Ja, das kalte Wetter ist nicht für alle von uns etwas. Gerade auch, weil der Winter nun schon lange genug andauert und so ein paar unschuldige Tage T-Shirt-Wetter auch kein Seich wären. Aber nun ist es halt ein weiteres Mal so, wie es ist. Nöd wahr.
Dies ist jedoch Anlass genug, auf diverse kalte Orte und Rekorde zu blicken. Einfach damit wir nicht vergessen, dass es gar nicht mal so schlimm ist.
First things first. Lange Zeit galt -89,2°C als die kälteste je gemessene Temperatur auf der Erde. Dies geschah im Sommer 1989 an der Wostok-Wetterstation, die sich in der Antarktis befindet. Und offiziell besteht diese Bestmarke eigentlich auch noch.
Jedoch wurden durch neue Temperaturermittlungsmethoden bereits tiefere Temperaturen auf der Erdoberfläche gemessen. Mittels Satellitenmessung wurden zwischen 2006 und 2016 Temperaturen von bis zu -98,6°C errechnet. Aufgrund der nicht standardgemässen Messmethode werden diese Werte von der World Meteorological Organization (WMO) jedoch abgelehnt. Zudem handelt es sich um die Bodenoberflächentemperatur, was die Kriterien der WMO nicht erfüllt.
Angenommen, dass diese Berechnungen dennoch stimmen, wäre es für Menschen unmöglich, sich an diesem Ort ohne Schutzbekleidung und Atemgerät aufzuhalten, da es schlicht zu kalt wäre.
Klar, diese Kategorien sind nicht wirklich eindeutig oder trennscharf. Gemeinhin gilt jedoch das ostrussische Dorf Oimjakon als kältester bewohnter Ort der Welt. Gerade mal 462 ständige Einwohner zählte es bei der letzten Erhebung 2010.
Die offiziell tiefste je gemessene Temperatur dort betrug -67,8°C und wurde 1933 gemessen. Der neuseeländische Fotograf Amos Chapple hat die Stadt besucht und liefert einige interessante Eindrücke aus einem Ort der Extreme.
Auch sonst müssen sich die Einwohnerinnen und Einwohner enorm stark an das Klima anpassen. Hier einige Beispiele:
Kein Wunder bei einer Jahresmitteltemperatur von gerade mal -15,7°C ...
Den Kälterekord teilt sich Oimjakon übrigens mit einer anderen Ortschaft im fernen Osten Russlands: Werchojansk, wo die Rekordtemperatur von -67,8°C bereits 1892 offiziell gemessen wurde.
Doch dieses 1311-Seelendorf (Stand 2010) zeichnet noch ein weiterer Rekord aus, nämlich die grösste Temperaturspanne. Obwohl auch der kurze Sommer in Oimjakon durchaus angenehme bis warme Temperaturen mit sich bringt, hält Werchojansk den Rekord.
Zwischen dem oben erwähnten Negativrekord von -67,8°C und der höchsten je gemessenen Temperatur von +37,3°C liegt ein Temperaturunterschied von sagenhaften 105,1°C vor. Dies bescherte dem Dorf einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde.
Die kälteste Temperatur in der Schweiz wurde bekanntermassen in der Gemeinde La Brévine, im Kanton Neuenburg gemessen. Im Januar 1987 zeigte das Thermometer -41.8°C an. Eine rückwirkende Homogenisierung der Messungen durch Meteo Schweiz 2011 liess zudem darauf schliessen, dass die Temperatur unter den heutigen Messbedingungen wohl bei -42.5°C gelegen haben dürfte.
Der generell kälteste Ort der Schweiz ist übrigens das Jungfraujoch, wo die Jahresmitteltemperatur bei gerade mal -7,2°C liegt.
Nimmt man den durchschnittlich kältesten ganzjährig fest bewohnten Ort, wäre die Bündner Gemeinde Samedan mit einem Jahresmittel von knapp 2°C die Gewinnerin. Dort sinkt die Temperatur durchschnittlich an 234 Tagen pro Jahr unter Null. Wobei beides im Vergleich mit den sibirischen Vertretern geradezu sommerliche Bedingungen sind.
In Regionen, in denen klimatischen Extreme herrschen, ist es nachvollziehbar, dass sich nur eine kleine Gruppe von Menschen diesen anpassen. Doch wie sieht es mit grösseren Menschenmengen aus? Ab wann tolerieren diese kalte Witterungen? Werfen wir also einen Blick auf die durchschnittlich kältesten Hauptstädte der Welt.
Anmerkung: Die Jahresdurchschnittstemperaturen unterliegen natürlichen Schwankungen. Die Zahlen von Meteo Schweiz beim vorherigen Punkt hingegen wurden gewissenhaft zwischen 1981 und 2010 erhoben und sind deshalb stabiler. Hier ist jedoch ein genaues Ranking beinahe unmöglich. Die folgende Auswahl ist demnach nur als vage gegliedert zu lesen.
Der Jahresdurchschnitt in Helsinki liegt bei ungefähr 5,9°C. Der Februar ist mit durchschnittlichen Tiefsttemperaturen von -7,4°C der kälteste Monat.
Durchschnittlich ist es in der isländischen Hauptstadt zwischen 3,0°C. und 6,5°C. kalt. Der kälteste Monat ist der Januar mit durchschnittlichen Tiefsttemperaturen von -3,0°C.
In Moskau beträgt die Jahresdurchschnittstemperatur zwar «angenehme» 5,4°C, was jedoch durch jeweils überdurchschnittlich warme Sommer bedingt ist. Die durchschnittliche Tiefsttemperatur im Winter liegt im Januar bei -12,7°C. Temperaturen um die -20°C sind zudem auch keine Seltenheit.
In der kasachischen Hauptstadt herrscht ein Temperaturmittelwert von rund 3°C. Zwischen November und März bewegt sich die Tiefsttemperatur jedoch nie über die -10°C-Marke. Kältester Monat ist der Februar mit einer durchschnittlichen Tiefsttemperatur von -19,7°C.
Ja nach Quelle liegt hier der Jahresdurchschnitt zwischen -0,4°C und -2,0°C. Im kältesten Monat (Januar) liegt die durchschnittliche Tiefsttemperatur bei eisigen -25°C ...
Zu guter Letzt noch ganz plump eine Liste mit den kältesten Temperaturen, die je auf der Welt gemessen wurden. Weil Extreme einfach so wunderbar extrem sind.
Der Kältepol Deutschlands liegt im Bundesland Bayern. Genauer gesagt im Nationalpark Berchtesgaden. Interessant dabei ist, dass dieser kälteste Ort Deutschlands nicht wirklich repräsentativ für die Umgebung ist, sondern vor allem von der geographischen Lage beeinflusst wird.
Obwohl am Funtensee im Jahre 2001 bereits Temperaturen von -45,9°C gemessen wurden, liegt die offizielle Tiefsttemperatur bei «nur» -37,8°C. Da der See eingekesselt ist, kann die kalte Luft nicht entweichen. Auch die Sonneneinstrahlung in den Bergkessel hinein ist minim bis inexistent.
Diese Sonderbarkeit zeigte sich so auch im Jahr 2000, als der Temperaturunterschied zwischen dem Kesselboden und einem Punkt rund 100 Meter darüber ganze 27°C betrug.