
Auf den Meisterrausch folgt der Kater: Ancillo Canepa, Präsident des FC Zürich.Bild: keystone
Der Meister FC Zürich wartet nach acht Meisterschaftsspielen immer noch auf einen Sieg. Er ist am Sonntag aus dem Cup ausgeschieden und hat die letzten sechs Spiele in Folge verloren. Präsident Ancillo Canepa hält dennoch an Trainer Franco Foda fest. Eine Chronologie mit Zitaten.
20.09.2022, 13:4319.12.2022, 15:08
8. Juni
Der FCZ gibt die Verpflichtung von Franco Foda bekannt

Sportchef Marinko Jurendic, Präsidentin Heliane Canepa, Trainer Franco Foda und Präsident Ancillo Canepa (von links).Bild: FC Zürich
«Mit Franco Foda konnten wir den gewünschten Trainer verpflichten. Wir sind überzeugt davon, dass er aufgrund seiner Persönlichkeit und Erfahrung die erste Mannschaft des FCZ weiterentwickeln wird. Ich persönlich freue mich sehr auf die kommende Zusammenarbeit.»
9. Juni
Der Trainer wird vorgestellt
«Wir haben schon sehr gut hingeschaut und uns überlegt: Passt jemand zum FC Zürich? Ich bin zu hundert Prozent überzeugt: Franco Foda mit seiner Persönlichkeit, seiner Erfahrung und seiner Historie passt perfekt zum FC Zürich und ich hoffe, umgekehrt passt es dann auch.»
15. Juli
Der Tag vor dem Saisonstart
«Solange wir nicht als Abstiegskandidat gesehen werden …»
Das sagt Ancillo Canepa im «Blick» zur Feststellung, dass YB und der FC Basel als heisseste Anwärter auf den Meistertitel gelten und nicht der Titelverteidiger FCZ. An gleicher Stelle hält der Präsident fest:
«Die Mannschaft ist besser geworden. Die neuen Spieler sind den Abgängen mindestens ebenbürtig.»
16. Juli
Der FCZ startet mit einem 0:4 bei YB in die Meisterschaft

Jurendic und Canepa diskutieren in Bern.Bild: keystone
Wer weiss, wie der Saisonbeginn verlaufen wäre, hätte Antonio Marchesano in der 55. Minute einen Penalty verwertet. Doch beim Stand von 0:0 verschiesst der Zürcher, kurz darauf geht stattdessen YB in Führung.
27. Juli
Keine Champions League nach einem Scheitern gegen Karabach Agdam

Mit der Champions League wird es in dieser Saison nichts. Bild: keystone
Der Traum von einer Teilnahme in der «Königsklasse» ist geplatzt. Nach einer 2:3-Auswärtsniederlage schafft der FCZ zuhause nur ein 2:2. Die Zürcher beweisen Moral und erzwingen in der 95. Minute eine Verlängerung, scheiden danach aber trotzdem aus. Präsident Canepa:
«Natürlich sind wir enttäuscht. Es wäre mehr möglich gewesen. Mit elf Spielern in Topform wären wir weitergekommen. Aber man muss auch akzeptieren, dass Karabach eine überdurchschnittlich gute Mannschaft gewesen ist.»
7. August
Mit 0:3 geht das Heimspiel gegen Sion verloren

Frust bei Donis Avdijaj nach dem dritten Gegentreffer.Bild: keystone
Nach fünf Super-League-Spielen hat der FC Zürich nur einen Punkt auf dem Konto, von einem torlosen Unentschieden gegen den FC Luzern. Einen Treffer hat der FCZ immer noch nicht erzielt. Erste Pfiffe hallen durch den Letzigrund, Trainer Foda ist bereits angezählt.
11. August
Dank zwei Siegen gegen Linfield steht der FCZ in der Gruppenphase eines Europacups
«Der Sieg ist in jeder Beziehung sehr wichtig. Wir haben ein erstes Saisonziel erreicht. Ein schöner Abend.
In der Meisterschaft sind noch 32 Runden zu spielen. Ein neuer Trainer muss erst die Mannschaft kennenlernen. Wir sind sehr zufrieden mit unserem neuen Cheftrainer und diejenigen, die ihn kritisieren, sollen mal im Training vorbeischauen und zusehen, wie gearbeitet wird. Auch die Diskussionen wegen der verschiedenen Spielsysteme kann ich nicht nachvollziehen. Ein Profifussballer muss damit umgehen können.
Die Kritik an Franco Foda lässt mich kühl, vor allem weil ich sehe, wie gearbeitet wird. Ja, die Ergebnisse waren nicht befriedigend. Aber die Leistung der Mannschaft in einzelnen Spielen war sehr gut. Mit etwas mehr Glück oder weniger Pech, weniger Einzelfehlern holen wir mehr Punkte.
Wir sind auf einem guten Weg. Ich mache nicht auf Panik, und bleibe cool. In den 15 Jahren, in denen ich dabei bin, habe ich mir eine dicke Haut zugelegt.»
14. August
Nur ein 1:1 beim Aufsteiger Winterthur
Zwar gelingt im sechsten Liga-Spiel endlich ein Tor. Und trotzdem äussert sich Präsident Canepa im SRF sauer:
«Das war ein Rückschritt. Die erste Halbzeit war etwas vom schlechtesten, was ich in den letzten paar Monaten oder Jahren erlebt habe.»
25. August
Der FCZ setzt sich gegen Heart of Midlothian durch und qualifiziert sich für die Europa League

Team und Spieler bejubeln das Führungstor von Fabian Rohner in Edinburgh.Bild: keystone
Conference League oder Europa League – das ist die Frage vor dem Duell mit den Schotten. Nach einem 2:1-Heimsieg und einem 1:0-Erfolg im Rückspiel wird es die Europa League, Ancillo Canepa meint im «Tages-Anzeiger»:
«Wenn man den FCZ im Europacup sieht, sieht man auch sein Potenzial. Wir sind auf einem guten Weg.
Wenn man mir vor der Saison gesagt hätte: Du bist Ende August nach fünf Spielen Letzter der Super League, aber du hast dich für die Europa League qualifiziert, dann hätte ich das unterschrieben.»
28. August
Gegen den FC Basel gibt es im Klassiker eine 2:4-Niederlage

Überzeugend ist aus Zürcher Sicht höchstens die Choreo der Südkurve.Bild: keystone
Drei Tage nach dem Hoch folgt das nächste Tief. Im Letzigrund steht es nach einer Stunde schon 1:4, erst in der Nachspielzeit gelingt dem FCZ noch ein weiteres Tor.
3. September
Gegen Lugano verliert der FCZ in der 90. Minute 1:2
Vielleicht wähnen sich die Spieler schon in der Kabine, als die Partie noch läuft. Aus dem dritten Punktgewinn wird nichts, weil Lugano in letzter Minute das Siegtor erzielt.
8. September
Arsenal ist zu stark für Zürich, das 1:2 verliert

Blerim Dzemaili und Co. haben gegen Granit Xhakas Arsenal das Nachsehen.Bild: keystone
Zum fehlenden Glück auf dem Rasen gesellt sich die aus FCZ-Sicht nervige Tatsache, dass das heimische Letzigrund-Stadion wegen des Leichtathletik-Meetings «Weltklasse Zürich» belegt ist. Zürich muss gegen den Leader der Premier League in St.Gallen ran und ist weiter von einem Erfolg entfernt, als es das knappe Resultat vermuten lässt.
11. September
In der 95. Minute gibt es in Genf eine 2:3-Niederlage
Das Stichwort «Nachspielzeit» fällt beim FC Zürich nur noch in Begleitung eines Augenrollens. Bei einem Eckball in der 95. Minute kann David Douline ungehindert Servette zum Sieg köpfeln. Auch nach acht Runden steht der FCZ nur mit zwei Punkten da – die Kritik an Trainer Foda nimmt zu.
Für den Klub spricht in Genf Sportchef Marinko Jurendic, zu Fodas Zukunft sagt er:
«Ich möchte Fragen zum Trainer nicht beantworten, das ist nicht fair. Unser Trainer leistet sehr gute Arbeit. Leider fehlen Resultate und Punkte. Wir müssen uns fragen, woran wir arbeiten müssen, damit das nötige Glück zurückkehrt.»
15. September
Bodö/Glimt ist zu gut, der FCZ verliert auswärts 1:2

Trainer Foda in Norwegen.Bild: keystone
In der Europa-League-Gruppe mit Arsenal, dem PSV Eindhoven und Bodö/Glimt gilt der norwegische Meister als jenes Team, das am ehesten in Reichweite sein könnte. Zwei Gegentore innerhalb von vier Minuten nach der Pause besiegeln die Auswärtsniederlage.
18. September
Gegen das unterklassige Lausanne scheitert der FCZ dramatisch im Cup
Schon wieder versagen den Zürchern in der Endphase die Nerven. Nachdem das vermeintliche 2:2 von Lausanne in der Nachspielzeit annulliert wird, fällt es wenig später doch noch: Verlängerung. Und in dieser kassiert der FCZ durch einen Konter nach einem eigenen Freistoss das entscheidende Gegentor zur 2:3-Niederlage. Ancillo Canepa hadert im SRF:
«Wenn man die 90 Minuten anschaut: Wir waren auf dem Weg, den Sieg zu holen. Und dann passiert wieder so etwas. Das ist mühsam.
Was heute geschehen ist, kann ich nicht erklären, es ist unfassbar. Im dritten Match hintereinander kassieren wir in letzter Sekunde noch ein Tor.»
«Der Fussballgott meint es im Moment gar nicht gut mit uns.»
«Wer heute den Match gesehen hat: Was kann der Trainer dafür?! Er hat richtig aufgestellt, die richtigen Wechsel gemacht. Es waren individuelle Fehler, für die der Trainer wirklich nichts kann.»
20. September
Bei den Medien hat Foda keinen Kredit mehr
Die NZZ schreibt: «Man fragt sich seit langem: Warum zum Kuckuck hält der FCZ an Franco Foda fest?» Der «Blick» titelt: «Die Tage von Foda scheinen gezählt». Und der «Tages-Anzeiger» kommt zum Schluss: «Nur eine Trennung kann die Lösung sein.»
FCZ-Präsident Ancillo Canepa ist bislang anderer Überzeugung. Nach der Nationalmannschaftspause tritt der FC Zürich zum Derby gegen GC an. Stand jetzt mit Franco Foda als Trainer.
So feiern der FC Zürich und seine Fans den Meistertitel
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So feiern der FC Zürich und seine Fans den Meistertitel
Am Sonntag, 1. Mai 2022, ist es fix: Der FC Zürich ist erstmals seit seit 2009 wieder Schweizer Meister. Dementsprechend gross sind die Emotionen nach dem Schlusspfiff.
quelle: keystone / patrick straub
Dieses Video brachte Jürgen Klopp zum Weinen
Video: watson
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Inter Mailand kam im Halbfinal-Hinspiel in Barcelona zu einem 3:3-Unentschieden. Das Ergebnis deutet nicht auf ein besonders gutes Spiel für die beiden Goalies – doch Yann Sommer sorgte in der Champions League erneut für Begeisterung.
Kann ein Goalie, der drei Gegentore kassiert hat, wovon eines ein Eigentor von ihm selbst war, ein gutes Spiel gemacht haben? Ja, kann er, wie Yann Sommer am gestrigen Mittwochabend in der Champions League gezeigt hat. Denn wie so oft kommt es auch bei der Bewertung von Sommers Leistung beim 3:3-Unentschieden im Halbfinal-Hinspiel in Barcelona auf den Kontext an. Und der spricht klar für den 36-jährigen Schweizer im Tor von Inter Mailand.
Er hat die Mannschaft ja weiterentwickelt. Es war nie die Rede von in welche Richtung:).
Canepa ist ein Meister darin sich aus dem Dreck zu ziehen, etwas in Ruhe aufzubauen, Erfolge zu erzielen und dann den direkten Weg wieder in die Misere zu finden. Er baut auf und macht alles selber wieder kaputt. Seine Zeit beim FCZ war immer ein Auf und Ab.