Der FC Basel ist so schlecht in die neue Super-League-Saison gestartet wie seit 28 Jahren nicht mehr. Noch keinen Sieg hat das Team von Neo-Trainer Alex Frei eingefahren – drei Punkte aus vier Spielen lautet die magere Ausbeute.
Wo das grosse Problem liegt, ist offensichtlich: «Die Mannschaft hat keinen Knipser», prangert Klub-Legende Erni Maissen an. Erst zwei Tore hat der FCB erzielt, nur Meister FCZ steht nach vier Runden noch schlechter da.
Dabei sind die Basler auf der Mittelstürmer-Position eigentlich gut besetzt. Mit Andi Zeqiri, Adam Szalai, Jean-Kévin Augustin, Kaly Sène und Tician Tushi stehen fünf Sturmspitzen im FCB-Kader. Mit Bradley Fink von Borussia Dortmund ist heute noch eine sechste dazugestossen. Der 19-jährige Schweizer, der vor drei Jahren von Luzern zum BVB wechselte, soll mit seiner Körpergrösse von 1,91 Meter etwas mehr Wasserverdrängung ins Sturmzentrum bringen.
Weil Trainer Alex Frei aber kaum Änderungen an seinem heiss geliebten 4-2-3-1-System, auf das er schon in Wil und Winterthur meist setzte, vornehmen wird, gibt es für die sechs Mittelstürmer nur einen freien Platz. Ausweichmöglichkeiten gibt es für die Stürmer kaum, denn auch die beiden Flügelpositionen und der Platz im offensiven Mittelfeld sind beim FCB bereits mehrfach besetzt. Unruhe scheint also programmiert, zumal alle Stürmer auf Einsätze brennen.
Selbst wenn der FC Basel sich gegen ZSKA Sofia durchsetzen und für die Conference-League-Gruppenphase qualifizieren würde, muss wohl noch mindestens ein, wenn nicht zwei Stürmer über die Klinge springen. Hauptkandidaten wären wohl Sène und Tushi, die schon im letzten Jahr verliehen wurden.
🚦🚀 Kurz vor den med. Checks in der Rennbahnklinik noch bei @halbiise im Interview: Die ersten Worte von Bradley Fink in 🔴🔵🤩#FCBasel1893 #MirSinBasel #SaliBradley #rotblaulive pic.twitter.com/fovTuARJkU
— FC Basel 1893 (@FCBasel1893) August 17, 2022
Ansonsten wird es für Frei fast eine «Mission impossible», alle sechs Mittelstürmer bei Laune zu halten. Und auch finanziell hätte das zweite Verpassen einer europäischen Gruppenphase unangenehme Folgen: Auf die 10 Millionen Franken aus der Conference League ist der FCB dringend angewiesen.
Ein ähnliches Problem wie jetzt der FCB hatten vor ein paar Wochen die Berner Young Boys. Mit Jordan Siebatcheu (zu Union Berlin) und Wilfried Kanga (zu Hertha BSC) wurden allerdings noch zwei Stürmer abgegeben. Daneben hat aber auch YB weiter aufgerüstet und dafür gesorgt, dass alle Positionen mindestens doppelt besetzt sind.
Mit Kastriot Imeri, der für rund 3,5 Millionen Franken von Servette kam, verpflichteten die Berner in dieser Woche das letzte Puzzleteil. Der 22-jährige Edeltechniker, der auch zahlreiche Angebote aus dem Ausland hatte, kann sowohl im offensiven Mittelfeld als auch auf dem linken Flügel eingesetzt werden.
Mit Imeri bieten sich YB-Trainer Raphael Wicky also noch mehr Möglichkeiten. Für die Konkurrenz sind das keine guten Nachrichten, zumal der einstige Serienmeister bereits zu Saisonbeginn einen unwiderstehlichen Eindruck hinterlässt.
Doch auch bei YB droht Unruhe. Neuzugänge wie Filip Ugrinic oder Donat Rrudhani, aber auch ein Eigengewächs wie Felix Mambimbi, werden sich über kurz oder lang nicht mit der Reservistenrolle begnügen. Im Sturm gibt es für zwei Positionen mit Cédric Itten, Meschak Elia und Jean-Pierre Nsame gleich drei namhafte Anwärter. Mindestens doppelt hat YB auch die Viererabwehr. Vor allem in der Innenverteidigung wird der Platz eng: Der verletzte Sandro Lauper und Fabian Lustenberger werden sich in absehbarer Zukunft mit Cédric Zesiger und Mohamed Camara um zwei Plätze balgen.
Zwar hat YB-Trainer Raphael Wicky bislang stets durchrotiert und allen Kader-Spielern mindestens einen Kurzeinsatz zugestanden. Verpassen die Berner aber gegen Anderlecht die Conference-League-Gruppenphase und erleben keine Seuchensaison wie im letzten Jahr, wird es für Wicky definitiv schwierig, all seine Stars bei Laune zu halten.