Vermutlich gibt es weltweit in der Fussballgeschichte kaum eine Entlassung, die logischer war als jene von Franco Foda beim FC Zürich. Nur zwei Punkte aus acht Spielen in der Meisterschaft, dazu auch im Cup schon ausgeschieden.
Dass derselbe FCZ vor etwas mehr als vier Monaten den Meistertitel geholt hat, ist längst nur noch eine surreale Erinnerung. Der Absturz des Meisters ist kolossal. Unter Foda ist der FCZ zum Gespött der ganzen Fussball-Schweiz geworden.
Deshalb erstaunt die Sofortmassnahme des Vereins niemanden: Foda wird per sofort entlassen. Der bis Juni 2024 laufende Vertrag wird aufgelöst. Auch seine beiden Assistenten müssen gehen. 13 Zeilen ist dem Verein die Mitteilung am Mittwochmorgen wert. Darin sagt Präsident Ancillo Canepa: «Ich bedauere diese Trennung ausserordentlich. Leider haben die Resultate in der Meisterschaft wie auch im Schweizer Cup nicht den Erwartungen entsprochen.»
Weitere Erklärungen liefert der FCZ, sobald Fodas Nachfolger bestimmt ist. Das soll noch in der Länderspielpause geschehen.
Der FCZ zieht also die Notbremse. Die Chefs hielten so lange an Foda fest, wie sie nur konnten. Bis zuletzt wägten sie ab, ob es nicht eine andere Lösung als die Entlassung geben könnte.
Denn man konnte sich auch fragen: Geht es überhaupt noch schlimmer als in den letzten Wochen? Und was hat der FCZ jetzt noch zu verlieren? Am Ende gelangten Canepa und Sportchef Marinko Jurendic aber zur Einsicht, dass nur die Trennung von Foda einen Neuanfang ermöglicht.
Warum? Seit der 56-jährige Deutsche beim FCZ André Breitenreiter ersetzt hat, herrscht rund um den Klub Eiszeit. Foda mag ein Fussballfachmann sein, aber seine knorrige Art kam bei der Mannschaft so schlecht an, dass bald schon böse Geschichten über ihn herumgereicht wurden. Das war bei Breitenreiter ganz anders, dieser hat es verstanden, jeden Spieler vom «Projekt FCZ» zu begeistern.
Foda dagegen wollte sich von Anfang an selbst verwirklichen und liess dabei Empathie vermissen. Er veränderte im funktionierenden Meister-Gebilde viel zu schnell viel zu viel. Als er es merkte und zurückkrebste, war es schon zu spät – und die Verunsicherung tief in den Köpfen der Spieler.
Mit Fodas Entlassung bereinigt der FCZ ein grosses Missverständnis. Canepa und auch Jurendic müssen sich vorwerfen lassen, mit einer einzigen Personalentscheidung die ganze Euphorie, die in Zürich rund um den Meistertitel aufgekommen war, gleich wieder erstickt zu haben.
Nun sind sie gefordert, ihre Fehlleistung umgehend zu korrigieren. Wobei der Trainermarkt derzeit ein wenig ausgetrocknet scheint. René Weiler, Stéphane Henchoz, Fabio Celestini und Mauricio Jacobacci sind vier Trainer, die verfügbar wären – wobei jeder auch gewisse Vorbehalte mit sich trägt.
Oder lässt sich der FCZ tatsächlich ein drittes Mal auf einen deutschen Fussballlehrer ein? Sicher ist nur eines: Der Weg aus der Krise könnte lang werden.