Die Freude ist riesig, die Sensation perfekt: Nevin Galmarini gewinnt Olympia-Silber im Parallel-Riesenslalom von Sotschi. «Es ist der schönste Tag in meinem Leben», strahlte der 27-Jährige. Aussergewöhnlich ist aber nicht nur der fast perfekte Wettkampf, der ihm gelungen war.
Noch spezieller ist der Beginn des Interviews nach dem Final im SRF. Denn Galmarinis Mutter ist gehörlos, weshalb er sie in Gebärdensprache grüsst:
Noch nie war der Engadiner, der bis zu seinem 13. Altersjahr in Herisau lebte, an einem Grossanlass besser als auf Rang 8 klassiert, in Vancouver wurde er 17. Auch im Weltcup gelang es ihm erst drei Mal, einen Podestplatz zu erringen. Einmal wurde er Zweiter, zwei Mal Dritter.
Galmarini realisierte seinen Triumph im ersten Moment noch nicht. «Nach der Qualifikation hatte ich den Glauben an mich etwas verloren. Ich kann es noch nicht glauben. Unglaublich. Super! Super!»
Später fand er seine Worte wieder. «Nachdem ich im Final ins Ziel gekommen war, war ich schon zwei Sekunden enttäuscht, dass es nicht zum Sieg gereicht hatte.» Seine Gefühle hätten sich aber sofort in Freude verwandelt.
«Bei der Flower Ceremony dachte ich an die Leute, die mich auf dem Weg zu diesem Erfolg unterstützt hatten. Es war nicht einfach, in mich zu investieren, weil ich in einer Randsportart tätig bin.» Er sei deshalb froh, dass er ihnen etwas zurückgeben konnte. «Meine Mutter beispielsweise hat immer alles für mich getan. Obwohl meine Eltern gehörlos sind, hatte ich eine normale Kindheit. Die Gebärdensprache ist für mich eine Muttersprache.»
In dieser Saison war der Silbermedaillengewinner zwar der konstanteste Schweizer im Weltcup, klassierte sich einmal als Fünfter und dreimal als Sechster. «Ich sage das mit Respekt», vertraute Galmarini vor der Abreise nach Russland dem «Bündner Tagblatt» an, «aber ich habe diese fünften und sechsten Ränge satt. Es ist Olympia. Hier zählen Medaillen.» Dem Heavy-Metal-Fan ist es gelungen, im wichtigsten Rennen des Winters die beste Leistung abzurufen.