Am Samstag geht es weiter mit dem Playoff-Final zwischen dem EV Zug und den ZSC Lions. Die ersten zwei Partien haben die Zürcher knapp für sich entschieden. Natürlich entstehen so auch Theorien in den beiden Fanlagern. Wir haben drei oft gehörte und gelesene Aussagen auf deren Wahrheitsgehalt hin überprüft.
Die ZSC-Linie um Denis Malgin, Sven Andrighetto und Denis Hollenstein ist brutal stark und hat in diesen Playoffs schon manches Spiel entschieden. Dass bei den ZSC Lions aber nur auf dieses Trio gesetzt wird, stimmt nicht. Mit Marcus Krüger und Justin Azevedo erhalten zwei andere Stürmer in diesen Playoffs noch mehr Eiszeit als Malgin und Andrighetto. Diese beiden und Verteidiger Maxim Noreau schwingen einfach bei den Skorerpunkten obenauf.
Es ist tatsächlich so, dass es beim ZSC grössere Differenzen bei den Eiszeiten gibt als bei Zug. Soll heissen: Die dritte und vierte Linie kommen beim EVZ etwas mehr zum Einsatz. Dass die Lions aber nur von Malgin, Andrighetto und Hollenstein abhängig sind, stimmt dagegen nicht. Sowohl bei den Zürchern als auch bei den Zugern sind die Skorerpunkte auf alle Linien verteilt. Der grösste Unterschied ist, dass beim EVZ die eigentlichen Stars wie Grégory Hofmann und Dario Simion noch nicht wie gehofft performen.
Ein weiterer Eindruck, der nach den ersten zwei Spielen der Finalserie entstanden ist: Der EV Zug beginnt jeweils stark, dominiert das zweite Drittel, aber am Ende ist die Luft etwas draussen.
Tatsächlich war das nur im zweiten Spiel offensichtlich. Die Zuger dominierten den Mittelabschnitt, generierten trotz vieler Chancen aber nur ein Tor. Im Schlussabschnitt konnten sie dann nicht mehr gleich viele Möglichkeiten kreieren. Zürich war dagegen im Schlussdrittel meist gefährlicher.
Dass dies am Energiehaushalt liegen soll, ist allerdings kaum eine plausible Erklärung. Wie wir oben festgestellt haben, verteilt Zug-Trainer Dan Tangnes die Eiszeiten etwas gleichmässiger als Rikard Grönborg beim ZSC. Wenn überhaupt, müssten die Zuger gegen Ende des Spiels noch etwas mehr Energie im Tank haben.
Dass Zürich im ersten Spiel das Schlussdrittel dominiert hatte, war eine logische Konsequenz, schliesslich mussten die Löwen einen Rückstand aufholen. Im Spiel 2 wäre eine mögliche Erklärung, dass das Momentum nach den vielen vergebenen Chancen im Mittelabschnitt nach der zweiten Pause auf die Seite der Zürcher wechselte.
Auch dieser Spruch war in den letzten Tagen oft in der watson-Kommentarspalte zu lesen. Die ZSC Lions hätten nur dank der Leistungen von Torhüter Jakub Kovar überhaupt eine Chance, um den Titel zu spielen.
Klar ist: Jakub Kovar spielt fantastische Playoffs. Der Bruder von EVZ-Captain Jan Kovar liess im Viertelfinal den EHC Biel verzweifeln und überzeugt nun auch im Final gegen Zug. Doch erstens haben die Zürcher nicht nur Kovar. Im Halbfinal gegen Fribourg-Gottéron hat Ludovic Waeber genauso stark gespielt wie der Tscheche. Und es ist nicht so, dass Zug mit Leonardo Genoni einen Goalie-Nachteil hätte.
Es ist einfach so, dass die beiden Finalmannschaften sich auf absoluter Augenhöhe begegnen. Da können Details den Unterschied ausmachen: eine geniale Aktion eines Stürmers, eine Riesenparade des Goalies – oder auch schlicht und einfach das nötige Quäntchen Glück.
Zug spielt sehr gutes, kontrolliertes Eishockey, doch dieses Jahr ohne diesen Extra Spirit.
Ich halte es für unmöglich, dass Zug die Serie dreht. Gerade in den Playoffs liegt die Entscheidung in der Unmessbarkeit der Garderobe, dem Spirit und dem Hunger...
Weil Eishockey spielen können alle, die jetzt noch spielen und die letzte Fähigkeit alles abzurufen, zieht der Geist und der Hunger.
Viel Spaß weiterhin!
Playoffs sind geil!