Sancho (links), Alcacer (oben) und Hakimi jubeln nach dem Tor zum 3:2 gegen Leverkusen. Bild: AP/dpa
Borussia Dortmund schafft gegen Bayer Leverkusen eine spektakuläre Wende vom 0:2 zum 4:2 und übernimmt die Tabellenspitze der Bundesliga, während die Bayern nach der ersten Saisonniederlage in einer Minikrise stecken. Warum das Ganze mehr als nur eine Momentaufnahme ist.
Ein Spiel von Borussia Dortmund ist derzeit eine wahre Freude – mal abgesehen von den Gegnern, die wohl etwas weniger Spass haben an den Duellen gegen den BVB.
Doch nicht nur dem (neutralen) Zuschauer macht es derzeit Freude, den Schwarz-Gelben zuzuschauen. Auch die Spieler selbst haben offensichtlich Gefallen daran gefunden, das Runde so lange zu passen, bis es den Weg ins Eckige gefunden hat. Dortmund spielt mit einer unglaublichen Unbeschwertheit – sinnbildlich dafür war das 3:2 gegen Leverkusen in der 85. Spielminute. Dortmund liess sich nicht zur Brechstange verleiten, sondern fand spielerische Mittel, um den Siegtreffer nach einer langen und herrlichen Passstafette doch noch zu erzielen.
Alcacer trifft nach herrlicher Ballstafette. Video: streamable
Dortmund hat weniger individuelle Qualität in der Mannschaft als die Bayern. Dafür ist der BVB in der Breite deutlich besser aufgestellt als die Münchner – das könnte sich im Verlaufe einer langen Saison noch ausbezahlen.
Während bei Dortmund ein gesunder Konkurrenzkampf herrscht und Coach Lucien Favre diverse Optionen hat betreffend Formation und Aufstellung, sind die Bayern mit ihrem zu schmalen Kader sehr eingeschränkt. Durch die Verletzungen von Kingsley Coman, Corentin Tolisso und Rafinha wird es sogar richtig eng. Zuletzt fehlte auch Neuzugang Leon Goretzka mit Problemen im Sprunggelenk.
Kingsley Coman riss sich im ersten Spiel der Saison gegen Hoffenheim das Syndesmoseband und soll im Dezember zurückkehren. Bild: EPA/EPA
Die Bayern haben kaum eine Position doppelt besetzt. So sind nur sechs nominelle Verteidiger im Kader der Bayern. Auch im zentralen Mittelfeld spielt plötzlich Renato Sanches wieder. Der in München ausrangierte Portugiese bekommt unter Niko Kovac wieder eine Chance – er spielt aber auch, weil die Alternativen fehlen.
Die Bayern, werden gerade durch die Doppelbelastung mit der Champions League eine strenge Saison vor sich haben. Da dürfte auch mal die Frische für die Bundesliga fehlen.
Dortmund ist jung und wild – oftmals resultieren daraus etwas unkontrollierte Kamikaze-Auftritte. Doch die vielen jungen Spieler wie Christian Pulisic (20), Jacob Bruun Larsen (20), Jadon Sancho (18) oder Achraf Hakimi (19) werden von Partie zu Partie erfahrener und dadurch auch besser. Sie werden zwar Fehler begehen, die auch mal Punkte kosten werden, doch sie werden daraus lernen und je länger je konstanter.
Sechs Spiele, ein Tor und fünf Assists für den 18-jährigen Jadon Sancho. Bild: EPA/EPA
Auch die Innenverteidigung um Manuel Akanji (23) und Abdou Diallo (22) ist noch jung und wird von Partie zu Partie sicherer. Dortmund hat noch immenses Potential, die Leistungsgrenze ist noch längst nicht erreicht.
Nach sechs Bundesliga-Spieltagen hat Dortmund bereits zwölf verschiedene Torschützen vorzuweisen. Während Captain Reus (vier Tore), Alcacer (drei) und Larsen (zwei) schon mehrfach trafen, haben Sancho, Hakimi, Pulisic, Weigl, Wolf, Dahoud, Diallo, Witsel und Akanji bereits je ein Tor auf dem Konto.
Marco Reus trifft auch gegen Leverkusen, es ist bereits sein viertes Saisontor. Bild: EPA/EPA
Das Wissen, dass jeder Teamkollege treffen kann, nimmt den Druck von den einzelnen Spielern. Zudem macht es die Mannschaft für die Gegner unberechenbar, wenn jeder treffen kann – der Höhenflug von Dortmund ist nicht von der Form einzelner Spieler abhängig, sondern ist ein Produkt einer starken Mannschaft.
Während die Bayern nach dem 0:2 zur Pause in Berlin nicht mehr zu einer Reaktion fähig waren, schaffte dies der BVB auf überzeugende Art und Weise. Gleich vier Tore schenken die Dortmunder Bayer Leverkusen ein. In der Bundesliga-Geschichte gelang es dem BVB bisher noch nie, auswärts einen 0:2-Pausenrückstand noch zu drehen – bis zu diesem Wochenende.
Lucien Favre herzt Joker und Doppeltorschütze Paco Alcacer. Bild: AP/dpa
Solche Siege – schon gegen Leipzig drehte der BVB die Partie – zeugen natürlich von einer intakten Moral und geben Mut für weitere Aufgaben. Wenn eine Mannschaft spürt, dass sie komplizierte Spiele drehen kann, wird aus einer guten eine Top-Mannschaft.
Borussia Dortmund hat sich im Sommer hervorragend verstärkt. Besonders herauszuheben gilt es diesbezüglich Axel Witsel und Paco Alcacer. Während Witsel dem Mittelfeld Stabilität verleiht, pressing-resistent ist und auf hohe Passquoten kommt, hat Paco Alcacer bewiesen, was für ein grossartiger Goalgetter er ist. Der Spanier hat in 50 Spielminuten bisher drei Tore erzielt. Also alle 17 Minuten ein Tor – und das bei einem neuen Verein, in einer neuen Liga und trotz Ausfällen wegen muskulären Problemen.
Natürlich wird Paco seine Torkadenz nicht annähernd halten können. Trotzdem hat der 25-Jährige bereits deutlich gezeigt, dass er mehr als nur eine Notlösung für den BVB-Sturm ist.
Witsel only misplaced 1 pass all game pic.twitter.com/Ho6TxmndYj
— Billy (@TheWeiglRole) 29. September 2018
Witsel brachte gegen Leverkusen 78 von 79 Pässen an den Mann.
Lucien Favre wurde nach einigen mässigen Spielen in Dortmund bereits hart kritisiert – obwohl die Resultate mehrheitlich stimmten. Mittlerweile scheint die Mannschaft die Spielideen des Romands immer besser umsetzen zu können. Dortmund gewinnt die Spiele nicht bloss, sie zelebrieren den Fussball regelrecht und begeistern mit sauberem und schnellem Aufbauspiel und zielstrebigen Angriffen.
Lucien Favre scheint nun definitiv in Dortmund angekommen zu sein.
— Billy (@TheWeiglRole) 29. September 2018
Fussball, wie ihn Favre mag – auch wenn der von Roman Bürki lancierte Angriff nicht mit einem Tor endet.
Video: watson/nico franzoni, sandro zapella, Jodok Meier
7. Dezember 2011: Serienmeister Basel sorgt in der Champions League für eine Sternstunde des Schweizer Klubfussballs. Im letzten Gruppenspiel der Champions League besiegt der FCB den grossen Favoriten Manchester United mit 2:1 und zieht auf Kosten der Engländer in die Achtelfinals ein.
Es ist der Abend, an dem einer der in der jüngsten Zeit populärsten Basler Fan-Songs entsteht:
Eine Stunde ist vorbei im sechsten und letzten Gruppenspiel der Champions-League-Saison 2011/12. Der FC Basel führt gegen das grosse Manchester United, das mit den Superstars Wayne Rooney, Luis Nani, Rio Ferdinand und Ryan Giggs antritt, mit 1:0. Xherdan Shaqiri hatte von links vors Tor geflankt, dort wurde Marco Streller nicht gedeckt und mit einer Direktabnahme erzielte er nach neun Minuten schon die …