Das Warten hatte endlich ein Ende für die Fans von Newcastle United, der bei den Anhängern unbeliebte Besitzer Mike Ashley fand im Oktober 2021 endlich einen Abnehmer für den Klub, welchen er schon lange loswerden wollte. Bei den neuen Eigentümern der «Magpies» handelt es sich um den Public Investment Fond (PFI), einen Staatsfonds Saudi-Arabiens.
Durch die Übernahme der Saudis wurde Newcastle schlagartig zum reichsten Fussballverein der Welt, denn mit einem Gesamtvermögen von 370 Milliarden Euro zählt der Fonds zu den grössten Staatsfonds weltweit. Mit diesem Vermögen überschattet Newcastle die gesamte Premier League. Der Verein macht nun 83 Prozent des Vermögens aller Premier-League-Besitzer aus. Zuvor kamen Arsenal, Chelsea und Manchester City zusammen gerade einmal auf knapp 50 Prozent. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Fans von Newcastle in Jubel ausbrachen und zu träumen begannen, welche Topstars im kommenden Transferfenster verpflichtet werden. Es geisterten Namen wie Kylian Mbappé, Riyad Mahrez, Adrien Rabiot, Marc-André ter Stegen, Eden Hazard oder Ousmane Dembélé durch die Medien.
Doch keiner dieser grossen Namen fand den Weg in den St. James' Park. Stattdessen verpflichtete das Team von Eddie Howe im Wintertransferfenster zunächst Spieler wie Mittelfeldspieler Bruno Guimaraes (Ablöse: 43 Mio. Euro) und Stürmer Chris Wood per Ausstiegsklausel in Höhe von 30 Millionen Euro vom zu diesem Zeitpunkt ebenfalls abstiegsbedrohten Burnley. Ausserdem kamen noch Kieran Trippier (Ablöse: 14 Mio. Euro) und Matt Targett (Leihe mit Kaufoption) für die beiden Aussenverteidigerpositionen. Immerhin schaffte Coach Eddie Howe es, mit diesen Spielern den totalen Absturz zu vermeiden, und konnte den drohenden Abstieg aus der Premier League in der Rückrunde noch abwenden.
So stiegen die Erwartungen der Fans an den neuen Sportdirektor Dan Ashworth (kam von Brighton & Hove Albion), in diesem Sommer endlich die Millionen aus Saudi-Arabien herauszuholen und die ganz grossen Namen nach Newcastle zu lotsen. Doch bisher wurden nur Innenverteidiger Sven Botman für 37 Millionen Euro aus Lille und Goalie Nick Pope für 11,5 Millionen Euro vom Absteiger Burnley verpflichtet. Zudem wurde beim Linksverteidiger Matt Targett die Kaufoption in Höhe von 17 Millionen Euro gezogen. Insgesamt wurden also seit der Übernahme durch die «Saudis» rund 170 Millionen Euro für Spieler ausgegeben, welche nicht in die Kategorie Weltklasse fallen.
Das Transferfenster ist zwar noch rund zwei Wochen geöffnet, doch ein Transfer eines Spielers aus dem obersten Regal scheint auch in den nächsten Tagen nicht allzu realistisch. Doch woran liegt es, dass die Mannschaft aus dem Nordosten Englands noch keinen Big Player für über 50 Millionen Euro oder mehr verpflichtet hat?
Der Klub hätte zwar Unmengen an Geld zur Verfügung, um durchaus auch Topspieler nach Newcastle zu locken. Allerdings wird der vierfache englische Meister durch die Financial-Fairplay-Regularien eingeschränkt. Die Mannschaft von Eddie Howe benötigt dringend neue Sponsoren, um Geld zu generieren. Denn die UEFA gibt den Klubs vor, dass die Ausgaben aus den letzten drei Spielzeiten die Einnahmen nicht massiv überschreiten dürfen. Im Gegensatz zu den anderen Klubs wie Manchester City, Chelsea und Paris hat Newcastle mit nur neun Firmen sehr wenige offizielle Partner als Sponsoren. Im Vergleich dazu hat Manchester City für die aktuelle Saison 46 Partner, welchen den Klub finanziell unterstützen.
Die grössten Sponsorendeals von Newcastle sind aktuell die mit Trikotsponsor Fun88, ein Anbieter von Online-Glücksspielen, welcher im Jahr etwa 7,7 Millionen Euro für die Werbung auf dem Trikot bezahlt. Hinzu kommen noch jährlich 6 Millionen Euro von Ausstatter Castore. Auch auf dem Transfermarkt konnte Newcastle seit der Saison 2018/19 keine grossen Gewinne erzielen. Durch die Verkäufe von Ayoze Perez zu Leicester City, Aleksandar Mitrovic zum FC Fulham und Mikel Merino nach Spanien zu Real Sociedad wurden gerade einmal 71 Millionen Euro eingenommen. Dieses Plus wird mit den Transfers von Guimaraes und Wood schon überschritten.
Hinzu kommt, dass Newcastle für die ganz grossen Spieler wohl recht unattraktiv erscheint. Seit dem Wiederaufstieg in die Premier League 2017 schafften es die Nordostengländer nur in der ersten Saison als Zehnter in die Top 10 des Abschlusstableaus. Danach kämpften die «Magpies» immer um den Klassenverbleib statt um die europäischen Plätze. Nur wenige etablierte Top-Spieler werden also freiwillig auf die grosse europäische Bühne verzichten, um ihr Talent an einem regnerischen Abend in Stoke Newcastle unter Beweis stellen zu können.
Daher bleibt den «Magpies» vorerst nichts anderes übrig, als kleinere Brötchen zu backen. Zwar soll das Interesse aktuell gross sein, einen Spieler vom FC Chelsea per Leihe zu verpflichten. Die Kandidaten hierfür wären Conor Gallagher, Callum Hudson-Odoi, Christian Pulisic oder Armando Broja. Nach dem man mit Angeboten für Leicesters James Maddison und den Schweden Alexander Isak von Real Sociedad bereits gescheitert ist, geht der Fokus jetzt wieder auf Spieler aus einem tieferen Regal. Aktuell verhandelt Dan Ashworth mit dem FC Watford über Transfers von Joao Pedro und Ismaila Sarr für die Offensive.