Vor der Saison haben wir grosse Sprüche geklopft! Die beste Schweizer NHL-Saison der Geschichte dürften die Fans erwarten, schrieben wir in unserer Vorschau.
Haben wir zu dick aufgetragen? Vielleicht ein wenig. Aber während einige Spieler aus diversen Gründen unter den Erwartungen blieben, übertrafen andere diese auch.
82 Spiele, 15 Tore, 41 Assists
Es hätte klar Roman Josis beste Saison in der NHL werden können, wäre er nicht gegen Ende der Regular Season in ein Tief gefallen. Im März hatte er nur noch in vier von 13 Spielen gepunktet. Dennoch ist der Captain der Predators der zweitbeste Skorer der Mannschaft – auch weil Viktor Arvidsson und Filip Forsberg verletzungsbedingt Spiele verpassten.
Der 28-Jährige hat aber auch defensiv überzeugt. Für sein Spiel in der eigenen Zone war er vor einem Jahr noch kritisiert worden. Nun hat sich Josi als komplettester Verteidiger der Predators etabliert – einem der Teams mit den wenigsten Gegentoren der Liga. Auch in seinem Amt als Captain ist er unbestritten. «Josi hat den unbestrittenen Respekt in der Garderobe», schreibt Adam Vingan von «The Athletic».
Doch damit das enthusiastische, aber auch anspruchsvolle Publikum in Nashville zufrieden ist, muss Josi in den Playoffs noch eine Schippe drauflegen.
Die 15 Tore hat er, die 60 Punkte hauchdünn nicht. Knapp daneben ist auch vorbei.
82 Spiele, 13 Tore, 26 Assists
Anders als bei Nino Niederreiter (dazu unten mehr) hat der Trade bei Kevin Fiala keine Wunder bewirkt. Im Gegenteil: Der Ostschweizer hatte bislang Mühe, sich bei den Minnesota Wild einzuleben. War er bei Nashville noch der Spieler mit den drittmeisten Torchancen pro 60 Minuten (9,47), waren es bei Minnesota noch 5,93 Torchancen pro 60 Minuten. Das ist teamintern nur der 14. Platz. Sammelte er bei den Predators noch 1,85 Punkte pro 60 Minuten (6. Platz), waren es bei den Wild nur noch 0,52 Punkte (25. Platz).
Vereinzelte positive Zeichen sind da: Zwei Tore gegen das Ex-Team Nashville beispielsweise. Oder eine dominante Performance gegen Vegas zum Schluss der Saison. Doch gemessen an Fialas riesigem Talent ist es eine Saison zum Vergessen.
Not that takeaway/giveaway stats should be taken seriously by NHL off-ice officials (case in point, he has only one this period when there have been three), but Fiala leads the #mnwild since his arrival.
— Michael Russo (@RussoHockey) March 26, 2019
Zwei Dinge fallen besonders auf: Fialas Powerplay-Ausbeute ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich schlechter geworden (2,0 «First Points»/60 Minuten gegenüber 0,5 in diesem Jahr). Und zweitens sind da die vielen Scheibenverluste. Der 22-Jährige leistet sich pro 60 Minuten Eiszeit 2,91 sogenannte «Giveaways». Damit gehört er bei Nashville und Minnesota zu den Spitzenreitern. Letztes Jahr war die Zahl zwar ähnlich hoch, doch er konnte diese Schwäche mit seinen Skorerpunkten kaschieren.
Fiala blieb mehr als 20 Punkte unter unseren Erwartungen. So gibt es natürlich keine Rekordsaison.
69 Spiele, 17 Tore, 30 Assists
Das zweite Jahr in der NHL – die Saison der Bestätigung – gilt als eines der schwierigsten in der Karriere eines Eishockeyspielers. Nico Hischier hat sich in seiner «Sophomore Season» gut geschlagen.
Der Walliser hat sein Punktetotal der letzten Spielzeit beinahe egalisiert, obwohl er mehr als zehn Partien verletzungsbedingt verpasste. Dabei lief es den New Jersey Devils als Team deutlich schlechter als vergangenes Jahr. Und Hischier gelang dies, obwohl er mehr als die halbe Saison auf seinen kongenialen Sturmpartner Taylor Hall verzichten musste.
Gerade der letzte Punkt ist beeindruckend und zeigt, wie sehr Hischier bereits gereift ist. Corey Masisak verfolgt die New Jersey Devils für «The Athletic». Er sagt über den 20-Jährigen: «Hischier ist bei den Devils bereits ein Leader, er hat sich den Respekt der älteren Spieler erarbeitet.»
Wenn wir noch die nackten Zahlen bemühen wollen: Mit Hischier auf dem Eis erzielen die Devils pro 60 Minuten rund ein Tor mehr als ohne ihn und kassieren ein halbes Tor weniger. Der Center hat 28 Strafen herausgeholt und nur sieben verursacht, was Ligaspitze ist. Und er ist einer der wenigen Devils, der es schafft, das Spiel regelmässig in die gegnerischen Zone zu drücken (Relative Corsi-Zahl +3,22 %).
Bei Halbzeit war er noch auf Kurs. Doch das konstante Tief der Devils und die Verletzung warfen ihn zurück.
78 Spiele, 30 Tore, 36 Assists.
Er war in dieser Saison der beste Schweizer in der NHL. Timo Meier hatte die Durchbruch-Saison, die man ihm zugetraut hat. Und dennoch waren wohl alle überrascht, wie gut sich der Appenzeller geschlagen hat. Der 22-Jährige hat bei den San Jose Sharks die meisten Torchancen registriert (13,43 Torchancen/60 Minuten Eiszeit), die meisten High-Danger-Schüsse gehabt (6,16 High-Danger-Schüsse/60) und am häufigsten gepunktet (2,58 Punkte/60).
Meier hat sich zum absoluten Motor der Sharks-Offensive entwickelt – auch, als er im Winter eine Durststrecke einzog. «Er kreiert viel für uns», sagt Routinier Joe Pavelski über Meier. «Auch als er selbst nicht mehr traf, war er auffällig. Es ist extrem wichtig, dass man weiter kreiert, auch wenn die eigene Situation frustrierend ist.»
Meiers Spielweise – mit seinen 185 Zentimetern Grösse und 98 Kilo Gewicht ist er ein Powerstürmer mit Gardemassen – passt perfekt zu den Sharks. Das zeigen auch die «Advanced Stats». In der Produktivitäs-Skala «GameScore/60» führt er das Team mit deutlichem Abstand vor Tomas Hertl, Evander Kane, Joe Pavelski oder Erik Karlsson an.
Meier hat als erster Schweizer der NHL-Geschichte die Marke von 30 Toren geknackt. Unsere Prognose hat er total um 16 Punkte übertroffen. Stark!
82 Spiele, 23 Tore, 30 Assists
Anders als bei Kevin Fiala hat bei Nino Niederreiter der Trade Wunder bewirkt. Während der Churer bei Minnesota noch energie- und ziellos gewirkt hatte, ist er bei Carolina förmlich explodiert. Das liegt natürlich auch daran, dass er in der ersten Linie an der Seite von Weltklasse-Center Sebastian Aho spielen darf. «El Niño» hat aber durchaus seinen Anteil daran, dass die Hurricanes zum ersten Mal seit langer Zeit wieder in den Playoffs stehen.
Trade was one for one!
— Blackhawks Breakdown (@HawksBreakdown) April 5, 2019
With the Wild, the 26-year-Old Victor Rask stats are:
Games: 21
Points: 3
Meanwhile, the 26-year-Old Nino Niederreiter with the Hurricanes looks like
Games: 34
Points: 28 pic.twitter.com/bD5Od3xuKu
Seit seiner Ankunft in Raleigh führt Niederreiter das Team in Schüssen (9,78 Schüsse/60 Minuten Eiszeit), Torchancen (12,22/60) und Punkten (2,21/60) an. Zudem ist und bleibt er ein äusserst starker Defensiv-Flügel. Mit ihm auf den Eis liess Carolina, aber auch Minnesota, deutlich weniger Schüsse zu als ohne ihn.
Knapp darunter. Aber wer hätte gedacht, dass Niederreiter nach seiner schwachen Phase bei Minnesota noch so nahe an diese Prognose herankommt? Die Spiele bei den Hurricanes waren die besten von Niederreiters bisheriger Karriere.
50 Spiele, 7 Tore, 9 Assists
Ende November und Anfang Dezember verpasste Denis Malgin einige Spiele wegen einer Verletzung. Auch im Februar und März fehlte er nochmals rund vier Wochen. Zudem sass er auch immer wieder nur auf der Tribüne. Doch wenn er zum Einsatz kam, machte der Stürmer seine Sache gut.
Malgin wird in der NHL nie ein Skorer sein, wie es Meier oder Niederreiter sind. Doch in der Rolle als defensiv verlässlicher Center oder Flügel in der dritten Linie, der gelegentlich auch Powerplay spielt, kann er sich durchaus etablieren. Die Stärken des 22-Jähren sind seine Scheibensicherheit, seine Spielintelligenz und -übersicht. Er ist stark darin, den Puck kontrolliert aus der eigenen und in die gegnerische Zone zu bringen.
In dieser Spielzeit fiel es ihm allerdings schwer, sich im gegnerischen Slot durchzusetzen. Deshalb, und weil er durch die oben erwähnten Verletzungen immer wieder zurückgeworfen wurde, skorte er er auch etwas weniger.
Auch Malgin konnte unsere Erwartungen knapp nicht erfüllen. Wir lagen aber auch hier nicht weit daneben.
62 Spiele, 2 Tore, 6 Assists
Die erste Saisonhälfte von Yannick Weber war überraschend produktiv. Seit dem 7. Februar gelang dem Berner allerdings kein Skorerpunkt mehr. Das wird vom 30-Jährigen aber auch nicht erwartet.
Weber erfüllt bei Nashville immer noch äusserst zuverlässig seine Rolle im dritten Verteidigungspaar hinter den Stars Roman Josi, Ryan Ellis, P.K. Subban und Mathias Ekholm. Seine «Expected Goal Difference», die aufzeigt wie viele Tore und Gegentore zu erwarten wären, wenn Weber auf dem Eis steht, liegt bei 52,26 Prozent, der zweitbeste Wert bei den Predators. Wobei er und seine Partner natürlich nur selten gegen die besten Linien der Gegner aufs Eis müssen.
Wäre er nicht noch verletzt gewesen, hätte diese Prognose womöglich exakt zugetroffen. So liegt Weber leicht unter unseren Erwartungen.
26 Spiele, 9 Tore, 5 Assists
Auch Sven Bärtschi kann viel mehr Verletzungsgeschichten erzählen, als ihm lieb ist. Eine Gehirnerschütterung, bereits die vierte seiner Karriere, hat ihn diese Saison rund zwei Monate lang ausser Gefecht gesetzt. Nachfolgesymptome zwangen ihn im Frühjahr nochmals zu einer Pause. Doch wenn Bärtschi gespielt hat, tat er das ziemlich gut. Er erzielte seine Tore und kam relativ zur Eiszeit am häufigsten aus gefährlichen Positionen zum Abschluss.
Doch will der Langenthaler sich in der Aufstellung der Canucks festkrallen, braucht er dringend eine Saison ohne Verletzungsprobleme. Wyatt Arndt, der die Vancouver Canucks für «The Athletic» verfolgt, traut ihm die zu: «Sven ist ein Top-6-Flügel für die Canucks. Er ist sicher der flexibelste Flügel von Vancouver. Man kann ihn eigentlich überall einsetzen. In der Toplinie, im Powerplay, oder in den letzten Minuten eines Spiels. Er wird immer seine Tore schiessen.»
Aufgrund der Verletzungsprobleme blieb Bärtschi deutlich unter unserer Prognose. Rekord-Saison ade!
64 Spiele, 7 Tore, 10 Assists
Vor einem Jahr haben wir Sven Andrighetto an dieser Stelle noch für sein Defensivspiel kritisiert. Nun hat der Zürcher sich in der eigenen Zone deutlich gesteigert. Das musste er aber auch, wurde er dieses Jahr doch hauptsächlich in den hinteren Reihen eingesetzt. Das ist angesichts der nicht vorhandenen Kadertiefe der Colorado Avalanche zwar unverständlich, doch Andrighetto machte das Beste aus seiner Lage.
Eindrücklich ist dieser Fakt: Ohne Andrighetto auf dem Eis kassiert Colorado pro 60 Minuten Spielzeit beinahe drei Gegentore. Steht der Schweizer im Einsatz, sind es für den selben Zeitraum rund 1,5 Gegentore weniger. Im Februar und März kam er sogar wieder einigermassen regelmässig zu Skorerpunkten. Doch eigentlich gehörte er bei Colorado in die zweite Linie, um sein Offensivpotential besser entfalten zu können.
Die Degradierung in die vierte Linie kostete Andrighetto sicher einige Punkte. Deshalb auch hier: unter Erwartung.
9 Spiele, 0 Tore, 1 Assist
Lange hat es im Sommer gedauert, bis Luca Sbisa doch noch einen neuen Vertrag für die NHL erhielt. Deutlich schneller ging es, bis der Zuger wieder mit der Tribüne, statt dem Eis vorlieb nehmen musste. Acht Spiele hat der 28-jährige in der ersten Saisonhälfte absolviert. Seither kam nur noch ein weiteres dazu.
Wenn man nur 9 Spiele absolviert in einer Saison wird es verdammt schwierig, 15 Punkte zu sammeln. Insbesondere als Verteidiger.
53 Spiele, 1 Tor, 10 Assists
Mirco Müller hat eine schwierige Saison hinter sich. Nach vier Siegen aus den ersten vier Saisonspielen wurde er über den Klee gelobt. Doch als die Truppe aus New Jersey in eine Krise fiel, lief es auch Müller schlechter. Er wurde bald schon als Sündenbock abgestempelt und musste oft auf der Tribüne Platz nehmen.
Im Januar erhielt der Winterthurer aber die nächste Chance, sich zu beweisen. Er setzte sich wieder im Kader der Devils fest, bis er Ende Februar Kopf voran in die Bande flog und rund einen Monat ausfiel.
Der 22-Jährige ist besonders stark darin, die Schüsse vom eigenen Slot wegzuhalten. Weil er selber kein besonders offensiv ausgerichtetes Spiel spielt, macht er – böse formuliert – das Geschehen auf dem Eis schon fast langweilig. Mit Müller auf dem Eis lassen die Devils weniger Schüsse und sogar deutlich weniger Tore zu. Sie kreieren aber von beidem auch weniger.
Müller hat sogar noch einen Punkt mehr gesammelt, als wir es ihm zugetraut haben. Und das, obwohl er nicht alle 82 Saisonspiele absolvieren konnte.
25 Spiele, 0 Tore, 5 Assists
Nachdem Dean Kukan letztes Jahr bei Columbus einen Einweg-Vertrag über zwei Jahre unterschrieb, dachte man, jetzt habe er endlich den langersehnten Stammplatz auf sicher. Die Realität in dieser Saison sah anders aus. Oft musste der Zürcher auf der Tribüne Platz nehmen, er kam in der ersten Saisonhälfte nur wenig zum Einsatz. Doch nun scheint es, als hätte der 25-Jährige sich wieder festgekrallt. Gegen Ende der Regular Season, als es für die Blue Jackets in jeder Partie um die Playoff-Qualifikation ging, spielte er fast immer.
«Kukan hat sich deutlich gesteigert. Insbesondere sein Defensivspiel ist besser geworden», sagt Columbus-Headcoach John Tortorella. Tatsächlich hat der Schweizer Verteidiger in seiner Zone noch nie so wenig Schüsse und Torchancen zugelassen wie in dieser Saison. Doch Kukan vergisst auch den offensiven Aspekt des Spiels nicht. Er ist bei den Blue Jackets einer der besten, wenn es darum geht, die Scheibe kontrolliert aus dem eigenen Drittel zu bringen.
Und wenn ihm das gelingt, beteiligt er sich auch gerne selbst am Angriff, wie das Video oben zeigt. Spielt Kukan auch in den Playoffs so auf, klappt es vielleicht nächste Saison endlich, mit dem Stammplatz.
Da Kukan deutlich weniger gespielt hat, als wir erwartet haben, liegt er auch beim Punktetotal ein gutes Stück unter unserer Prognose.
26 Spiele, 0 Tore, 4 Assists
Jonas Siegenthaler ist neben Timo Meier die grosse positive Überraschung der Saison. Der Zürcher hätte beinahe schon im Oktober nach dem Trainingscamp den Sprung ins Kader der Washington Capitals geschafft, musste sich dann aber bis im November gedulden, bis er tatsächlich sein NHL-Debüt geben konnte. In der Folge kam der 21-Jährige zu 26 Einsätzen in der besten Liga der Welt und wusste zu überzeugen.
Natürlich spielte er nur selten gegen die besten Linien des Gegners, dennoch ist auffällig, wie gut es Siegenthaler schafft, die gegnerischen Stürmer vom eigenen Slot wegzuhalten. Kein anderer Spieler der Capitals liess weniger Chancen von dort zu. Zudem hat «Siegs» bewiesen, dass er auch läuferisch Fortschritte gemacht hat und dass er in der Lage ist, das Spiel aus der eigenen Zone sauber aufzubauen.
Die Prognose hat Siegenthaler übertroffen. Regelmässige Starts in den Playoffs sind wohl dennoch (noch) nicht zu erwarten.
Insgesamt aus schweizer Sicht sicher eine sehr gute Regular Season, die Verletzungen konnte man natürlich nicht voraussehen. Einzige wirkliche Enttäuschung ist Kevin Fiala.
Nur will er wirklich zu den allerbesten gehören sollten so extreme
Schwankungen nicht vorkommen.
Wie jetzt, 20 Punkte in den letzten 30 Spielen tönt nicht schlecht.
Aber wenn man bedenkt, dass er 19 P in den ersten 19 Sp holte, sieht es wieder etwas anders aus.
Aber auch defensiv hat mich das Duo Ellis/Josi nicht immer überzeugt.
Was vor allem an Ellis liegt, der sich noch gewaltig steigern muss, wenn er die 6+ Mio wert sein will.
Bei Weber ist es ziemlich gut getroffen, aber wenn Fabbro so weiter spielt, wird es schwierig mit Einsätzen.