im ersten Lehrjahr metrische Masse erlernen müsste.

Von mir aus muss es ja nicht das perfekte 10-Fingersystem sein, aber sie müssen zügig schreiben können, auch mit den gängigen Sonderzeichen.
597
Melden
Zum Kommentar
avatar
Madison Pierce
26.02.2024 13:54registriert September 2015
Als Lehrmeister fällt auf, dass viele Jugendliche nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit keinen Computer bedienen können. Damit meine ich nicht das Tastaturschreiben oder Formeln in Excel, sondern simple Grundlagen wie Drag&Drop, Scrollen mit dem Mausrad, die Bedeutung von NumLock, das Dateisystem als Ablage etc.

Das liegt nicht daran, dass die "heutige Jugend" dumm ist, sondern dass in vielen Familien Smartphones und Tablets den PC abgelöst haben und auch einige Schulen Tablets statt Notebooks einsetzen.
513
Melden
Zum Kommentar
avatar
Stadt Luzerner
26.02.2024 13:44registriert Oktober 2021
Schaft doch die Schule gleich ganz ab. Internet, KI übernimmt alles… das 10 Fingersystem hat noch niemandem geschadet und viele werden mit Tastaturen arbeite. - nicht solche die auf Handys eingeblendet werden. Rechtschreibung ist bei vielen auch reine Glückssache. Das macht ja die Autokorrektur und KI…
5516
Melden
Zum Kommentar
115
«Ein Wunder, dass nichts passiert ist» – Servette-Fans sorgen für Pyro-Eklat in Winterthur
Nach dem Schlusspfiff des Cuphalbfinals zwischen Winterthur und Servette kommt es zum Eklat: Servette-Fans stürmen auf den Platz, mindestens zwei davon mit Pyros in der Hand, welche sie Richtung Winterthurer Tribüne schmissen.

Servette zieht gegen Winterthur in den Cupfinal ein. Doch zu reden gibt nach der Partie nicht das Sportliche, sondern die Nebengeräusche, welche mit Fussball nichts zu tun hatten: Einige Servette-Fans können mit den Emotionen, die nach dem ersten Cupfinaleinzug seit 23 Jahren eigentlich positiv sein sollten, nicht umgehen. Nach Abpfiff stürmen sie auf den Platz auf der Winterthurer Schützenwiese, provozieren das Heimpublikum, das soeben das bittere Ausscheiden hinnehmen musste.

Zur Story