Die Gefängniswärter sind in ihrer Berufsehre gekränkt, die Häftlinge machen dumme Sprüche. Der Ausbruch vor sechs Wochen hat im Gefängnis Limmattal Spuren hinterlassen. Die grosse Lehre aus der Affäre: Die Gefangenen können das Gefängnis nur noch verlassen, wenn zwei Wärter die entsprechende Türe öffnen. Diese Regel gab es noch nicht, als Gefängniswärterin Angela Magdici und der verurteilte Vergewaltiger Hassan Kiko in der Nacht auf den 8. Februar durch die Gefängnistür spazierten, während der zweite Aufseher schlief.
Auch sechs Wochen danach fehlt von den beiden Flüchtigen jede Spur. Daran werde sich so schnell nichts ändern, ist Thomas Knecht überzeugt: «Sobald die Landesgrenzen überschritten sind, lässt der Fahndungsdruck nach», sagt der Gefängnispsychiater und Leiter der Forensischen Psychiatrie des Psychiatrischen Zentrums Appenzell Ausserrhoden gegenüber der NZZ.
Die Geschichte spricht aber für eine letztendliche Aufklärung des Falles: Die beiden letzten Häftlinge, die aus einem Zürcher Gefängnis ausgebrochen sind, wurden letztlich beide gefasst: Einer kehrte nach fünf Tagen freiwillig zurück, den anderen nahm die Polizei einen Monat nach dem Ausbruch fest.
Hätte man den bevorstehenden Ausbruch erkennen können? Gemäss Walter Minder, Ehemann der Mutter von Angela Magdici, hat es Zeichen im Vorfeld gegeben. Magdici hätte sich gegenüber dem Ehemann ihrer besten Freundin über die «Brutalo-Methoden» im Gefängnis beklagt, wie Minder in der NZZ berichtet. Ein Häfling sei in den Bunker gesperrt worden. Die Vermutung von Minder: dieser Häftling war Hassan Kiko.
Zudem postete die Gefängniswärterin ein im Nachhinein pikantes Zitat auf Facebook: «Real flowers bloom in the wilderness», aus dem chinesischen Film «House of the Flying Daggers». Der Film erzählt die Geschichte von einem Gefängnisausbruch; von einer Gefangenen, die Mithilfe eines Polizisten entkommt. Das genau gleiche geschah im Gefängnis Limmattal. Einfach in der umgekehrten Geschlechterrolle.
Durch die Flucht habe sich das Machtverhältnis zwischen dem Gefangenen und der Aufseherin radikal verändert, sagt Gefängnispsychiater Knecht der NZZ. Die Machtposition hätte sich auf die Seite von Kiko verschoben. Möglicherweise war die Wärterin für den Häflting nur Mittel zum Zweck: «Ist es keine Liebesbeziehung, dürfte er früher oder später versuchen, sie loszuwerden.» (fvo) (aargauerzeitung.ch)