Als hätte unser nördlicher Nachbar nach den Anschlägen nicht schon genug Probleme, hat sich am Freitag auch noch der deutsche Komiker Mario Barth in der Sache zu Wort gemeldet.
Ja, DER Mario Barth. Zur Erinnerung: Der 43-Jährige firmiert bei Wikipedia unter «deutscher Komiker, der sich in seinen Programmen hauptsächlich mit den Beziehungen zwischen Männern und Frauen beschäftigt».
Mit dieser recht simpel gestrickten Masche hat der Mann (Welt-)Rekorde gebrochen: 70'000 sahen seine Liveshow im Olympiastadio in Berlin, was noch kein Comedian zuvor geschafft hat. Er hat Millionen DVDs verkauft – und sogar mit Sido einen Song aufgenommen. «Ick lieb dir» stiess aber nicht überall auf Gegenliebe – was auch für seinen Humor gilt.
Und nun hat sich dieser Mario Barth auf Facebook zu den jüngsten Anschlägen in seiner Heimat geäussert. Das Social-Media-Echo, so viel vorweg, war verhältnismässig geteilt – wenn nicht zum Teil, sagen wir mal, «verhalten».
"Nach dem Münchner Amoklauf mit zehn Toten meldete sich am Freitag auch der Comedian Mario Barth zu Wort." Oh Gott...
— Ruby Hornblower (@kwatschmitsauce) 27. Juli 2016
Deutschland wäre ohne Mario Barth ein viel schönerer Ort
— FANC¥ + 1 Fisch (@fancyfloppes) 26. Juli 2016
Habe mir eben die Facebookseite von @mariobarth angesehen und bin nun traumatisiert. Kann nur noch hoffen, dass Sonneborn dahinter steckt.
— Die Schnubbelfluse (@silbermund) 27. Juli 2016
Das löst vielleicht auch bei dir schon Emotionen aus, oder?
Also, worum geht es nun eigentlich? Mario Barth hat die Ereignisse von Nizza, Würzburg und München zum Anlass genommen, darüber zu schreiben, «wie man etwas empfindet» – ohne dabei als «Hetzer, Angstverbreiter, Natzi (sic!), Publizist oder Idiot» rüberzukommen. Der «‹sympathische› [Innenminister] sagt so etwas wie ‹... alles soweit in Ordnung bla bla ...›», doch der Berliner fragt sich: «Was kommt denn als nächstes?» Und ist «sprachlos».
Nicht nur wegen der Ottografi Orthokratie Orthografie Rechtschreibung kam Contra aus den sozialen Netzwerken, ...
Mario Barths gesellschaftskritischer Post😂 Kennste Duden? Kennste? Kennste?
— Eko Fresh (@EkoFreezy) 25. Juli 2016
... sondern auch wegen des Inhalts.
Ich schwöre, dass ich Mario Barth zu keiner Zeit für einen Publizisten gehalten hätte ... https://t.co/b3i2cG7lxW
— Günter Fremuth (@guenter_f) 27. Juli 2016
Hier wundervoll zusammengefasst:
Lieber Mario Barth,
— Marie von den Benken (@Regendelfin) 25. Juli 2016
ich habe mal direkt im Text geantwortet:https://t.co/noA0Eh2BAg pic.twitter.com/LjLwiznUa9
Spätestens seit Comedian Michael Mittermeier auf das Facebook-Elaborat reagierte, hat das Thema auch die Medien erfasst. Selbst die populäre Bild stellt sich gegen den populistischen Barth: «Nach Peinlich-Post bei Facebook: Michael Mittermeier stellt Mario Barth bloss», wird da getitelt.
Mittermeier wirft seinem Kollegen «billige Stimmungsmache» vor: «Wer angeblich sprachlos und kein ‹Angstverbreiter› ist, der sollte dann aber auch nicht mit einem Post Ängste schüren, verkleidet als Verunsicherungs-Mitgefühlsnummer. Lieber Mario, hier geht es nicht um eine Autobahnbrücke bei der Steuergelder verschwendet wurden. Hier geht es um den Zusammenhalt und das Weiterbestehen unserer Gesellschaft mit Besonnenheit und Würde.»
Der Kampf der Komödianten ist damit also eröffnet.
Heute im Ring: @M_Mittermeier vs. @mariobarth - oder wie ich immer sage: Zickenkrieg der humoristisch Herausgeforderten.
— HG (@Zwiebeltuete) 27. Juli 2016
Die Presse spielt den Ringrichter und auf Social Media gibt es kein anderes Thema mehr.
Naja, fast ...
#Todesstrafe, #Diktator, #Amoklauf und #MarioBarth gemeinsam in den Trends zu lesen, hat was von #Zynismus.
— Papa Darf Das (@BigJogi) 26. Juli 2016
Den rechten Haken Mittermeiers hat der Barth auch schon wieder gekontert. Obwohl – eher geblockt. Der Angegriffene nervt sich daran, dass es nun nicht mehr um die «Tatsache» gehe, dass «die Welt sich verändert hat», sondern bloss um seine klägliche Ottografi Orthokratie Orthografie Rechtschreibung. Den Mittermeier fände er aber «trotzdem gut».
Twitterer André wird er damit genau so wenig überzeugen, wie Kontrahent Mittermeier ...
Ich fand Mario Barth schon scheiße, bevor es cool war.
— André (@Leitung296) 25. Juli 2016
Erinnerungen an Jan Böhmermanns wahren Worte werden wach:
Und nun? Was bleibt?