Am 27. und am 28. Mai veranstalten Verschwörungstheoretiker und Esoterikerinnen einen Kongress im Volkshaus in Zürich. Das Motto: «Vision des Guten und das Manifest der neuen Erde».
Eingeladen sind Grössen der Szene wie Daniele Ganser oder Christa von Dreien. Ganser ist bekannt dafür, die russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine anzuzweifeln. Von Dreien wird von ihren Anhängern als Medium verehrt und vertritt unter anderem die Theorie, dass intelligente Dinosaurier in unterirdischen Höhlensystemen leben.
Wer mit dabei sein möchte, zahlt für das günstigste Ticket schlappe 189 Franken, für ein «Gönnerticket» 777 Franken. Dafür sitzt man dann in der ersten Reihe, bekommt ein kleines Geschenk und darf einen Apéro mit den Referenten und Referentinnen geniessen.
Zwei Tage lang wollen sich die Teilnehmenden über das «Manifest der neuen Erde» unterhalten – eine «durch Dutzende Menschen erschaffene Vision einer nahen Zukunft» oder «eine erste Grundlage, um unsere Welt von morgen zu schaffen», wie es online heisst. Esoterische Lehren hätten den Rang von Dogmen, wie die NZZ schreibt.
Weiter im Artikel heisst es: In der Welt von morgen seien Parteien verboten und die Weisenräte besässen weitgehende Vollmachten – die Demokratie werde abgeschafft. Daniele Ganser und Christina von Dreien haben das Manifest beide unterschrieben. Sie sollen unter anderem zu diesen Weisenräten gehören.
Linke Kreise sind verärgert über den Kongress. Sogar eine Online-Petition namens Reclaim Volkshaus wurde aufgesetzt. Bisher haben über 3000 Menschen die Petition unterschrieben.
Sie fordern: «die sofortige Auflösung des Mietvertrags für den rechten Verschwörungskongress ‹Vision des Guten – Manifest der neuen Erde› am 27./28. Mai 2023» und: «eine grundsätzliche Revision der Vermietungskriterien».
Falls diese Forderungen nicht berücksichtigt würden, sähen sie sich «gezwungen, eine Gegenmobilisierung vorzubereiten».
Das Volkshaus ist bisher nicht auf die Forderungen der Aktivistinnen und Aktivisten eingegangen. In einer ersten Stellungnahme des Volkshaus-Stiftungsrates im April hiess es: «Wir teilen die Inhalte der Veranstaltung in keiner Weise und lehnen Verschwörungstheorien aller Art dezidiert ab.» Jedoch werde die Meinungsfreiheit in diesem Fall höher gewichtet und daher am Anlass festgehalten.
Es ist nicht das erste Mal, dass im Volkshaus in Zürich Veranstaltungen der Verschwörungsszene durchgeführt werden. Die Leitung wollte bisher jedoch nicht einschreiten.
Das Volkshaus kommunizierte zuerst, dass man beim Israelitischen Gemeindebund (SIG) abgeklärt habe, ob es noch zulässig sei, Ganser auftreten zu lassen, schreibt der Tagesanzeiger. Der SIG habe danach grünes Licht gegeben. Der Israelitische Gemeindebund hingegen schreibt in einer Medienmitteilung, dass diese Darstellung nicht den Tatsachen entspreche. Man habe dem Volkshaus gegenüber die «Zulässigkeit» von Gansers Auftritt nie attestiert. Weiter heisste es da:
Während Ganser also auftreten darf, wurde Ricardo Leppe ausgeladen.
Somit ist das Volkshaus zumindest ein Stück weit auf die Forderungen der Aktivistinnen und Aktivisten eingegangen. Bütikofer teilt der NZZ mit: «Wir haben mit dem Veranstalter vereinbart, Ricardo Leppe als Redner auszuladen.»
Die Betriebskommission des Volkshauses kam zu diesem Entscheid, nachdem sie sich mit Relinfo und Infosekta – beides sind Fachstellen für religiöse und weltanschauliche Bewegungen – ausgetauscht hatten.
Religionsexperte Georg Schmid, Leiter von Relinfo, befürwortet es, dass Leppe ausgeladen wurde: «Er passt nicht zum Leitbild des Volkshauses, da er die Anastasia-Buchreihe empfiehlt. Kritiker werfen der Anastasia-Bewegung vor, sie sei rassistisch, antisemitisch und propagiere problematische Heilmethoden», wie er der NZZ mitteilte.
Laut Schmid wäre Leppe die problematischste Person am Anlass gewesen. Beim Rest handle es sich um Personen, die zum Teil immer wieder im Volkshaus aufträten, fügt er hinzu.
Der Anastasia-Bewegung wird von Kritikern Antisemitismus und Rassismus vorgeworfen sowie das Propagieren problematischer Heilmethoden. Der Österreicher Leppe bezeichnet sich selbst als Zauberer und Gedächtnistrainer und unterstützt gemäss NZZ als selbst ernannter Bildungsexperte fragwürdiger Schulprojekte.
Der Erlös des Events soll an die Stiftung Seelenzucker des Berner Handauflegers Patric Pedrazzoli gespendet werden. Auf eine Anfrage der WOZ reagiert er nicht.
Die Stiftung gibt jedoch vor, eine Reihe von NGOs und Kinderhilfsprojekten zu unterstützen. So zum Beispiel das NGO Wasser für Wasser (WfW). Als die WOZ die Stiftung kontaktierte, veranlasste diese die sofortige Löschung des Eintrages auf der Seite von Seelenzucker. Man sei entsetzt, dort als Partnerin aufgeführt worden zu sein, teilte WfW der WOZ mit. Der vor ein paar Jahren gespendete Betrag über 2000 Franken werde der Fachstelle Infosekta überwiesen.
...das ist tatsächlich unterirdisch. Vong Niwoo her... :)
Intelligente Dinos in Höhlensystemen? Das kann nicht deren ernst sein.
Wir müssen unbedingt unsere Bildung reformieren, so geht das nicht mehr weiter :‘(