Ein grösseres Polizeiaufgebot hat am Freitagnachmittag in Zürich eine versuchte Besetzung des Platzspitz-Areals hinter dem Landesmuseum verhindert. Sie kontrollierte über 200 Personen und wies sie weg.
Bei den Besetzern handelt es sich um Mitglieder der linksorientierten Gruppe «Gleis161 – alles wird besetzt». Auf Telegram schrieb die Gruppierung, dass man mit der Besetzung darauf aufmerksam machen wolle, dass «der Antifaschismus lebt». Die Demo sei insbesondere gegen «profitorientierte, neoliberale und faschistische Ideologien» und die damit verbundenen Unterdrückungen gerichtet.
Die Ordnungskräfte hatten im Vorfeld Informationen über die mögliche unbewilligte Aktion, wie die Stadtpolizei am Abend mitteilte. Die Stadtpolizei verstärkte darum ihre Präsenz in der Innenstadt.
Kurz vor 17 Uhr strebten den Angaben zufolge mehrere Personengruppen der Platzspitzpromenade zu. Zugleich fuhren Last- und Lieferwagen mit Gastromaterial vor. Danach versuchten die Aktivistinnen und Aktivisten die Zugänge zum Platzspitz von innen zu verbarrikadieren.
Die Polizei verschaffte sich Zugang zum Areal, wo sie mit Flaschen und Steinen beworfen wurde. Die Einsatzkräfte setzen den Wasserwerfer und Gummischrot, um die Masse zurückzudrängen. Ein Teil der Besetzer floh über die Limmat oder andre Zugänge.
Die übrigen setzte die Polizei fest. Kurz nach 18 Uhr begann sie mit Personenkontrollen. Insgesamt überprüfte sie 233 Personen und wies sie weg. Um 21.50 Uhr war die Aktion beendet, wie die Polizei schrieb. Über Verletzte oder Sachbeschädigungen lagen zu diesem Zeitpunkt keine Angaben vor. Die Stadtpolizei erhielt Unterstützung von der Kantonspolizei.
Die Aktivisten begründeten die Besetzung damit, dass der Platzspitz seit den 1990-er Jahren für ein System stehe, das «Menschen aussortiert, verdrängt und kriminalisiert». Hier werde sichtbar, wie kapitalistische Mechanismen Menschen in Armut, Not und Abhängigkeit treiben würden, teilten sie in einem Communiqué mit.
Videoaufnahmen, welche 20minuten zugestellt wurden, zeigen, wie Aktivisten versuchen, über die Baustelle beim Wehr in Richtung Oberer Letten zu entwischen. Die Polizei schnitt ihnen scheinbar den Weg ab, weshalb die Aktivisten die Flucht per Sprung in die Limmat antraten. Die Polizei war mit einem Boot im Einsatz.
Die Verkehrsbetriebe Zürich meldeten am Abend Verspätungen, Ausfälle und Umleitungen. Sie riefen dazu auf, Innenstadt und Hauptbahnhof zu umfahren. Passagiere mit Ziel Hauptbahnhof sollten die S-Bahn benutzen.
Der Platzspitz war in den 1980er- und 1990er-Jahren Sammelpunkt einer offenen Drogenszene und sorgte als «Needle Park» weltweit für Schlagzeilen. Heute ist das Areal beim Hauptbahnhof ein Park.
(cpf, ergänzt mit Material der sda)